In Teilen von Bayern ging der Wunsch gestern schon in Erfüllung. In 13 bayerischen Landkreisen und kreisfreien Städten durften Gaststätten mit Außengastronomie wieder Gäste bewirten. Möglich war das etwa in Passau, Bamberg oder Erlangen. Dort lag die Inzidenz seit einer Woche stabil unter 100. Im Wittelsbacher Land wurde die magische Schwelle gestern unterschritten. Wenn der Trend weiter anhält, könnten die ersten Biergärten also theoretisch am kommenden Montag öffnen. Im Schrobenhausener Land ist der Besuch unter den Kastanien schon heute wieder erlaubt - bis 22 Uhr. Als Richtschnur gilt: Erleichterungen für die Außengastronomie, für Theater und Kinos gelten überall da, wo die Sieben-Tage-Inzidenz fünf Tage in Folge den Wert 100 unterschritten hat. Anschließend sind zwei Tage zur Umsetzung vorgesehen. Am achten Tag können dann Öffnungsschritte erfolgen, so sieht es das Gesundheitsministerium vor.Die kompliziert wirkende Regelung stieß teilweise auf Kritik. Der Landrat von Neuburg-Schrobenhausen, Peter von der Grün (Freie Wähler), kritisierte die Genehmigungspraxis des Ministeriums scharf. „Unabhängig davon, was man von weiteren Öffnungsschritten halten mag - diese ständigen, kurzfristigen Änderungen der Maßgaben sind unsäglich”, machte er seinem Ärger Luft.Bei den Wirten aus der Region mischt sich in die Vorfreude, endlich wieder öffnen zu dürfen, ein kräftiger Schuss Unsicherheit. Michael Hodes aus Sulzbach etwa hat Bedenken wegen der Schnelltests. Momentan müssen Gäste einen negativen Corona-Test vorzeigen, wenn Personen aus mehreren Hausständen zusammenkommen. Für Mitglieder eines Haushalts gilt die Testpflicht laut Bayerischen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) indes nicht. Tavernwirt Michael Hodes findet, er als Gastronom sei nicht dafür zuständig, mögliche falsche Angaben zu kontrollieren beziehungsweise zu überprüfen, wer mit wem an einem Tisch sitzt: Der zweifach Geimpfte aus dem einen Hausstand mit dem ungeimpften negativ Getesteten aus einem anderen Haushalt. Er sei Wirt und müsse sich um das Wohl seiner Gäste kümmern. Tatsächlich sind die Regelungen nicht ganz einfach. Wenn Personen aus mehreren Hausständen zusammensitzen, müssen sie, wie beschrieben, einen negativen Corona-Test vorweisen. Laut Dehoga dürfen sich - in Regionen mit Inzidenzen zwischen 50 und 100 - aber maximal zwei Haushalte und höchstens fünf Personen an einen Tisch setzen. Für vollständig Geimpfte oder Genesene gelten diese Regeln nicht. Sie dürfen am Tisch sitzen, mit wem sie wollen. Gleiches gilt für Kinder unter sechs Jahren - sie sind generell von der Testpflicht befreit. So weit, so kompliziert.Theoretisch reicht als Nachweis auch ein negativer Selbsttest aus. Allerdings muss der Test dann vor Ort unter Aufsicht des Gaststättenbetreibers oder einer vom Betreiber beauftragten Person durchgeführt werden. Ansonsten gilt: Selbsttests und Antigen-Schnelltests dürfen nicht älter als 24 Stunden sein, ein PCR-Test nicht älter als 48 Stunden. Hodes überlegt, ob seine Frau eventuell die Schnelltests durchführen soll. „Dann müssen die Gäste aber 15, 20 Minuten warten, ich weiß nicht, ob die Leute das wollen”, zeigt sich der Sulzbacher Tavernwirt skeptisch. Nicht für nachvollziehbar hält Michael Hodes, „warum man es nicht so wie im vergangenen Jahr macht, wo es doch ganz gut lief”. Der Sulzbacher Gastronom bereitet sich dennoch schon einmal auf eine mögliche Öffnung für kommende Woche vor. Er bittet jedoch darum, telefonisch zu reservieren, weil weniger Plätze zur Verfügung stehen.Denn wie im vergangenen Jahr gilt ein Mindestabstand von eineinhalb Metern zum nächsten Tisch. Auch beim Kommen, Aufstehen und Gehen soll der Mindestabstand eingehalten werden. Zudem müssen Besucher bis zum Tisch eine Maske tragen. Ihren Platz frei suchen können sie sich übrigens nicht, das übernimmt das Personal. Auch in diesem Sommer müssen zur Kontaktverfolgung alle Gäste registriert werden, entweder wie bisher schriftlich, denkbar wäre aber auch über die Luca-App. Dass die App Erleichterung mit sich bringt, darauf hofft zum Beispiel Marie Hoffmann, Restaurantleiterin und Küchenchefin am Schloss Blumenthal. Die vielen Regeln, die auf die Gastronome zukämen, seien „schon eine Herausforderung” - sie fügt hinzu: „die wir aber gern annehmen”. Mit vielen Auflagen zu öffnen, sei immer noch besser, als geschlossen bleiben zu müssen.