Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 05.07.2019 12:00

Zwei Monate Duldung statt Ausreise?

Elena mit Maria,   die mit einer Herzerkrankung auf die Welt kam. Sie haben die Wahl zwischen einer Ausreise am Sonntag oder einer zweimonatigen Duldung. 	Foto: Carina Lautenbacher (Foto: Carina Lautenbacher)
Elena mit Maria, die mit einer Herzerkrankung auf die Welt kam. Sie haben die Wahl zwischen einer Ausreise am Sonntag oder einer zweimonatigen Duldung. Foto: Carina Lautenbacher (Foto: Carina Lautenbacher)
Elena mit Maria, die mit einer Herzerkrankung auf die Welt kam. Sie haben die Wahl zwischen einer Ausreise am Sonntag oder einer zweimonatigen Duldung. Foto: Carina Lautenbacher (Foto: Carina Lautenbacher)
Elena mit Maria, die mit einer Herzerkrankung auf die Welt kam. Sie haben die Wahl zwischen einer Ausreise am Sonntag oder einer zweimonatigen Duldung. Foto: Carina Lautenbacher (Foto: Carina Lautenbacher)
Elena mit Maria, die mit einer Herzerkrankung auf die Welt kam. Sie haben die Wahl zwischen einer Ausreise am Sonntag oder einer zweimonatigen Duldung. Foto: Carina Lautenbacher (Foto: Carina Lautenbacher)

Das Problem: Muss sie zu einem späteren Zeitpunkt ausreisen, sind alle Beihilfen, die ihr jetzt für Reise, medizinische Versorgung und Wiedereingliederung zur Verfügung gestellt würden, hinfällig. Ob das angesichts der ungewissen weiteren Aufenthaltsdauer für sie in Frage kommt, war gestern noch nicht entschieden.

Elenas Schicksal hat die Leser der AICHACHER ZEITUNG sehr bewegt. Das Auseinanderreißen einer Familie und das ungewisse Leben, das die Mutter mit den drei und fünf Jahre alten Kindern, von denen eines unter einer Herzerkrankung leidet, erwartet, hat mehrere Menschen bewogen, sich bei der Zeitung oder direkt bei den ehrenamtlichen Betreuern in Sielenbach zu melden. Mehrere Leser haben finanzielle Unterstützung angeboten. Einige haben sich an Politiker gewendet, die zumindest teilweise ihrerseits aktiv geworden sind. Alois Vogg aus Klingen, unter anderem engagiert bei der Haitihilfe, hat nach der Lektüre des Artikels in der AICHACHER ZEITUNG die Initiative ergriffen und Elena zur Regierung von Schwaben begleitet, während bei der Familie Straßer eine Art Telefon- und Krisenzentrale entstand. Sie begleitet Elena und ihre Familie schon lange ehrenamtlich.

Zwar hat die 38-Jährige noch Familie in der Ukraine, die lebt aber in Donezk, wo immer noch gekämpft wird. Trotzdem gilt die Ukraine als sicheres Herkunftsland, weil nur im Osten Krieg herrscht. Zwei Klagen gegen die Abschiebung wurden deshalb abgewiesen. Zur Wahl blieb danach nur die freiwillige Ausreise, andernfalls sei zu erwarten gewesen, dass die Familie von der Polizei abgeholt und zum Flughafen gebracht wird, berichtet Helferin Agnes Straßer.

Die Rückkehrberatung der Caritas weist allerdings den Vorwurf zurück, sie habe sich nicht für die Situation der Familie interessiert. Elena habe vor einem Jahr erwogen, allein mit den Kindern zurückzugehen. Damals eskalierte die Erkrankung ihres Mannes, sodass sie eine Trennung in Erwägung gezogen habe. „Wir haben uns sehr bemüht”, erklärt Pressesprecher Bernhard Gattner.

Die Trennung habe Elena nie gewollt, berichtet hingegen Agnes Straßer. Zwar sei die Situation mit dem Ehemann, der zuletzt zur Gewalttätigkeit neigte, sehr schwierig gewesen. Ohne Hilfe ging es damals nicht mehr. Ihn zu verlassen, sei für Elena dennoch nie in Frage gekommen. Inzwischen war der Mann rund ein halbes Jahr im Bezirkskrankenhaus, erst vor kurzem wurde er entlassen und lebt wieder bei seiner Familie.

Unabhängig davon, welche medizinischen und emotionalen Details aus Elenas Familie stimmen: Sie will nicht am Sonntag mit ihren Kindern ausreisen und ihren Mann zurücklassen. Jenseits des Einzelfalls kennt die Caritas die grundsätzlichen Probleme vieler Flüchtender: der schmerzhafte Verlust der alten Heimat, das nicht heimisch werden in der neuen. Dazu kommen im konkreten Fall noch die angeschlagene Gesundheit des Mädchens und die psychische Erkrankung des Vaters, die dafür sorgte, dass die Mutter eine ganze Zeit lang auf sich gestellt war. „Sie hat es nicht einfach”, sagt Bernhard Gattner.

Andererseits können die Mittel zur freiwilligen Rückkehr aus seiner Sicht nicht später ausgezahlt werden. Es gebe Regeln für die verschiedenen Töpfe, aus denen sich die Summe zusammensetzt. Die seien an die freiwillige Ausreise gekoppelt und könnten von der Caritas nicht nach eigenem Gutdünken eingesetzt werden.


Von Carina Lautenbacher
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