Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 09.01.2017 12:00

Rückschlag für die Kliniken an der Paar

Dr. Krzysztof    Kazmierczak.
Dr. Krzysztof Kazmierczak.
Dr. Krzysztof Kazmierczak.
Dr. Krzysztof Kazmierczak.
Dr. Krzysztof Kazmierczak.

Über die genau Höhe des Defizits will sich Landrat Klaus Metzger bis zur nächsten Sitzung des Werkausschusses des Kreistags nicht äußern. Dann erst lägen alle relevanten Zahlen vor. Noch werden auch die möglichen Gründe für die negative Entwicklung der Fehlbeträge nur allgemein benannt: das Krankenhaus-Strukturgesetz, Sondereffekte, niedrige Basisfallwerte und sinkende Leistungszahlen. Wobei wenig davon allein die Krankenhäuser in Aichach und Friedberg betrifft.

Die Nachrichten über die Krankenhäuser in Ansbach und Neu-Ulm, in Neuburg und Schrobenhausen aus den vergangenen Wochen zeigen aus Sicht des Landrats, dass die Lage aktuell sehr schwierig ist. „Es war klar, dass das auch uns treffen wird.”

Ob und was davon den internen Abläufen und damit dem Klinik-Chef angelastet werden kann, lässt sich bislang nicht beurteilen. Jedenfalls fühlte sich der Werkausschuss von der Entwicklung so überrascht, dass er bereits beschlossen hat, sich künftig monatlich die neuesten Zahlen vorlegen zu lassen. Umgekehrt herrschte bis jetzt große Zufriedenheit im Kreistag mit Kazmierczaks Arbeit. „Er hat die Kliniken auf einen exzellenten Weg gebracht”, sagt Metzger. 2015 war wirtschaftlich das beste Jahr seit Bestehen der Krankenhäuser.

Krzysztof Kazmierczak erklärt die überraschende Entwicklung mit Schwankungen, wie sie immer wieder während eines Geschäftsjahrs auftauchen - nur ließen sie sich diesmal nicht mehr auffangen. Viele Faktoren spielten dabei eine Rolle. Ist der Winter mild, hat die Unfallchirurgie weniger mit Brüchen zu tun; lief das eine Quartal in Friedberg noch gut, lief das nächste schlecht; sind dann plötzlich nur noch 60 Prozent der Betten belegt, ist das kaum noch aufzuholen. Zuletzt fiel dann noch der Basisfallwert, mit dem die Krankenhäuser ihre Leistungen abrechnen können, niedriger aus als erhofft.

Hinter vorgehaltener Hand war außerdem der autoritäre Führungsstil des Klinik-Chefs von den Mitarbeitern immer wieder kritisiert worden. Nun scheint es, dass mit dem wirtschaftlichen Druck die internen Risse größer werden. In vielen Fällen weiß Kazmierczak den Werkausschuss und den Landrat hinter sich, auch wenn diesem klar ist, dass das „manchem Arzt vielleicht nicht gefallen hat”. Das gilt zum Beispiel für die durchaus hart geführten Verhandlungen mit den Konsiliar- und den Honorarärzten im vergangenen Jahr, die in mehreren Fällen mit der Aufkündigung der Zusammenarbeit endeten.

Umgekehrt gibt es auch keinen Blankoscheck: Berichte über den Umgang mit den Krankenhausmitarbeitern stoßen auch bei den Politikern nicht immer auf Verständnis. Öffentliche Äußerungen dazu gibt es aber nicht: „Sollte ich an der Arbeit des Klinik-Chefs etwas auszusetzen haben, werde ich das unter vier Augen besprechen”, sagt Landrat Klaus Metzger. An Kazmierczak prallt die Kritik unterdessen nicht ungehört ab: „In diesem Job ist man ein Alphatier, und es gehört dazu, dass manche eine andere Meinung haben. Aber ich bin bereit, etwas zu ändern. Das muss eine Führungskraft auch können.”

In diesem Jahr geht es an die Fertigstellung des neuen Aichacher Krankenhauses, das im Frühjahr 2018 bezogen werden soll. Zu diesem Zeitpunkt die Leitung zu wechseln, ist aus Sicht von Landrat Klaus Metzger „risikoreich”. Kazmierczaks Vertrag läuft bis Ende September. Es ist vereinbart, dass der Landkreis bis Ende Januar mitteilt, ob er den Vertrag verlängern will. Danach hat der Geschäftsführer, der seit 2007 für die Kliniken an der Paar arbeitet, einen Monat Bedenkzeit. Aber der 50-Jährige macht aus seinem Wunsch keinen Hehl: „Ich hänge mit dem Herzen an beiden Krankenhäusern. Wir haben das einmal geschafft, und ich will das noch einmal schaffen.”

Über die Vertragsverlängerung wird der Werkausschuss in einer nicht-öffentlichen Sitzung am Freitag, 13. Januar, beraten. Dann werden auch die aktuellen Zahlen vorgelegt, an denen derzeit der Kaufmännische Leiter Peter Schiele, der nach längerer Krankheit seit einiger Zeit wieder im Dienst ist, sowie ein neuer Controller arbeiten. Klaus Metzger verströmt unterdessen Zuversicht: Wie auch immer sich das Defizit für die Jahre 2016 und 2017 darstelle: „Das ist kein Beinbruch. Dann müssen die Kliniken an der Paar anschließend eben wieder anziehen und sich aus dem Tal emporarbeiten.”


Von Carina Lautenbacher
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