Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 13.05.2022 18:05

Der Jesus aus Haunswies

Zum zweiten Mal   spielt Frederik Mayet bei den Passionsspielen die Hauptrolle. Das Bild zeigt ihn mit Mutter Maria vor der Kreuzigung.
Zum zweiten Mal spielt Frederik Mayet bei den Passionsspielen die Hauptrolle. Das Bild zeigt ihn mit Mutter Maria vor der Kreuzigung.
Zum zweiten Mal spielt Frederik Mayet bei den Passionsspielen die Hauptrolle. Das Bild zeigt ihn mit Mutter Maria vor der Kreuzigung.
Zum zweiten Mal spielt Frederik Mayet bei den Passionsspielen die Hauptrolle. Das Bild zeigt ihn mit Mutter Maria vor der Kreuzigung.
Zum zweiten Mal spielt Frederik Mayet bei den Passionsspielen die Hauptrolle. Das Bild zeigt ihn mit Mutter Maria vor der Kreuzigung.

In diesem Jahr aber spielt ein ehemaliger Haunswieser sogar die Hauptrolle in der kleinen Gemeinde. Frederik Mayet, Pressesprecher der Passion und des Münchner Volkstheaters, hat einige Zeit im Affinger Ortsteil gewohnt.Die Rolle des Jesu ist wie immer doppelt besetzt. Mayet wechselt sich mit Rochus Rückel ab, Mayet ist heute bei der Premiere an der Reihe, beim Finale im Oktober ist Rückel dran. Mayet ging in Affing und Aichach zur Schule, in Affing spielte er Fußball, und dort hat der gebürtige Münchner auch seine Erstkommunion gefeiert. Dass Mayet heuer selbst das letzte Abendmahl, also das Vorbild für die Eucharistiefeier, spielen darf, und das vor 4300 Zuschauern pro Vorstellung, empfindet der 42-Jährige als große Ehre. Zur Klarstellung: Selbstverständlich ist und bleibt Mayet Oberammergauer. Sonst dürfte er nicht mitspielen, auch wenn zumindest bei den Kindern Ausnahmen gemacht werden. „Wir haben Kinder aus verschiedensten Ländern auf der Bühne, von Ukrainern bis hin zu Amerikanern”, sagt Mayet. Vor dem Passionstheater steht er in der Sonne und wartet, den stolzen Berg Kofel (1342 Meter) im Rücken.

Für die Heimatzeitung hat er sich noch ein bisschen Zeit genommen, kurz vor der Premiere. Aufgeregt ist er, wie er sagt. „Die Proben sind bisher super gelaufen, aber letztes Mal hatte ich zwei Hänger”, bekennt er. Bei den Spielen möchte er alles perfekt machen. Zumindest optisch wirkt er längst so, wie man sich Jesus von Nazareth eben vorstellt. Bärtig, das Haar hängt ihm in den Nacken. So oder so ähnlich sehen die meisten Menschen aus, die an diesem sonnigen Tag am Theater werkeln. Einer ist passenderweise Zimmerer - und der unbedarfte Passant könnte meinen, er baue eine Arche. Tatsächlich ist der Grund dafür, warum er Holzlatten zusammenschraubt, ein eher banaler: „Das sind Hocker, die wir hinter der Bühne brauchen”, sagt der junge Handwerker. Sei's drum. Eindruck machen die bärtigen Männer trotzdem. Mit ihnen machen die Friseure im Ort zumindest in diesem Jahr kein Geschäft. Die Darsteller lassen ihre Haare traditionell ab Aschermittwoch im Jahr vor den Spielen wachsen, wenn sie nicht gerade einen Engel oder Römer verkörpern. Frederik Mayet macht das augenscheinlich nichts aus. Er trägt grundsätzlich Bart, wenn auch in der Regel gestutzt. Im Dorf ist der Bartwuchs also kein Thema, immerhin haben die Passionsspiele Tradition, auf die sogar die Bundesregierung bei den Wehrpflichtigen Rücksicht genommen hat.

1800 Darsteller spielen heuer mit, das sind zwar etwa 500 weniger als 2010, für einen Ort mit knapp 5500 Einwohnern ist es trotzdem eine beachtliche Zahl. Welche Rolle für die Laienmimen der Glaube spielt, kann Frederik Mayet nicht genau sagen, es sind zu viele. Die älteste Darstellerin ist 96, die jüngste noch gar nicht geboren. „Ich bin jedenfalls gläubig”, sagt der Hauptdarsteller.”Gerade wenn man eine solche Rolle spielt, beschäftigt man sich intensiv damit”, führt er aus. Und je mehr er sich mit Jesus, auch auf Reisen nach Israel, auseinandergesetzt hat, „umso faszinierender ist dieser Mensch für mich geworden”, meint Mayet. Und je faszinierender er Jesus gefunden hat, desto zweifelhafter erscheint ihm die Institution Kirche, wie der 42-Jährige hinterherschiebt und damit dem Unmut gegenüber Christi Stellvertretern zum Ausdruck bringt. Einer von ihnen ist nach seiner Wahl zum Papst 2005 von der Bild-Zeitung mit der berühmt gewordenen Schlagzeile „Wir sind Papst” bejubelt worden. Benedikt XVI. war seit Jahrhunderten der erste Deutsche auf dem Stuhl Petri.


Von Bastian Brummer
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