Beratungen werden im Landkreis von verschiedener Seite durchgeführt: Zum einen vom Jugendamt selbst, zum anderen, in weit größerem Umfang, von freien Trägern. Das sind die „Erziehungs-, Jugend- und Beratungstelle” der Katholischen Jugendfürsorge in Aichach und Kissing, die „Evangelische Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche” in Augsburg sowie die „Ehe-, Familien- und Lebensberatung” des Diakonischen Werks und der Diözese Augsburg mit Außenstellen in Aichach und Friedberg. Alle Einrichtungen wiesen seit Jahren steigende Fallzahlen auf, erklärte Jugendamtsleiter Bernd Rickmann den Mitgliedern des Jugendhilfeausschusses in dessen Sitzung am Mittwoch. Das bedeutet, dass viele, die Hilfe suchen, zwischen zwei und drei Monate auf einen Termin warten müssen. Dabei ist es gerade im Kinder- und Jugendalter wichtig, möglichst frühzeitig eingreifen, um negative Entwicklungen zu vermeiden. Die sind nicht nur schlecht für die Familien, sondern kosten, besonders wenn sie sogar in stationäre Behandlungen münden, viel Geld. Die Experten in den Beratungsstellen stellen noch eine weitere Entwicklung fest: Mittlerweile würde es etwa bei der Hälfte der Fälle um Probleme bei Trennung und Scheidung gehen. „Die präventive Bedeutung dieser Beratungsleistungen für die Kinder- und Jugendhilfe kann nicht hoch genug eingeschätzt werden”, beurteilt Rickmann das. Darauf reagiert man im Wittelsbacher Land zweifach: Zum einen werden die Stellen weiter aufgestockt. So wurde die Erziehungsberatung in Aichach bereits um eine halbe Stelle erweitert, die Außenstelle des Diakonischen Werks in Friedberg bekommt 0,3 Stellen mehr, perspektivisch sollen es insgesamt 1,5 Stellen mehr sein. Gleichzeitig, so Rickmann, werden die Einrichtungen der Erziehungsberatung mit den Familienstützpunkten, die der Landkreis gerade aufbaut, verknüpft. Ziel ist ein „Beratungsverbund”, damit regelmäßig und auch schnell Sprechstunden und Beratungen durchgeführt werden können. Die generelle Problematik gestiegenen Beratungsbedarfs ist auch in München erkannt worden. Schon im vergangenen Jahr hat das Sozialministerium ein Maßnahmenpaket geschnürt. In dessen Zuge wurde die Beratungsstelle in Aichach schon um die halbe Stelle aufgestockt. Sie wird mit 7150 Euro gefördert. Insgesamt unterstützte im Jahr 2018 der Landkreis Aichach-Friedberg die Arbeit der freien Träger mit knapp 267 000 Euro.