„Anker” steht für An(kunft), k(ommunale Verteilung), E(ntscheidung) und R(ückführung). Um all diese Herausforderungen in möglichst kurzer Zeit meistern zu können, sind in dem Zentrum das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf), die Bundesagentur für Arbeit (vor allem Türken haben eine gute Bleibeperspektive und sollen schnell Fuß fassen auf dem Arbeitsmarkt), die Zentrale Ausländerbehörde, die Malteser, die Diakonie, Polizei und Gesundheitsamt unter einem Dach. 13 Mitarbeiter und ein Sicherheitsdienst sind vor Ort. Ein Geflüchteter kann selbstständig dort vorsprechen, von der Polizei gebracht werden (nachdem er beispielsweise im Zug oder an der Grenze aufgegriffen wurde) oder zugewiesen werden. Nach seiner Ankunft wird der Asylsuchende erkennungsdienstlich behandelt. Seine Fingerabdrücke werden genommen, Augenfarbe, Größe, Pass werden registriert. Nun ist er deutschlandweit erfasst. Hat er keine Papiere, wird zur Klärung von Identität und Herkunft sein Handy ausgelesen. Dann geht es um die Gesundheit: Es wird Blut abgenommen, es gibt einen Shuttleservice zum Röntgen im Friedberger Krankenhaus. „Das ist wichtig, oft wissen die Menschen ja selbst nicht, dass sie krank sind”, sagt der Leiter des Zentrums, Frank Kurtenbach. Seit fünf Jahren ist er im Asyl tätig, zuvor beschäftigte er sich mit illegalen Spielhöllen und Prostitution. Drei Viertel der Ankommenden bleiben in Schwaben, ein Viertel, zum Beispiel alle Syrer, werden anderswo aufgenommen. Das Behördenzentrum, zuständig für Türken, Gambier, Nigerianer und, neu, weil wegen des großen Zustroms aus der Türkei für Türken nicht mehr nur Schwaben zuständig ist, im Zuge der Umverteilung auch Iraker, hat rund um die Uhr geöffnet. Außerhalb der Bürozeiten kümmern sich die Malteser um die Aufnahme. Diese haben vor Ort auch eine Kleiderkammer, denn manche Asylsuchenden kommen nur mit dem, was sie auf dem Leib haben. Dreimal am Tag gibt es Essen vom Caterer für alle, es wird im Flur an Bierbänken eingenommen. Nachts liegen für Neuankömmlinge Lunchpakete bereit. Frauen und Männer werden in zwei großen Schlafsälen untergebracht. Dicht an dicht stehen die Stockbetten, 78 für Frauen, 98 für Männer. Familien werden also auch mal getrennt. Schmale Spinde gibt es draußen im Gang. Anderes ist es in der ehemaligen Gewerbehalle nicht möglich. „Auch deshalb”, sagt Frank Kurtenbach, „ist nicht vorgesehen, dass jemand länger als drei Tage hier bleibt.” Immerhin rechnet man bei der aktuellen Flüchtlingslage damit, dass höchstens 50 Betten belegt sein werden, bei fünf Neuankömmlingen pro Tag. Kurtenbach betont, wie wichtig allen der sensible Umgang mit den Geflüchteten ist, besonders den „vulnerablen Gruppen” wie Frauen. Sie werden zum Beispiel nur von Frauen untersucht und können in absperrbaren Einzelkabinen duschen. Nächste Station nach dem Anker-Behördenzentrum ist der Kobelweg, dort ist eine Aufenthaltsdauer von sieben Tagen vorgesehen. Danach leben die Geflüchteten in Dependancen wie an der Berliner Allee, die heute eröffnet wird und für Eltern mit schulpflichtigen Kindern vorgesehen ist (maximal 200 Personen), in Mering, wo aktuell 112 Menschen (Familien mit kleinen Kindern) untergebracht sind, Inningen (nur Männer), ab dem zweiten Quartal 2020 Neu-Ulm (gemischt mit eigenen, bewachten Stockwerken für alleinreisende Frauen und deren Kinder) und irgendwann 2020 auch in zwei Häusern in Kempten (eins für Männer, eines für Familien). In den Dependancen ist eine Aufenthaltsdauer von sechs Monaten (Familien) bis 18 Monaten vorgesehen, aktuell liegt sie bei vier Monaten. Im Anschluss sind die Kommunen für die Unterbringung der abgelehnten oder geduldeten Geflüchteten zuständig. Wer anerkannt ist, hat eine dreijährige Residenzpflicht in Bayern und braucht eine Wohnung. Aufenthaltsdauer von drei Tagen