Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 03.08.2019 12:00

Ärger über leere OP-Säle

„Wenn ich im modernsten Krankenhaus Europas künftig nicht einmal mehr meinen Blinddarm operieren lassen kann und wenn, daraus resultierend, topmoderne OP-Säle leer stehen, dann kann das nicht zielführend sein”, sagte er bei seinem Grußwort zur Eröffnung der Ausstellung (Bericht folgt), die sich mit der geschlossenen Geburtshilfe in Aichach beschäftigt.

Wie diese Woche berichtet, soll die schwierige Situation der Kliniken mit einem erwarteten Defizit von elf Millionen Euro in diesem Jahr dadurch bewältigt werden, dass in den beiden Häusern in Aichach und Friedberg Schwerpunkte gebildet werden. Die sollen in Aichach die Gastroenterologie und die Kardiologie sein, auch die Gefäßchirurgie soll dort bleiben. Das hat unter anderem die Konsequenz, dass nur noch in einem der drei OPs des 50-Millionen-Neubaus operiert wird.

Auch wenn Landrat Dr. Klaus Metzger und Klinik-Geschäftsführung betonen, dass es sich nur um erste Schritte zu einer Konsolidierung handele, glaubt Habermann nicht, dass das der richtige Weg ist. Nach der Geburtsstation, die gar nicht erst eröffnet wurde, stünden nun zwei moderne OP-Säle leer - „das ist nicht zielführend”, sagte er gestern und bezweifelt, dass die Rechnung betriebswirtschaftlich aufgeht. Statt medizinische Leistungen aus Aichach abzuziehen, sollte man sich die Frage stellen, warum die Patientenzahlen zurückgegangen seien - das sei der Hauptgrund für das hohe Defizit. Bekanntlich können in Aichach nicht alle Betten belegt werden, weil das Pflegepersonal fehlt. Zwar kämpfen auch andere Kliniken mit dem Fachkräftemangel bei Pflege und Ärzten, in Aichach sei das aber auch ein „hausgemachtes Problem”. Habermann wirft Geschäftsführer Dr. Krzysztof Kazmierczak gravierende Defizite bei der teamorientierten und mitarbeiterorientierten Führung vor. Die beschlossenen Maßnahmen hält er nur für ein „politisches Signal” und Aktionismus.

Er wiederholte auch seinen Vorwurf, dass es gar nicht das Ziel gewesen sei, die Geburtsabteilung in Aichach zu eröffnen, stattdessen hätte die Geschäftsführung immer auf eine Hauptabteilung für Geburtshilfe gesetzt - die es mittlerweile in Friedberg gibt.

Für Habermann ist aber klar, dass „Aichach nicht der Blinddarm von Friedberg sein kann”. Angesichts des unterschiedlichen Einzugsgebietes könnten beide Häuser auch ohne die Umorganisation bestehen. „Wir haben gutes Personal und in Aichach wird gute Medizin gemacht”, betonte er gegenüber der AZ. Zusammen mit seinen Kollegen in der Region, etwa Inchenhofen, Kühbach oder Pöttmes, wolle er weiter um das Krankenhaus kämpfen. Die Ablösung des Geschäftsführers forderte er nicht direkt, sagte aber: „Wenn man in der Wirtschaft das Defizit innerhalb eines Jahres verdoppelt, würde das nicht ohne Konsequenzen bleiben.”


Von Berndt Herrmann
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