Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 28.01.2020 17:37

„Ich war hochgradig süchtig”

Der Mann stammt aus der ehemaligen DDR. Seine Eltern wollten in den 80er Jahren mit ihm und dem Bruder flüchten. Bis Ungarn schaffte es die Familie, dann wurde er krank und alle mussten umkehren. Der Stasi blieb der Fluchtversuch nicht verborgen. Die Eltern landeten im Gefängnis, er bei der einen Oma, der Bruder bei der anderen. Auf dieses frühkindliche Trauma führt der Bankkaufmann einige Probleme zurück, die ihm als erwachsenem Mann zu schaffen machten. Zunächst verlief seine Karriere vorbildlich. Schließlich bekleidete er sogar eine herausgehobene Stellung bei einer Privatbank. Doch dann entstand der vernichtende Strudel: Liebeskummer, Trennung, Depressionen, Borderline, Schulden, Drogen. Immer mehr Drogen, wobei es stets bei Cannabis blieb. 2011 wies er sich selbst in eine psychiatrische Klinik ein. Er verlor seine Arbeit, stürzte völlig ab. 2016 landete er sogar in der Obdachlosigkeit. „Ich hatte keinen Cent mehr”, beschreibt er seine Lage. Als er, im südlichen Wittelsbacher Land, doch wieder eine Bleibe fand, baute er Marihuana an. In seinem Schlafzimmer.

Das Schöffengericht beriet sich, danach verkündete Amtsgerichtsdirektor Walter Hell das Urteil, das auch rechtskräftig wurde. Ein Jahr und zehn Monate Haft drohen dem 37-Jährigen, sollte er während der nächsten drei Jahre noch einmal bei irgendeiner Straftat oder gar mit Drogen erwischt werden. 2000 Euro muss er in Raten an die Drogenhilfe zahlen.


Von Monika Grunert Glas
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