Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 30.08.2018 12:00

Den Weg frei machen

In das fünf Tage   alte Küken auf dem Kreppold-Hof hatte sich Katharina Schulze gleich verliebt.	Foto: Berndt Herrmann (Foto: Berndt Herrmann)
In das fünf Tage alte Küken auf dem Kreppold-Hof hatte sich Katharina Schulze gleich verliebt. Foto: Berndt Herrmann (Foto: Berndt Herrmann)
In das fünf Tage alte Küken auf dem Kreppold-Hof hatte sich Katharina Schulze gleich verliebt. Foto: Berndt Herrmann (Foto: Berndt Herrmann)
In das fünf Tage alte Küken auf dem Kreppold-Hof hatte sich Katharina Schulze gleich verliebt. Foto: Berndt Herrmann (Foto: Berndt Herrmann)
In das fünf Tage alte Küken auf dem Kreppold-Hof hatte sich Katharina Schulze gleich verliebt. Foto: Berndt Herrmann (Foto: Berndt Herrmann)

Die 33-Jährige bildet zusammen mit Ludwig Hartmann das Spitzenduo der Grünen im Landtagswahlkampf und schwimmt wie ihre Partei gerade auf einer Erfolgswelle. Zwischen 15 und 17 Prozent sahen Umfragen ihre Partei jüngst, und sogar mehr scheint drin, weil offenbar viele liberale und bürgerliche Wähler sich von Politik und Stil der Söder-Seehofer-Dobrindt-CSU abgestoßen fühlen. Nun hat Söder die Grünen sogar als „Hauptgegner” im Wahlkampf geadelt.

Die in Freiburg geborene und in Herrsching aufgewachsene Schulze ist so etwas wie das Gesicht des anderen Bayern und punktet mit ähnlichen Qualitäten wie der neue Bundesvorsitzende Robert Habeck. Beide treten unprätentiös und sympathisch auf und geben sich als (Ober-)Realos ohne ideologische Sichtbehinderungen.

„Wir wollen das pragmatisch angehen”, ist denn auch ein Satz, der in den Gesprächen bei dem Besuch auf dem Hof von Stephan, Theresia und Johannes Kreppold gleich mehrfach fällt. Zusammen mit der Bundestagsabgeordneten Ekin Deligöz, Grünen-Kreisvorsitzender und Landtagskandidatin Christina Haubrich sowie Kreisrätin und Bezirkstagskandidatin Claudia Eser-Schuberth informierte sie sich über ökologische Landwirtschaft, und welche Unterstützung Bio-Bauern von der Politik brauchen. Mit dabei war auch Ernst Haile, Vorsitzender des Bund Naturschutz im Landkreis und damit ein „natürlicher Verbündeter”, so Schulze.

Bei Eiskaffee von Theresia Kreppold und unter dem Schatten von Bäumen machte Schulze dann etwas, was vielen Politikern oft schwer fällt: Sie hörte zu. Denn Stephan Kreppold, der seinen Hof seit 1982 biologisch betreibt, und sein Sohn Johannes kennen sich in dem Thema aus, wie nur wenige.

So reichte der Bogen vom Verzicht auf Chemie und Giften über die Vorteile einer Bewirtschaftung von mehreren kleinen Feldern statt großer, plantagenhafter Monokulturen, über Düngemittelverordnung („ein richtiger Schritt, der aber nicht reicht”), Flächenfraß und Biodiversität bis zur notwendigen Reduzierung des Viehbestandes und des Fleischkonsums. Ein Thema, das zum heißen Wetter passte. Schließlich hat die Landwirtschaft am Klimawandel, unter dem sie gerade so sehr leidet, auch ihren Anteil. „Die Umstellung zum ökologischen Landbau wird nur gelingen, wenn wir den Fleischverbrauch reduzieren”, sagt Kreppold; und man dürfe den Verbrauchern nicht länger vorgaukeln, dass man Qualität zu Billigpreisen produzieren könne. „Gut und billig geht nicht,” sagt er und fordert die schon lange diskutierte Kennzeichnungspflicht von Fleisch und Wurst.

Bei Schulze, die seit 2017 Fraktionsvorsitzende der Grünen im Landtag ist, rennt er damit offene Türen ein, nicht nur, weil sie Vegetarierin ist. Gleichzeitig hat sie hier wie bei anderen Themen immer den Blick für das Machbare: „Die Agrarwende geht nur mit den Akteuren zusammen”, sagt sie, also auch mit den konventionellen Landwirten.


Von Berndt Herrmann
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