Die Ausstellung soll ab 29. April zeigen, wie und warum diese Städte entstanden, wie sie der Motor für weitere Entwicklungen wurden und welche Spuren von damals heute noch prägend sind. Mehr noch: „Im Wittelsbacher Land liegt die Kernzelle dieser Entwicklung”, wie der Referent darlegte. Um das Jahr 1100 herum begannen in Italien die ersten Städte zu entstehen, nicht zuletzt deshalb, weil auch die Bevölkerung wuchs, die sich wegen einer für die Lebensmittelproduktion günstigen Klimaveränderung besser ernähren konnte. Inmitten der Umbrüche der damaligen Zeit wurde Otto von Wittelsbach im Jahr 1180 zum Herzog erhoben und erhielt dadurch die Möglichkeit, Stadt- und Marktrechte zu verleihen. Aber nicht nur er begann damit, Städte und Märkte zu gründen: „In nur drei Generationen entstand die heutige Infrastruktur”, sagte Dr. Peter Wolf über die Siedlungsentwicklung in Altbayern. Es habe regelrecht „Gründungsfieber” geherrscht. Während es in Italien schon erste Impulse gab, war „Altbayern damals noch ein Raum fast ohne Städte”, berichtete Dr. Peter Wolf. Das sollen die Besucher der Landesausstellung, die im Wittelsbacher Schloss in Friedberg und im alten Aichacher Feuerwehrhaus stattfindet, in Friedberg erfahren. Im Schloss sollen die Wachstumsbedingungen, die Hintergründe der besonderen Stadtrechte und Aspekte der Infrastruktur beleuchtet werden, es geht dort eher um die historische Theorie und den exemplarischen Zugang zum Thema. In Aichach steht eher die Erfahrbarkeit der Geschichte im Mittelpunkt. Denn den Ausstellungsmachern ist daran gelegen, die Besucher nicht zu belehren, sondern sie zu begeistern, ihnen nicht Geschichte vorzuhalten, sondern Geschichten zu erzählen. Wissen wird trotzdem vermittelt, auch zum Thema „Stadtluft macht frei”. Bekanntlich war das der erste Titel der Ausstellung, der zurückgezogen wurde, nachdem eine öffentliche Debatte wegen der anklingenden Nazi-Parole „Arbeit macht frei” in Gang gekommen war. Das habe für Missverständnisse gesorgt, „und Missverständnisse im Titel gehen nicht”, erklärte Wolf. Nichtsdestoweniger steht „Stadtluft macht frei” für eine bedeutsame gesellschaftliche Entwicklung und ein neues Lebensgefühl ab dem 12. Jahrhundert. Was das Freisein in den Städten bedeutete, warum die Äbtissin des Kühbacher Klosters schnell beklagte, dass die Menschen in die Stadt abwanderten, wo sie neue Chancen bekamen, werden die Besucher am Ende der Ausstellung wissen. Alle historischen Exponate, die für die Ausstellung aus Museen und Sammlungen ausgeliehen werden, kommen ins Friedberger Schloss. Das hat einen einfachen Grund: Die Anforderungen an Sicherheit und das klimatische Umfeld können im alten Aichacher Feuerwehrhaus nicht gewährleistet werden. Das eröffnet den Ausstellungsmachern in Aichach im Gegenzug ganz andere Möglichkeiten, vor allem multimediale Techniken kommen dort zum Einsatz. Gezeigt wird beispielsweise ein eigens gestalteter Film, der den Weg „von der Burg zur Stadt” in Oberwittelsbach und Aichach veranschaulichen soll und die Zeit von 1208 bis 1348 umfasst. Wandhohe Projektionen sollen Eindrücke vom Leben in der Stadt vermitteln. Einer der Höhepunkte wird ein 3-D-Flug durch ein historisches Stadtmodell aus dem 16. Jahrhundert sein. Quasi direkt aus dem Aichacher Feuerwehrhaus hinaus sollen sich kurze Führungen in die Stadt anschließen. Die Ausstellung über die Stadt und die Stadt selbst werden so miteinander verbunden. Wer nicht an einer Führung teilnehmen kann oder will, kann über Info-Tafeln seine Eindrücke vertiefen. „Das macht richtig Lust auf die Ausstellung”, sagte Christoph Lang, Leiter des Aichacher Stadtmuseums, am Ende des Vortrags. „Jetzt freuen wir uns noch mehr auf die Landesausstellung.”