Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 28.09.2017 12:00

„Ich möchte mir hier etwas aufbauen”

Hassan Ahmadi   absolviert bei Segmüller in Friedberg die Ausbildung zum Polsterer und befindet sich im dritten Lehrjahr. Der Afghane kam 2012 als Asylbewerber nach Deutschland, mittlerweile ist er anerkannt.	Foto: Nayra Weber (Foto: Nayra Weber)
Hassan Ahmadi absolviert bei Segmüller in Friedberg die Ausbildung zum Polsterer und befindet sich im dritten Lehrjahr. Der Afghane kam 2012 als Asylbewerber nach Deutschland, mittlerweile ist er anerkannt. Foto: Nayra Weber (Foto: Nayra Weber)
Hassan Ahmadi absolviert bei Segmüller in Friedberg die Ausbildung zum Polsterer und befindet sich im dritten Lehrjahr. Der Afghane kam 2012 als Asylbewerber nach Deutschland, mittlerweile ist er anerkannt. Foto: Nayra Weber (Foto: Nayra Weber)
Hassan Ahmadi absolviert bei Segmüller in Friedberg die Ausbildung zum Polsterer und befindet sich im dritten Lehrjahr. Der Afghane kam 2012 als Asylbewerber nach Deutschland, mittlerweile ist er anerkannt. Foto: Nayra Weber (Foto: Nayra Weber)
Hassan Ahmadi absolviert bei Segmüller in Friedberg die Ausbildung zum Polsterer und befindet sich im dritten Lehrjahr. Der Afghane kam 2012 als Asylbewerber nach Deutschland, mittlerweile ist er anerkannt. Foto: Nayra Weber (Foto: Nayra Weber)

So schön diese Vorstellung sei, müssten doch bestimmte Voraussetzungen gegeben sein, bis ein Asylbewerber in der Regel so weit sei, dass er in Deutschland auch arbeiten könne, verdeutlicht Jürgen Jäger. „Bestimmte schulische und sprachliche Grundkenntnisse müssen einfach vorhanden sein”, gibt er zu verstehen. So berichtet er von einem afghanischen Bewerber, der in seiner Heimat bereits als Polsterer tätig, aber Analphabet war. Seine praktischen Kenntnisse waren sehr gut, doch wenn man sich nicht verständigen könne und keinerlei schulische Vorbildung mitbringe, funktioniere eine Zusammenarbeit nicht, weiß Jürgen Jäger. Seit 20 Jahren ist er für Segmüller tätig, seit zehn Jahren als Ausbildungsleiter.

Einer der ersten Flüchtlinge, die ihre Lehre bei Segmüller angefangen haben, ist der 25-jährige Afghane Hassan Ahmadi. Er kam 2012 ohne Familie nach Deutschland. Wegen des Kriegs in seinem Heimatland ist er dort nie zur Schule gegangen, drei Jahre lang wurde er von einem Privatlehrer unterrichtet. Später half er in der Landwirtschaft der Familie aus.

Im Januar kam er in Deutschland an, ab Mai absolvierte er einen Sprachkurs bei Tür an Tür in Augsburg, daraufhin ein Jahr lang eine Berufsschulklasse des Kolping-Bildungswerks und schließlich ein Berufsintegrationsjahr. Mit Hilfe des Lehrgangs „Neustart” am BIB Augsburg konnte er schließlich seinen QA machen und schloss mit 3,0 ab. Ausbildungsleiter Jürgen Jäger beschreibt den jungen Mann als sehr engagiert und fleißig.

Der Kontakt zu Segmüller kam über das BIB zustande, mit dem das Unternehmen zusammenarbeitet, wenn es um Nachwuchskräfte geht.

Zunächst hat Hassan Ahmadi ein zweiwöchiges Praktikum in der Möbelfabrik absolviert, daraufhin folgte eine einjährige Einstiegsqualifizierung (EQ). Dabei handelt es sich um eine Maßnahme des Arbeitsamtes, ein Langzeitpraktikum in Kombination mit Blockunterricht, das erste Grundlagen im angestrebten Ausbildungsberuf liefern soll. Die EQ dient den Arbeitern, aber auch den Unternehmen als Erprobung, ob eine Ausbildung tatsächlich in Frage kommt. Sie kann bei gutem Abschluss anschließend angerechnet werden. Das war bei Hassan Ahmadi der Fall, da er auch hier mit 3,0 abschloss.

Im dritten Lehrjahr macht der 25-Jährige nun die Ausbildung zum Polsterer in dem Friedberger Unternehmen.Außer zum Polsterer bildet Segmüller Asylbewerber und anerkannte Flüchtlinge auch zur Fachkraft für Möbel, Küchen und Umzugsservice sowie zum Dekorationsnäher aus. Seit September befinden sich zwei angehende Auszubildende aus Eritrea und drei Afghanen in der Einstiegsqualifizierung. Das Unternehmen ermöglicht einen Einstieg auch vor der Anerkennung. Bei Hassan Ahmadi war das zum Beispiel der Fall. Die EQ zählt momentan noch nicht zur Ausbildung, wofür sich die Industrie- und Handelskammer (IHK) und die Unternehmen einsetzen, denn mit einem Ausbildungsvertrag erhöhen sich die Chancen auf ein Bleiberecht für die Asylbewerber - wodurch sich sowohl für die Flüchtlinge als auch für Firmen mehr Sicherheit böte. „Der Wunsch der IHK wäre es, dass Asylbewerber, die in Deutschland eine Ausbildung begonnen haben, diese hier auch zu Ende machen können. Dann würden sie bei einer Ablehnung des Flüchtlingsstatus wenigstens als qualifizierte Kräfte in ihr Heimatland zurückkehren”, erklärt Josefine Steiger von der IHK Schwaben. Aktuell befinden sich in Betrieben im Landkreis Aichach-Friedberg laut IHK insgesamt 37 Geflüchtete in Ausbildung, darunter 26, die ihre Lehre im September 2017 begonnen haben, überwiegend in gastronomischen Berufen.

Von Nayra Weber


Von Nayra Weber
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