Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 23.01.2023 18:07

„Als hätten sie dir das Hirn ausgeschaltet”

In Angst versetzt:   Die Opfer von Schock-Anrufen sind oft unfähig, einen klaren Gedanke zu fassen. Derzeit schwappt wieder eine Welle von Betrugsversuchen am Telefon über das Wittelsbacher Land, die Region Augsburg und Ingolstadt. 	Foto: fotoliza (Symbolfoto) (Foto: fotoliza (Symbolfoto))
In Angst versetzt: Die Opfer von Schock-Anrufen sind oft unfähig, einen klaren Gedanke zu fassen. Derzeit schwappt wieder eine Welle von Betrugsversuchen am Telefon über das Wittelsbacher Land, die Region Augsburg und Ingolstadt. Foto: fotoliza (Symbolfoto) (Foto: fotoliza (Symbolfoto))
In Angst versetzt: Die Opfer von Schock-Anrufen sind oft unfähig, einen klaren Gedanke zu fassen. Derzeit schwappt wieder eine Welle von Betrugsversuchen am Telefon über das Wittelsbacher Land, die Region Augsburg und Ingolstadt. Foto: fotoliza (Symbolfoto) (Foto: fotoliza (Symbolfoto))
In Angst versetzt: Die Opfer von Schock-Anrufen sind oft unfähig, einen klaren Gedanke zu fassen. Derzeit schwappt wieder eine Welle von Betrugsversuchen am Telefon über das Wittelsbacher Land, die Region Augsburg und Ingolstadt. Foto: fotoliza (Symbolfoto) (Foto: fotoliza (Symbolfoto))
In Angst versetzt: Die Opfer von Schock-Anrufen sind oft unfähig, einen klaren Gedanke zu fassen. Derzeit schwappt wieder eine Welle von Betrugsversuchen am Telefon über das Wittelsbacher Land, die Region Augsburg und Ingolstadt. Foto: fotoliza (Symbolfoto) (Foto: fotoliza (Symbolfoto))

Elfriede M. kann es sich bis heute nicht erklären, warum sie auf die Betrugsmasche hereingefallen ist. „Ich hab' von solchen Anrufen ja x-Mal in der Zeitung gelesen und gesagt: Mir könnte das nicht passieren. Aber wenn's dann soweit ist, kommt man nicht mehr zum Denken. Als hätten sie dir das Hirn ausgeschaltet.”

Elfriede M. heißt in Wahrheit nicht so. Ihren Namen und ihren Wohnort möchte sie nicht in der Zeitung lesen. Aber ihre Geschichte könnte anderen Menschen helfen, nicht in dieselbe Situation zu geraten, wie sie. Denn nachhaltig traumatisch waren die Stunden, in denen sie sich - man muss es so sagen - in der Gewalt von Kriminellen befand.

*

Es war an einem Dienstag im Dezember, als das Telefon in ihrem Geschäft klingelte. „Mama, hilf mir, es ist ganz was schlimmes passiert”, schrie jemand mit verzerrter Stimme in den Hörer, dann meldete sich ein Polizist namens Jahn: Der Sohn habe einen tödlichen Verkehrsunfall verursacht und sei geflohen. Er sei jetzt auf der Polizeidienststelle und werde am Abend dem Richter vorgeführt. Wenn sie nicht 26 000 Euro Kaution bezahle, müsse er in Untersuchungshaft.

Ab diesem Moment, sagt Elfriede M., war es, als ob sie der Verstand verlassen hätte. Auch, weil der Anrufer massiven verbalen Druck aufbaute, „da kennst du dich plötzlich nimmer aus, die quasseln dich voll und hören nicht mehr auf”. Eine „Staatsanwältin” sei zugeschaltet worden, die ihr erklärte, sie dürfe niemandem von dem Gespräch wissen lassen, „nach Paragraf 280 oder so, Verschwiegenheitspflicht, weil es sich um ein schwebendes Verfahren handelt.” Wenn sie mit jemand anderem rede, so der Anrufer, komme ihr Bub sofort ins Gefängnis.

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Die Opfer verwirren, sie so einzuwickeln im Gespräch, dass sie völlig den Überblick verlieren - das sei das übliche Vorgehen der sogenannten Schockanrufer, bestätigt Siegfried Hartmann , Pressesprecher des Polizeipräsidiums Schwaben Nord in Augsburg. Dort ist die „Ermittlungsgruppe (EG) Callcenter” eingerichtet: Vier Beamte verfolgen ausschließlich Straftaten von Telefonbetrügern. „Die Anrufer sitzen meistens im Ausland”, erklärt einer der Ermittler. Bei Anrufen, bei denen es um Verkehrsunfälle geht, meistens in der Türkei; die Enkeltrick-Betrüger agieren eher von Polen aus. Sie stellen sich als Verwandte oder alte Bekannte vor, um Geld zu ergaunern. „Das sind professionell ausgebildete Leute in großen Call-Centern,” weiß der Ermittler. „Viele von ihnen lebten zuvor in Deutschland und sprechen deshalb astreines Hochdeutsch.”

Die Adressen und Kontaktdaten ihrer Opfer recherchieren sie in alten Telefonbüchern oder Telefon-CDs. Dort suchen sie nach Vornamen, die darauf schließen lassen, dass die Teilnehmer älter sind und sich leichter „einwickeln” lassen. Die Rosmaries, Alfreds, Ernas oder Hedwigs sind potenzielle Opfer. Die Satellitenaufnahmen von Google Maps geben Hinweise auf das Lebensumfeld der Betrogenen. „Die Täter fragen dann nach der Metzgerei um die Ecke oder dem schönen Haus vom Nachbarn”, erzählt der Sprecher der EG Callcenter. „Mit diesen Details bauen sie Vertrauen auf und tun so, als ob sie in der Gegend wären.”

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Auch Elfriede M. war sich im Dezember sicher, dass die Polizisten am anderen Ende der Leitung echt waren. Sie folgte den Anweisungen: Schalten Sie nicht das Telefon aus, sprechen Sie mit niemandem über den Anruf. Sie ließ sich zu ihrer Hausbank lotsen, wo sie 13 000 Euro vom Geschäftskonto und 13 000 Euro vom privaten abhob. Die besorgten Fragen der Bankangestellten nach dem Verwendungszweck tat sie mit einer Handbewegung ab. Ja nichts sagen. Ja nichts verraten.

Sie solle mit dem Geld zum Amtsgericht nach Augsburg kommen, teilte die falsche Staatsanwältin mit. Wie hinkommen? „Wir schicken ihnen ein Taxi.” Elfriede M. erinnert sich: „Ich habe auf das Taxi gewartet. Ich musste mich mehrmals übergeben.” Sie hatte fürchterliche Angst um ihren Sohn. Der junge Mann hatte wenige Tage später eine sehr wichtige medizinische Behandlung, die er unbedingt antreten musste. Er durfte keinesfalls ins Gefängnis ...

Die Masche funktioniert immer wieder. Die Spezialisten im Polizeipräsidium Schwaben Nord erleben Tage, an denen Hunderte von Leuten in die Fänge der Schockanrufer gelangen. Die ausländischen Callcenter grasen in wiederkehrenden Wellen ganze Straßenzüge oder Stadtteile ab, konzentrieren sich dann am nächsten Tag auf eine andere Stadt. Manchmal gelinge es in Zusammenarbeit mit den türkischen oder polnischen Behörden, solche Callcenter ausfindig zu machen und sie zu zerschlagen. Aber es wachsen ständig neue nach. Etwa ein Dutzend Mal im Jahr gelinge es den schwäbischen Ermittlern, auch Täter im Raum Augsburg dingfest zu machen. Das sind dann meistens die Geld-Abholer, an die Bosse der Betrügerbanden kommt man nicht. Die Ermittlugsgruppe sieht ihre Aufgabe deshalb auch darin, die Bevölkerung aufzuklären und damit zu verhindern, dass Menschen überhaupt auf die Betrüger hereinfallen.

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Im Fall von Elfriede M. kam es nicht zur Geldübergabe. Die Bank informierte die Polizei, dass die Frau, die als besonnene und vernünftige Kundin gilt, unter nicht erklärlichem Stress stand. Sie sei mit einem Taxi weggefahren, das aus Aichach gekommen war. Die Polizei informierte den Chauffeur über den Taxifunk, dass seine Passagierin vermutlich Opfer eines laufenden Telefonbetrugs sei. Man solle sich mit einer Zivilstreife am Plärrer treffen.

Das war wohl der Moment, in dem die Kriminellen von Elfriede M. abließen. Noch immer hatte die nämlich das Handy am Ohr, wohl mehr als eine Stunde hielten sie die Betrüger im Gespräch. Den Funk-Anruf der Polizei müssen sie dabei wohl mitgehört haben. Jedenfalls kam niemand ans Augsburger Amtsgericht, um die 26 000 Euro abzuholen. Die hätte er auch nicht bekommen: Die Polizisten hatten inzwischen das Geld im Kuvert gegen Papiertaschentücher ausgetauscht.

Finanzieller Schaden blieb Elfriede M. also erspart. Unbeschadet ist sie dennoch nicht. Sie hat Türen in ihrem Haus zusätzlich gesichert und sperrt zu, auch wenn sie nur kurz rausgeht. Den wenige hundert Meter langen Heimweg von ihrem Geschäft zur Wohnung geht sie auch heute noch mit mulmigem Gefühl. Denn Elfriede M. glaubt, dass man sie beobachtete, ehe man sie anrief an jenem Dezembernachmittag. Und dass sie vielleicht noch immer beobachtet wird. Die Versicherungen ihres Sohnes und der Polizei, dass die Täter tausende von Kilometer entfernt sitzen und ihr nichts tun werden, überzeugen sie nicht. Ihre Angst bleibt. Die Polizei verlangt niemals Geld für eine Kaution, wie es Elfriede M. weisgemacht wurde. Auch gibt es keinen Paragrafen im Gesetzbuch, der es unter Strafe stellt, wenn Betroffene mit anderen über Telefonate rede. Doch das wissen die Opfer in der Regel nicht, und deshalb funktioniert die Masche der Telefonbetrüger immer wieder. Die Polizei verlangt niemals Geld für eine Kaution, wie es Elfriede M. weisgemacht wurde. Auch gibt es keinen Paragrafen im Gesetzbuch, der es unter Strafe stellt, wenn Betroffene mit anderen über Telefonate rede. Doch das wissen die Opfer in der Regel nicht, und deshalb funktioniert die Masche der Telefonbetrüger immer wieder. Die Polizei verlangt niemals Geld für eine Kaution, wie es Elfriede M. weisgemacht wurde. Auch gibt es keinen Paragrafen im Gesetzbuch, der es unter Strafe stellt, wenn Betroffene mit anderen über Telefonate rede. Doch das wissen die Opfer in der Regel nicht, und deshalb funktioniert die Masche der Telefonbetrüger immer wieder. Die Polizei verlangt niemals Geld für eine Kaution, wie es Elfriede M. weisgemacht wurde. Auch gibt es keinen Paragrafen im Gesetzbuch, der es unter Strafe stellt, wenn Betroffene mit anderen über Telefonate rede. Doch das wissen die Opfer in der Regel nicht, und deshalb funktioniert die Masche der Telefonbetrüger immer wieder. 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