Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 09.03.2019 12:00

Beschlossene Sache: Ankerzentrum kommt nach Mering

Etwa 150 Asylbewerber   aus Nigeria, Gambia und der Türkei sollen in der neuen Außenstelle des Donauwörther Ankerzentrums an der Hörmannsberger Straße in Mering untergebracht werden.
Etwa 150 Asylbewerber aus Nigeria, Gambia und der Türkei sollen in der neuen Außenstelle des Donauwörther Ankerzentrums an der Hörmannsberger Straße in Mering untergebracht werden.
Etwa 150 Asylbewerber aus Nigeria, Gambia und der Türkei sollen in der neuen Außenstelle des Donauwörther Ankerzentrums an der Hörmannsberger Straße in Mering untergebracht werden.
Etwa 150 Asylbewerber aus Nigeria, Gambia und der Türkei sollen in der neuen Außenstelle des Donauwörther Ankerzentrums an der Hörmannsberger Straße in Mering untergebracht werden.
Etwa 150 Asylbewerber aus Nigeria, Gambia und der Türkei sollen in der neuen Außenstelle des Donauwörther Ankerzentrums an der Hörmannsberger Straße in Mering untergebracht werden.

Lange vor Sitzungsbeginn passte keine Maus mehr in den Sitzungssaal. Weil es an Stühlen mangelte, quetschten sich die Zuhörer den Wänden entlang oder setzen sich auf den Boden. Ein bayernweiter Fernsehsender schickte einen Kameramann, der sich unentwegt durch die Massen drängte. Die Luft wurde nicht nur sprichwörtlich immer dicker.

Daniela Hermle war gekommen, weil sie sich Gedanken über die Anwohnersituation macht. Schließlich liege das Objekt der ganzen Aufregung mitten im Wohngebiet, sei umgeben von Reihenhäusern, Doppelhaushälften und Einfamilienhäusern. „Ohne Außengelände.” Draußen wurden Flugblätter verteilt, die zur Gründung einer Bürgerinitiative auffordern.

„Ich bin erst vor kurzem mit der frohen Botschaft beglückt worden”, meinte Kandler sarkastisch. Unmissverständlich machte er deutlich, dass Mering nicht der richtige Standort für eine Außenstelle eines Ankerzentrums ist. Zwar sei die Halle an der Hörmannsberger Straße schon einmal als Unterkunft für Flüchtlinge vorgesehen gewesen, „aber ein Ankerzentrum hat eine ganz andere Qualität”. Hier würden Leute untergebracht, die auf ihre Abschiebung warten, „und jegliche Regelung für ein Zusammenleben vergessen”, befürchtet Kandler. Auch von der Infrastruktur her sei die Marktgemeinde nicht geeignet. Allein schon, weil Mering keine eigene Polizeiinspektion habe. „Und die Leute bringen gesundheitliche Probleme mit”, meinte Kandler. Er machte darauf aufmerksam, dass viele Meringer Arztpraxen schon Aufnahmestopp haben, weil die Wartezimmer voll seien. Das gelte auch für die Kindergärten und Schulen. „Die haben keine Kapazitäten”, kämpfte das Gemeindeoberhaupt.

Doch der Kampf ist längst verloren: „Mering wird Außenstelle von Donauwörth, das ist eine beschlossene Sache”, bestätigte der Vizepräsident der Regierung von Schwaben, Josef Gediga, was der Bürgermeister schon vermutet hatte.

Zweieinhalbstunden stellten sich Gediga und Frank Kurtenbach, Leiter der Anker-Einrichtung Donauwörth, geduldig den kritischen Fragen der Gemeinderäte. Auch nach Vorwürfen - wie „Sie betreiben eine Integrationsverhinderungspolitik, indem Sie die Leute einfach in Kasernen stecken” (Klaus Becker, Grüne) - behielten sie einen kühlen Kopf. Sie wussten nur auf eine Frage keine konkrete Antwort: Wann wird die Außenstelle in Betrieb genommen? „Das wird noch einige Monate dauern”, erklärte Kurtenbach.

Die Regierungsmitarbeiter versicherten, dass für die Sicherheit der Meringer gesorgt sei. Das bestätigte auch der Chef der Friedberger Polizeiinspektion Alexander Wagenpfeil.

Das Gebäude werde mit einem zwei Meter hohen Zaun, „übersteigsicher” umgeben. Zudem gebe es durch einen eigenen Sicherheitsdienst Einlass- und Ausgangskontrollen - nur einen Zapfenstreich nicht, wie es gefordert wurde. „Dazu haben wir keine Befugnis.”

Warum eine Außenstelle, warum ausgerechnet Mering und wie lange läuft der Mietvertrag mit dem Eigentümer? - Fragen, die CSU-Fraktionsvorsitzenden Georg Resch brennend interessierten. „Weil Donauwörth mit über 800 Bewohnern übervoll ist und Mering eine geeignete Unterkunft hat”, antwortete Gediga. Der Mietvertrag, der schon 2015 geschlossen wurde, läuft zehn Jahre. Was danach sein wird, wisse bisher noch niemand.

Donauwörth wird zum Jahresende 2019 geschlossen. Was geschieht dann mit Mering? „Mering wird Außenstelle des neuen Ankerzentrums.” Wo das sein wird, sei noch nicht festgelegt. Mering sei ohnehin schon einmal zurückgestellt worden, weil man nach Neu-Ulm ausweichen konnte.

Die Grüne Landtagsabgeordnete Christina Haubrich teilte kurz und bündig mit, dass sie und ihre Partei ohnehin gegen Ankerzentren seien „und das wird auch so bleiben”. Das Ziel - eine schnelle Abschiebung - sei mit den Ankerzentren nicht erreicht worden, begründete sie.

In Mering sollen etwa 150 Asylbewerber aus Nigeria, Gambia und der Türkei untergebracht werden. Sorgen, dass Kindergärten oder Schule belastet werden, müsse man sich nicht machen. „Die Regierung wird nur alleinreisende Männer und Familien ohne schulpflichtige Kinder zuweisen”, versprachen Gediga und Kurtenbach. Um den sozialen Frieden zu erleichtern, sollen die Asylbewerber mit Arbeiten wie Geländepflege und Reinigungsdiensten beschäftigt werden. „Wenn sie nicht arbeiten dürfen, dann werden sie unruhig”, weiß Frank Kurtenbach.

„Wir werden alles dafür tun, dass das Zusammenleben zwischen Bewohnern und Anwohnern funktioniert”, versicherte ferner Simone Losinger vom Landratsamt Aichach-Friedberg. Sie wies darauf hin, dass es derzeit 250 ausreisepflichtige Asylbewerber im Landkreis gebe.

„Das hört sich alles wunderbar an. Wir werden schon sehen, ob die Praxis beweist, was Sie uns versprechen”, fasste Merings Bürgermeister Kandler skeptisch zusammen.

Und Daniela Hermle? Sie ist auch nach der Sitzung unzufrieden, weil die Anwohnerproblematik unklar geblieben ist. „Wie würden Sie sich fühlen, wenn man vor Ihrem Haus einen zwei Meter hohen Zaun baut, vor dem ständig Sicherheitskräfte patrouillieren?”

Diese Frage kann sie am Mittwoch, 27. März, gleich an die Verantwortlichen weitergeben. Dann findet eine eigene Bürgerversammlung zum Thema Ankerzentrum statt. Beginn ist um 19.30 Uhr in der Mehrzweckhalle. „Wir werden alles dafür tun, dass das Zusammenleben zwischen Bewohnern und Anwohnern funktioniert”


Von Ines Speck
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