Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 06.05.2019 12:00

Autoknacker will nur Bares

Auf der Anklagebank hüllte sich der Ungar, der keinen Beruf erlernt hat, in Schweigen. „Ich möchte gar nichts dazu sagen”, ließ er die Dolmetscherin übersetzen. Einen Deal hinter verschlossenen Türen, den seine Anwältin Petra Dittmer für ihn aushandeln wollte, lehnte er ab. Schon bei der polizeilichen Vernehmung war er nicht kooperativ. „Er hat immer nur das zugegeben, was wir ihm schon nachgewiesen haben”, erklärte ein Polizeibeamter. „Ohne Geständnis, gehen Sie bei einer Verurteilung, mindestens ein Jahr ins Gefängnis. Dieses Risiko muss Ihnen klar sein”, warnte der Richter erfolglos.

Anfangs ging der 41-Jährige, der in Deutschland keinen Wohnsitz, sondern nur ein Zimmer hat, noch altmodisch zu Werke. Am Autobahnsee schlug er das hintere Fenster eines Autos ein und klaute einen Rucksack, Geldbörse mit 2,20 Euro Inhalt und einen Laptop, der später bei ihm sichergestellt wurde. Insgesamt hatte seine Beute einen Wert von etwa 800 Euro, der angerichtete Sachschaden beträgt 500 Euro.

Dann wurde der Angeklagte moderner. Er schaffte sich einen so genannten Jammer an, der handelsüblich für 25 Euro zu kaufen ist, meinte Staatsanwalt Philipp Arnold. Mit diesem Gerät störte er die Funkverbindung des Autoschlüssels, so dass der Wagen nicht verschlossen werden konnte. Als sich die Anzeigen rund um den Dasinger Bauernmarkt häuften, legte sich die Polizei auf die Lauer. „Wir setzten mehrere Zivilstreifen in mehreren Fahrzeugen ein und installierten eine Kamera”, erklärte ein Polizeibeamter der Friedberger Inspektion. Man habe den Angeklagten einen ganzen Tag nicht aus den Augen gelassen. „Er hat Stunden damit verbracht, Leute zu beobachten, wie sie ihre Autos zusperrten, ist herumgelaufen und hat durchs Fenster geschaut, was drin ist. Es hat schon so ausgeschaut, als wäre ein System dahinter”, betonte der Beamte. Man habe auch gesehen, wie sich der Angeklagte ins geöffnete Auto setzte und nach Wertsachen suchte. Auf einem Foto sei er dabei deutlich zu sehen.


Von Carina Lautenbacher
north