Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 10.07.2019 12:00

Rat für die Eltern der Pubertiere: Aichach bekommt einen Familienstützpunkt

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Dabei ging es auch um die Frage, was die Familienstützpunkte sind und ob man überhaupt eine weitere Beratungseinrichtung braucht. Wie mehrfach berichtet, verfolgt das Jugendamt das Projekt seit einigen Jahren, mittlerweile ist ein erster Stützpunkt in Kissing eingerichtet.

Es geht um „niederschwellige” Maßnahmen. Dazu gehören im Rahmen der Familienbildung zum Beispiel Kurse, Informationsabende und auch Beratungen jenseits klassischer Erziehungsberatung oder anderer Angebote. So kann man mit Gesprächen oder anderen Hilfen vermeiden, dass es zu massiven Krisen kommt. Das ist im Interesse der Kinder, Familien und Gesellschaft. „Prävention” heißt das Zauberwort.

Besonders wichtig, das wurde in der Diskussion mit den Aichacher Stadträten deutlich: Die Eltern dürfen keine Schwellenangst oder Scheu haben, dort Rat zu suchen. Auch dürfen die Eltern nicht den Eindruck haben, in der Erziehung versagt zu haben. Stützpunkte sind in Kissing, Mering, Friedberg, Pöttmes und eben Aichach geplant, wobei die Arbeit jeweils unterschiedlich aussehen wird.

Denn es sollen keine „Parallelstrukturen”, keine Doppelangebote aufgebaut werden. Nachdem die Beratungsangebote in den einzelnen Orten sehr unterschiedlich sind - in Aichach gibt es zum Beispiel eine Erziehungsberatungsstelle, in Friedberg nicht -, wird auch jeder Stützpunkt anders aufgestellt sein und anders arbeiten. Rickmann spricht von einem offenen Prozess, der sich mit den jeweiligen Partnern entwickeln wird.

Denn das ist das zweite Charakteristikum der Stützpunkte: Sie werden mit den vorhandenen Einrichtungen zusammenarbeiten, ein Netzwerk aufbauen und Eltern somit nicht unbedingt selbst helfen, sondern die jeweils beste Hilfe vermitteln.

Die Stützpunkte betreibt der Landkreis nicht selbst, sondern gibt das in die Hand freier Träger. In Aichach ist das der Caritas-Kreisverband. Die Träger stellen auch das Personal, jeweils eine sozialpädagogische Fachkraft ein, die Kosten dafür übernimmt der Landkreis.

Den Bedarf für die Stützpunkte gibt es, das hat das Jugendamt in einer Bürgerbefragung ermittelt. Wichtige Themen, bei den Eltern gerne Rat und Hilfe hätten, sind an erster Stelle die Medienerziehung, Pubertät und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

Der Standort in Räumen des Sozialkaufhauses an der Bahnhofstraße soll möglichst nicht auf Dauer sein. Bürgermeister Klaus Habermann könnte sich vorstellen, dass der Stützpunkt in das geplante Wohnquartier, das die Stadt zusammen mit der Eleonore-Beck-Stiftung auf der Wiese neben dem Hit-Markt plant, umzieht. Eine solche Einrichtung gehöre dahin, wo die Menschen leben, so Habermann.

Das sei die beste Möglichkeit, die Scheu abzubauen, eine solche Stelle aufzusuchen. Ein frühzeitiges Gespräch kann verhindern, dass es zu größeren Problemen in der Erziehung kommt


Von Berndt Herrmann
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