Tatsächlich nutzte der heute 83-Jährige die neue Freizeit, um sich wieder ganz der Komposition zu widmen. „Das hält mich lebendig”, sagt er. „Ich brauche keinen Urlaub, ich habe die Musik.” Seine neuesten Tonschöpfungen sind am 27. Oktober in der Sielenbacher Wallfahrtskirche Maria Birnbaum zu hören. Dort aufgeführt werden Marienlieder, die Schmitt (an den Tasteninstrumenten) zusammen mit dem Vokalensemble Peu A Peu und dem Fagottisten Wolfgang Zahn vorstellt. Schmitt hat Marien-Texte aus unterschiedlichen Jahrhunderten vertont, unter anderem „Il sogno della vergine”, und sie für drei Frauenstimmen gesetzt. Meinrad Schmitt zählt sich zur „Enkelgeneration Hindemiths”, jenes Komponisten, der mit seiner rauen, oft dissonanten Musik als Bürgerschreck galt. Bei Paul Hindemiths Meisterschülern Harald Genzmer und Mark Lothar studierte Meinrad Schmitt an der Münchener Musikhochschule. Ab 1965 lehrte er dann selbst dort, seit 1974 als Professor für Musiktheorie. Trotz seiner musikalischen Herkunft: „Ein Neuntöner war ich nie”, erklärt der Klingener. „Ich habe nie Musik komponiert, die die Leute vergräzt.” Schmitt schreibt (meist im Auftrag) für unterschiedlichste Besetzungen und Anlässe. Kammermusik ebenso wie hochkomplizierte Konzerte für Harfe und Percussion oder Bühnenmusiken, die mit Orff-Instrumenten von Kindern aufgeführt werden können. So geschehen in den Anfangsjahren des Pegasus-Theater in Adelzhausen. Es komme nicht auf die Besetzung oder auf das Können der Ausführenden an, „schon das einfachste Lied kann Herzen öffnen,” formuliert es Schmitt. Musik müsse eine „humane Botschaft” transportieren. Die Lieder, die in Maria Birnbaum zu hören sind, hat Schmitt peu à peu gewidmet. Die drei Frauen aus dem Raum Wertingen singen geistliche und weltliche Lieder vom Mittelalter bis zur Moderne. So sind in Sielenbach auch Werke von Ignaz Reimann, John Dunstable und Zoltán Kodály zu hören. Renate Schmitt liest Gedichte aus dem Zyklus „Marienleben” von Rainer Maria Rilke. Das Konzert am 27. Oktober in Sielenbach beginnt um 16.30 Uhr. Der Eintritt ist frei.