Die Angeklagten sind 18, 19 und 20 Jahre alt und fanden es aus einem nicht näher beleuchteten Grund lustig, sich in einer lokalen WhatsApp-Gruppe der Fridays-for-Future-Bewegung anzumelden und dann Sprüche und Bilder zu posten. Da waren ein paar harmlose Beiträge über Donald Trump und anderes Zeitgeschehen dabei, aber auch etliche Posts aus dem Nazi-Milieu: Hitler selbst und Hitlergruß, SS-Runen und ein Sammelsurium aus Hakenkreuzen, dazu geschichtsvergessene Kompositionen wie diese: ein Dr.-Oetker-Pizzakarton, der das Konterfei von Anne Frank zeigt, über dem der Schriftzug prangt „Die Ofenfrische”. Übrigens muss man sich nicht in einschlägigen Zirkeln bewegen, um an solche Bilder zu kommen, soziale Medien sind voll davon. Nicht alles waren Nazi-Beiträge, die jungen Männer hatten auch Zugriff auf verunglimpfende Darstellungen sämtlicher anderer Gruppen, die von jeher Anfeindungen ausgesetzt sind: rassistische und frauenfeindliche Bilder, antisemitische Sprüche, die Herabwürdigung von Behinderten sowie Hetze gegen Asylbewerber. Immerhin redeten die Heranwachsenden nicht um den heißen Brei herum: Alle drei gaben sofort zu, dass sie die Posts verschickt haben. Es war gerade langweilig, Alkohol war auch im Spiel. „Ich fand es damals witzig”, sagte einer. „Das Problem ist nur: Das ist nicht witzig”, erklärte ihm Richterin Eva-Maria Grosse. „Gerade in Zeiten wie diesen nicht”, sagte sie mit Hinweis auf das politische Tagesgeschehen der vergangenen Wochen. Alle drei Angeklagten gaben an, dass die Inhalte nicht ihrer Einstellung entsprechen. Die Jugendgerichtshilfe hat in Gesprächen herausgefunden, dass alle noch zu Hause leben, in geordneten Verhältnissen und mit intaktem Familienleben, Freundeskreis und Hobbys. Zwei sind noch in der Ausbildung, einer schon voll im Berufsleben. Der Richterin war klar, dass sich im Chat eine Eigendynamik entwickeln kann; mehr Bilder, mehr Lacher, mehr Proteste auf Seiten der Fridays-for-Future-Anhänger. Es könne schon vorkommen, dass man spontan über etwas lache, das nicht korrekt sei. Aber dann müsste man seinen Fehler eben schnell erkennen und feststellen: Das ist nicht komisch.