Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 19.03.2019 12:00

Sprachförderung ist Zukunftsförderung

Kinder werden im Vorkurs zweieinhalb Jahre individuell in Kleingruppen bei ihrer Sprachbildung und der Entwicklung ihrer Lese- und Schreibkompetenz von Erzieherinnen und Lehrkräften gefördert. Im Frühjahr beginnen wieder einige neue Vorkurse. Dieses Angebot erfolgt zusätzlich zu der sprachlichen Bildung in Kindertageseinrichtungen, die dort in den normalen Alltag eingebunden ist.

Denn der Schulstart soll auch bei den Kindern, die im Deutschen eine besondere Unterstützung brauchen, gut gelingen. Schon seit einigen Jahren gibt es das Vorkursangebot im Freistaat Seit dem Schuljahr 2008/2009 werden jeweils 120 Stunden von Kindertageseinrichtungen und Grundschule angeboten. „In der Regel gehen alle Kinder mit Freude in den Vorkurs Deutsch. Und auch die Fortbildungen sind unter den Lehrkräften und Erzieherinnen sehr beliebt”, berichtet Schulrätin Carola Zankl vom Schulamt Aichach-Friedberg. Ob ein Kind den Vorkurs besuchen kann, wird zwei Jahre vor der Einschulung festgestellt. Mit einer sogenannten Sprachstandserhebung wird getestet, welches Kind eine zusätzliche Förderung benötigt.

Mit dem Testergebnis in der Hand können die Erzieherinnen dann auf die Eltern zugehen und sie über den Förderbedarf und das Vorkursangebot informieren. Die Eltern werden eingebunden, denn mit ihnen zusammen kann eine noch genauere Diagnose erfolgen, wo genau die Unterstützung notwendig ist. Gemeinsam kann auch geprüft werden, ob Sprachentwicklungsstörungen vorliegen und der Besuch eines Facharztes notwendig wird. „Einige Eltern erwidern, dass ihr Kind bereits spricht. Wichtig aber ist, dass die Kinder sich an-gemessen ausdrücken können. Bildungssprache ist wesentlich für den späteren Schulerfolg”, erklärt Doris Stadler, die als Fachaufsicht des Jugendamts Aichach ein Auge auf die Sprachstandserhebungen im Landkreis hat. Gerade der Elternkontakt ist auch an dieser Stelle, wie auf dem ge-samten Bildungsweg der Schulkinder, wichtig: „Die Unterstützung der Eltern beim Vorkurs ist gewünscht. Auf dem Weg zur Schule sind wir alle Partner und sitzen im selben Boot. Deshalb wird im Vorkurs auch die Elternkompetenz gestärkt”, sagt Stadler.

Denn auch der Vorkurs kann nur auf die Beziehungs- und Bildungserfahrungen in den ersten Lebensjahren in der Familie aufbauen. Die Pädagoginnen folgen dem vorgeschrieben Konzept, können den Vorkurs aber nach ihrem Ermessen gestalten, beispielsweise die Eltern immer wieder mit einbeziehen.

Haben sich die Eltern für einen Vorkursbesuch ihres Kindes entschieden, wird der schriftliche und mündliche Ausdruck spielerisch gefördert und die Bildungssprache näher gebracht. Über gemeinsames Vorlesen und Erzählen mit den Kindern können beispielsweise Erfahrungen und Grundfertigkeiten mit der Erzähl-, Sprach- und Schriftkultur vermittelt werden.

Neben der Kooperation mit den Eltern ist der Vorkurs auch eine Kooperationsaufgabe für Kindergarten und Schule. Denn von beiden Bildungsinstitutionen wird eine Hälfte der Vorkursstunden bestritten. Das erfordert inhaltliche und organisatorische Abstimmung, um das Angebot gemeinsam anbieten zu können. Damit eine gute Kleingruppengröße von sechs bis acht Kindern erreicht werden kann, entstehen manchmal kindergarten- oder sogar gemeindeübergreifende Vorkursgruppen.

Auch zukünftig wird die Fortbildung Vorkurs Deutsch für Pädagogen im Landkreis angeboten. Erst vor kurzem wurde das Fortbildungsangebot gemeinsam vom Bayerischen Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales sowie vom Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus verlängert.


Von Berndt Herrmann
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