Ab sofort wird allen Bürgern von Pöttmes über Mering bis nach Steindorf ein kostenloser Solar- und Gründachpotenzialkataster angeboten. Das ist ein Online-Werkzeug, mit dessen Hilfe Hausbesitzer einen schnellen Überblick darüber erhalten können, ob und in welchem Ausmaß ihr Dach für Solarpanele oder eine Begrünung geeignet ist. Zudem gibt der Kataster detaillierte Auskunft über Kosten, Wirtschaftlichkeit oder CO2-Einsparpotenzial der potenziellen Anlage. Ziel sei es die Bewohner des Landkreises an den aktiven Umweltschutz durch Solarenergie und Gründächer heranzuführen und für die Thematik zu sensibilisieren, so Metzger. Der Kataster ist im Internet unter solare-stadt.de/aichach-friedberg/Solarpotenzialkataster zu finden und klärt auf, inwieweit das eigene Dach sowohl für eine Photovoltaikanlage, also den Stromgewinn durch Sonnenenergie, für Solarthermie, also den Wärmegewinn durch Sonnenenergie, oder für eine Bepflanzung geeignet wäre. Auf der Website hat jeder die Möglichkeit, seine eigene Adresse, ähnlich wie bei der Nutzung von Google Maps, in ein Suchfeld einzugeben. Gleich darauf wird das eigene Gebäudedach schematisch dargestellt. Mithilfe eines Farbsystem erkennt man auf den ersten Blick, ob das Dach für grünere Strom-, Wärme- und Gestaltungsalternativen geeignet wäre. Das Haus kann dann genauer in den Blick genommen werden. Der Verbraucher kann seine Angaben durch das Beantworten verschiedener Fragen individualisieren. Wohnen vier oder sechs Personen in dem Haus? Wie viel Strom wird in etwa verbraucht? Ist es ein privat oder geschäftlich genutztes Gebäude? Zusätzlich wird abgefragt, ob sich der Bewohner für den Strom- oder den Wärmegewinn interessiert und, ob er einen Batteriespeicher nutzen möchte. Diese Faktoren werden dann in den Berechnungen berücksichtigt. Daraufhin geht es ans Eingemachte. Das Dach wird analysiert und es ist einsehbar, wie viele Module an welcher Stelle Sinn machen würden. Unter anderem kann nachvollzogen werden, wie viel Strom diese akquirieren oder inwieweit sich die Installation rechnen würde. Der Gründachkataster arbeitet nach demselben Prinzip und stellt erste Einschätzungen an. Hier werden jedoch ausschließlich Flachdächer berücksichtigt. Der Kataster nutzt für seine Analyse unterschiedlichste Informationen, die eingespeist wurden. Zu diesen zählen Geodaten wie Satellitenaufnahmen und Topographie aber auch Laserscans. So wird beispielsweise die Dachneigung bestimmt. Zudem spielen Wetterdaten, wie die durchschnittliche Sonneneinstrahlung, eine Rolle. All diese Informationen wurden zusammengetragen und die vom Landratsamt beauftragte Firma tetraeder.solar entwickelte daraus das Onlinetool. Auf der Website können Nutzer jedoch nicht nur auf das Potenzial ihrer Dächer aufmerksam werden, sondern haben auch die Möglichkeit, sich grundsätzlich über Solarenergie und Gründächer zu informieren. Es werden die häufigsten Fragen beantwortet und Tips zur Planung gegeben. Nachdem Solaranlagen nur in ihrer Herstellung und nicht in ihrem Strom- und Wärmegewinn das schädliche CO2 ausstoßen, stellt die Solarenergie durchaus eine umweltschonende Alternative dar. Laut dem Fraunhofer Institut zeigte eine Studie aus dem Jahr 2017, dass sich die Energierücklaufzeit von entsprechenden Photovoltaikanlagen bei einer Lebensdauer von circa 25 Jahren auf nur 2,5 bis 2,8 Jahre beläuft. Und auch Landrat Dr. Klaus Metzger sowie Stefanie Schmaus von der Fachstelle für Klimaschutz des Landratsamts Aichach-Friedberg sind sich sicher, Solarenergie sei ein Weg „der größten Herausforderung unseres Jahrhunderts zu begegnen”. Auch begrünte, also bepflanzte Dächer, tragen ihren Teil dazu bei. Das Mikroklima wird verbessert und ein Beitrag zu einer besseren Luftqualität geleistet. Zudem kann durch die einhergehende Wärmedämmung und dem Hitzeschutz Energie eingespart werden, und Regenwasser wird aufgefangen. Dasselbe Projekt wurde im Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm bereits vor über zweieinhalb Jahren realisiert. Dort würde der Kataster „wahnsinnig gut angenommen” werden, so Harald Wunder, Mitarbeiter des Landratsamts Pfaffenhofen. Auch die dortige Betreuerin des Projekts Doris Rottler ist begeistert: „Wir bekommen häufig Mails, in denen Nutzer beschreiben, dass sie besonders die unabhängige Ersteinschätzung schätzen. Sie empfinden es als hilfreich, sich vor einem Fachgespräch informieren zu können”. Wichtig ist den Aichacher Verantwortlichen jedoch: Der Kataster ist ein Rechner und ersetzt keine Fachplanung. Er stellt lediglich eine erste Einschätzung dar und soll die Hürde, sich mit der Thematik auseinanderzusetzen, erleichtern. Es handelt sich hierbei um ein Leader-Projekt. Leader ist ein Ansatz der EU zur Förderung ländlicher Räume. Über das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Nördlingen und in Zusammenarbeit mit dem Wittelsbacherland-Verein konnten Fördergelder in Höhe von 18 432 Euro aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums ermöglicht werden. Nichtsdestotrotz wird „Klimafreundliche Dächer im Wittelsbacherland” mischfinanziert. Das Gesamtprojekt beläuft sich auf Kosten von circa 47 000 Euro. Dies hängt unter anderem mit den geplanten Begleitmaßnahmen zusammen. Das Landratsamt Aichach-Friedberg möchte im kommenden Jahr drei weitere Angebote realisieren. Zum einen sollen Solarabende angeboten werden. Angedacht ist hier ein offenes Bürgerforum für alle Interessierten zum Austausch und zur Information. Von April bis September sollen jeweils sechs Termine im Jahr 2020 und 2021 stattfinden, die von einem Energieberater begleitet werden. Zudem werden Infoveranstaltungen zum Thema Dachbegrünung organisiert. Diese Vortragsabende finden insgesamt acht mal in den kommenden zwei Jahren statt. Beide Angebote werden in verschiedenen Gemeinden Aichach-Friedbergs ausgerichtet, um möglichst viele Bürger einzubeziehen. Zum dritten möchte die Fachstelle für Klimaschutz eine Ausstellungen zur Thematik konzipieren und Ausstellungsstücke anschaffen. Diese können dann an Schulen oder Rathäuser verliehen werden und dort, so die Hoffnung der Initiatoren, aufklären und sensibilisieren. Zusätzliche Veranstaltungen sind geplant