Als Dieter Wirth ein kleiner Bub war, brachte ihm die Mutter vom Einkaufen gern ein Lego-Geschenkerl mit - weil er so brav zu Hause geblieben war und nichts angestellt hatte. Heute gönnt sich der 63-Jährige gern selbst einmal etwas von Lego, und das kostet dann auch schon mal ein bisserl mehr. Denn der Haunswieser ist vielleicht der begeistertste Legobauer weit und breit. Im Keller und auf dem Dachboden seines Hauses hat er sich seine Werkstatt eingerichtet. Millionen von Legosteinen lagern dort, in Tütchen verpackt, nach Farben und Größen sortiert, in Schubladentürmen. Sie werden zu phantastischen Bauwerken. Ob Weihnachtsmarkt mit lichtergeschmückten Bäumchen, Eiffelturm, Augsburger Rathaus und Perlachturm mit komplizierten Zwiebeltürmen, das Taj Mahal oder das amerikanische Weiße Haus: Dieter Wirth ist nichts zu groß, um es klein nachzubauen. Und nichts wird geklebt. Davon kann die große Freiheitsstatue ein Lied singen, denn auf dem Weg zu einer Ausstellung stieß die Kiste, in der sie ruhte, an eine Aufzugstür: Schrummm! „Das Geräusch vergessen wir nicht mehr”, gruselt es Dieter Wirth und seine Frau Margit. Die Box haben sie seitdem gar nicht geöffnet. Eine richtige kleine Stadt steht in den Regalen im Keller, fröhlich beleuchtet. Da ist nicht nur das Bordell, das an entsprechende Etablissements in Amsterdam erinnert. Es gibt auch das Café Corner, ein rosa Haus, ein Kino und sogar ein blau-weißes Restaurant, zu Ehren der griechischen Schwiegertochter. Als sein Sohn Matthias, 37, einst ins Lego-Alter kam, entdeckte Dieter Wirth seine Freude aus Kindertagen wieder und baute gemeinsam mit dem Filius. „Nachdem es bei mir damals mit Mädels losgegangen ist, habe ich jahrelang nicht mehr mit Lego gespielt”, verrät er mit spitzbübischem Grinsen. Als Matthias, der laut seinem stolzen Vater „alle Baupläne auswendig kann”, dann von daheim auszog, ließ er seine Legos da. Allerdings ruhen diese in Kisten, bis er sie mal für seine Kinder abholen möchte. Opa Dieter hat sich eigenes Lego gekauft. Derzeit tüftelt der Rentner an einem Windpark und einem Free-Fall, einem besonderen Fahrgeschäft vom Rummel, mit dem die Besucher erst langsam nach oben gezogen werden, um dann im freien Fall herabzusausen. Der Turm ist beige, da hatte Wirth noch Steinchen vom Rathausbau übrig, für den er damals ein einziges Mal ausnahmsweise bei Lego bestellen durfte und natürlich zuschlug. Ein wenig klemmt es noch, doch beleuchtet ist das Fahrgeschäft bereits.