Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 10.05.2019 12:00

Falscher Stadt-Mitarbeiter zockt Rentner ab

Durch seine Verteidigerin Petra Dittmer ließ der Angeklagte zu Beginn der Verhandlung erklären, er sei an einem der beiden besagten Tattage nicht vor Ort gewesen; am zweiten habe er in der Gegend lediglich Kundengespräche geführt. Der Mann vermittelt auf selbstständiger Basis Handwerkertätigkeiten.

Die in der Anklage genannten Opfer waren zwischen 78 und 95 Jahre alt. Vier davon sagten vor Gericht aus, eine weitere Aussage wurde verlesen. Zwar konnten nicht alle den Angeklagten zweifelsfrei wiedererkennen, ihre Schilderungen hinsichtlich der Tat glichen sich jedoch in den wesentlichen Punkten.

Demzufolge soll sich der 51-Jährige am 19. und 20. Juni in Friedberg als Mitarbeiter der Stadtwerke ausgegeben haben, der gekommen sei, um Wasser- und Stromzähler abzulesen. Für seine Dienste verlangte er von den Aufgesuchten jeweils 45 Euro, die er in vier Fällen sogleich in bar erhielt. Ein Geschädigter forderte sein Geld noch vor Ort zurück, nachdem ein Nachbar die Vermutung geäußert hatte: „Der hat euch b'schissen.”

Eine weitere Zeugin verlangte eine schriftliche Rechnung und verweigerte die Barzahlung. Sie berichtete vor Gericht, dass sie stutzig geworden sei, da normalerweise ein Rentner als Ableser eingesetzt werde. Zudem habe der Mann angegeben, den Wasserverbrauch ablesen zu müssen, sich dann aber mehr um den Stromsicherungskasten gekümmert und erst auf Nachfrage einen flüchtigen Blick auf den Wasserzähler geworfen. Nachdem eine Rückfrage bei Nachbarn ergeben hatte, dass die 85-Jährige die Einzige in ihrer Siedlung war, bei der ein Ableser vorbeigeschaut hatte, rief sie die Polizei. Die war auch durch die Stadt Friedberg selbst auf den Plan gerufen worden, nachdem drei Anrufe von Bürgern eingegangen waren, die sich erkundigten, ob tatsächlich ein Ablesetermin angestanden habe. Eine Verwaltungsangestellte machte sich daraufhin gemeinsam mit ihrem Vorgesetzten auf zu den genannten Adressen. Dort trafen sie den Angeklagten auf frischer Tat an. „Lügt die Frau?”, wollte Richter Walter Hell von dem Mann auf der Anklagebank wissen. Nach einem kleinlauten „Weiß ich nicht” erklärte seine Verteidigerin, dass sich ihr Mandant dazu nicht weiter äußern werde.


Von Nayra Weber
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