Eine solche Laudatio steht einem bayerischen Gesundheitsminister natürlich jederzeit zu. Gestern in der Affinger Realschule gab es für die Lobesworte einen besonderen Grund: Schülerinnen und Schüler der 8. und 9. Klassen hatten sich eine ganze Woche mit den Pflegeberufen beschäftigt, Experten interviewt und darüber acht kleine Theaterstücke verfasst. Mit denen zeigten sie ihren Altersgenossen die Facetten pflegerischer Arbeit.Als „szenische Berufsberatung” sei dieses Projekt zu verstehen, erklärt Jean-François Drožak. Der Nürnberger Sozialpädagoge entwickelte mit den Realschülern die Theater-Episoden. Seit zehn Jahren macht er das, er war in dieser Zeit in 48 Schulen und arbeitete mit über 40 000 Jugendlichen. Das alles im Auftrag des Bayerischen Gesundheitsministeriums, was auch den Besuch Holetscheks erklärt: Der Minister kam anlässlich des zehnten Jubiläums der Kampagne nach Affing-Bergen.”Wenn ich einen Auszubildenden als Kfz-Mechatroniker suche, dann zeige ich ihm einen schönen Mercedes oder BMW und kann ihn für die Arbeit mit Autos begeistern”, sagt Drožak. Bei Pflegeberufen sei das nicht so einfach, viel zu vielschichtig und empathisch sei das Berufsbild. Mit erzählten „Geschichten aus der Pflege” könne man hingegen das Interesse der jungen Leute wecken. „Wir zeigen den Beruf nicht durch die rosarote Brille. Wir sagen auch, dass man dabei mit Tod zu tun haben wird, mit schwerkranken Kindern und Alzheimer-Patienten”, erklärt Care-Spezialist Drožak. So berichtete Martin Pazera, Kinderpfleger am Uni-Klinikum in Augsburg, wie schwierig es ist, Eltern darauf vorzubereiten, dass ihr krebskrankes Kind nicht überleben werde. „Man braucht in diesen Situationen Kraft und Willen.” Lena Wiedemann hat ein Duales Pflegestudium absolviert und arbeitet nun mit 29 Jahren in leitender Position in der Erwachsenenpflege des Augsburger Klinikums. Sie bestätigte, dass Pflegerinnen und Pfleger keine Hilfskräfte der Mediziner mehr seien, sondern eigenständig entscheidende Mitarbeiter im Team. Den Bereich der Altenpflege beleuchtete in einem Interview Maria Neukäufer. Sie ist Langzeitpflegerin in der Mühhausener Senioren-Wohngemeinschaft „Dahoam am Anger”. Ihre Aufgabe ist es, den zwölf Bewohnern dort ihre Eigenständigkeit zu bewahren, solange es geht, sie zu aktivieren und im Gespräch geistig fit zu halten.Trotz der unterschiedlichen Aufgabengebiete werden Pflegekräfte seit 2020 generalistisch ausgebildet, erfuhr das Publikum - darunter auch Landrat Klaus Metzger, Bürgermeister Markus Winklhofer und Schulleiterin Sigrid Kehlbach mit Lehrerschaft. Die grundsätzliche Ausbildung von Care-Kräften passiert also nach allgemeinem Lehrplan, später können sich die Auszubildenden entscheiden, ob sie sich eher für den Kinder-, Erwachsenen- oder Seniorenbereich spezialisieren. Oder gegebenenfalls studieren.Fragt man Jean-François Drožak, wie viele Jugendliche aufgrund seiner „szenische Berufberatung” schon die Pflege wählten, sagt er: „Wir sind nicht da, um zu rekrutieren. Wir geben Jugendlichen Bausteine für ihre berufliche Entscheidungsfindung mit. Bei denen, die nicht in Pflegeberufe wollen, haben wir hoffentlich zumindest die Wertschätzung für diese Tätigkeit geweckt.”