Zunächst sah es so aus, als würde der Antrag der ÖDP in Grund und Boden gestampft. Peter Erhard (FW), selbst Landwirt, ergriff als erster das Wort und sprach donnernd von einer Diskriminierung konventioneller Bauern, die hochwertige Lebensmittel produzierten. Seine Fraktion werde keinesfalls zustimmen. Das Ende jeglichen Weißwurst-Genusses wurde befürchtet, und Hans-Dieter Kandler (SPD) zerpflückte den Antrag wegen seiner vagen Formulierungen: Seien Bodenseeäpfel noch regional, fragte er, und wollte wissen, wann die Saison von Paprika endete. Bioanbau sei zertifiziert und erkläre sich selbst, konterte Marion Brülls (Grüne). Der sorge für Artenvielfalt, verwende keine Pestizide und sei gentechnikfrei. Gerade erst habe der Landkreis die Ökomodellregion aus der Taufe gehoben, unter anderem mit dem Ziel, die Öko-Anbauflächen zu verdoppeln. Das gehe nur mit einer steigenden Nachfrage, wie auch Anne Glas (Unabhängige) fand. „Wie können wir glaubwürdig sein, wenn wir bei der Umsetzung zögern?”, fragte sie. Immer mehr Landwirte wollten auf ökologischen Anbau umsteigen, könnten dies aber nur tun, wenn die Nachfrage das ermögliche. Der Landkreis habe die Möglichkeit, dies zu fördern. Landrat Klaus Metzger wies auf ein formales Problem hin: Die unklaren Formulierungen im Antrag (etwa das „vorrangige Verwenden” von entsprechenden Lebensmitteln) würden es für die Verwaltung schwer machen, später die Nachweise zur korrekten Umsetzung zu erbringen. Zumal für Krankenhäuser, Schulen oder ein paar Häppchen bei einer Besprechung im Landratsamt sehr unterschiedliche Weichenstellungen sinnvoll seien. Er schlug vor, den Antrag mit Hilfe der Verwaltung zu präzisieren und in der nächsten Kreistagssitzung erneut zu beraten. Schließlich wolle man die Umsetzung doch „gut machen”. Zuvor hatte Marion Brülls schon eine andere Strategie vorgeschlagen: Eine stufenweise Einführung, also beispielsweise 30 Prozent ökologische Lebensmittel. Das traf die Gemütslage von Rupert Reitberger (CSU). Der Vorsitzende des Wasserzweckverbands Magnusgruppe begrüßte den Antrag mit Blick auf „einen gesunden Boden”. Zugleich wusste er aber zu berichten, dass es für Gastronomen und Caterer schwierig sei, 100 Prozent bio zu garantieren. BBV-Obmann Reinhard Herb (CSU) war zwar einerseits grundsätzlich darüber vergrätzt, dass heutzutage jedermann über Humusbildung besser Bescheid wissen wolle als die Landwirte. Andererseits gab es seine Zustimmung dafür, die Nachfrage nach ökologischem und regionalen Anbau zu unterstützen. Das wäre beim Fleisch, insofern es überhaupt auf dem Markt zu haben sei, allerdings niemals mit nur zehn Prozent Preisaufschlag zu haben, wie zuvor angesprochen worden war. Der Kern des Problems sei nämlich, dass den Menschen die Öko-Produktion zu teuer wäre. „Wir wollen dahin”, sagte er, „aber nicht mit der Brechstange.”