Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 08.03.2019 12:00

Postbotin an den Po gegrapscht

Er habe wissen wollen, was eine Stunde bei ihr kosten würde, erklärte die verheiratete, vierfache Mutter vor Gericht. Sie hatte sich nach dem Vorfall zunächst an ihren Chef und später an die Polizei gewandt. Allein das koste Überwindung, wie Amtsgerichtsdirektor Walter Hell betonte und schon deshalb keinen Grund sah, warum er dem Opfer keinen Glauben schenken sollte. Im Gegenteil: Als Postbotin sei sie alleine unterwegs. Und nun mit Angst im Hinterkopf. Damit wiege die Tat umso schwerer.

Der 49-Jährige transportiert für ein Unternehmen im Auftrag der Post Pakete und traf damit immer wieder auf die 34-Jährige, die am Sammelpunkt ihre Briefe sortierte. Immer wieder habe er tatsächlich auch den Kontakt gesucht, erklärte die Frau. Ihre stets ablehnende Haltung mit Verweis auf ihre vier Kinder habe nichts geholfen. Vor Gericht behauptete der Angeklagte indes, die Frau überhaupt nicht zu kennen. Er verstehe die Vorwürfe gar nicht, ließ der gebürtige Albaner, der viele Jahre in Italien lebte, durch seinen Dolmetscher ausrichten. Das Belästigen von Frauen passe nicht zu seiner Erziehung. Und: Er interessiere sich überhaupt nicht für Sex mit Frauen, habe ganz andere Neigungen.

Von einem respektlosen Verhalten sprach derweil Staatsanwältin Saskia Eberle, die wie Hell nicht den geringsten Zweifel an der Aussage des Opfers hegte und eine Geldstrafe von 60 Tagessätzen zu jeweils 60 Euro forderte. Dem kam der Amtsrichter denn auch nach. Walter Hell erklärte dem Mann, dass er jetzt in einer Kultur lebe, „in der solche Dinge von der Gesellschaft nicht gewünscht werden”.

Dass der 49-Jährige das Urteil annimmt, ist unwahrscheinlich. Er verließ kopfschüttelnd und wütend den Gerichtssaal. Einen Anwalt hatte er bis dato nicht.


Von Robert Edler

Redakteur

north