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Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung

Unter blinkenden Lichtern und wilden Tieren: Ein Besuch bei den neuen Besitzern der Leopardenspur

Am zweiten Montag des Herbstplärrers sitzt Cynthia Zinnecker mit ihrem 16-jährigen Sohn Alwin im Betreiberhäuschen der Leopardenspur. Das Augsburger Volksfest ist bereits in vollem Gange, Fahrgeschäfte blinken um die Wette. An diesem Nachmittag bleiben unter einem grauen Himmel einige Sitze trotzdem leer. Alwin Zinnecker ist dennoch begeistert bei der Sache, spricht souverän die Ansagen ins Mikrofon.
Wer nicht hinsieht, würde aufgrund der Stimme wohl einen deutlich älteren Mann als den 16-Jährigen im Häuschen erwarten. Die Fahrgäste kreischen und lachen, einige Zuschauer haben sich vor dem Karussell versammelt. Zwei junge Frauen entscheiden sich schließlich für eine Fahrt durch den bunt blinkenden Dschungel und kaufen Chips für die nächste Runde.

Zum zweiten Mal betreibt die Familie Zinnecker auf dem Herbstplärrer das Kult-Fahrgeschäft. Begonnen hat die Geschichte mit der Leopardenspur für die Schaustellerfamilie wie wohl auch für viele andere junge Volksfestbesucher: Ihr Schwiegervater sei mit dem rasanten Fahrgeschäft als Kind gefahren und sei sofort begeistert gewesen, erzählt Cynthia Zinnecker, die die Leopardenspur mit ihrem Mann Freddy Zinnecker gekauft hat. Der Schwiegervater, als Kind einer Schaustellerfamilie, habe sich damals gesagt: „Ich muss sie einmal haben”. Seitdem war die Leopardenspur „so ein bisschen der Traum der Familie”, sagt Zinnecker. Anfang des Jahres ging dieser Traum dann in Erfüllung.

Der erste Besitzer des Fahrgeschäfts, Michael Heindel, hatte die Leopardenspur zuvor 40 Jahre lang betrieben, und so lange gibt es das bunte Hochgeschwindigkeitskarussel mit der Dschungeldekoration auch schon auf dem Augsburger Plärrer. Altersbedingt entschied sich Heindel im Jahr 2018 dazu, die Volksfestattraktion zu verkaufen. Unter Augsburger Schaustellern fand er allerdings zunächst keinen Interessenten.

Fans des Kult-Fahrgeschäfts machten sich bereits Sorgen, dass das Karussell künftig nicht mehr auf dem Plärrer zu finden sein könnte. Kurz vor Beginn des Frühjahrplärrers wurde im März 2019 dann doch bekannt gegeben, dass der Passauer Schausteller Freddy Zinnecker das Fahrgeschäft gekauft hatte und es auch weiterhin auf dem Augsburger Plärrer betreiben wollte.

Warum habe man nicht sofort Interesse bekundet, als bekannt wurde, dass das Karussell zum Verkauf steht? „So etwas muss man in der Familie absprechen”, erklärt Cynthia Zinnecker. Schließlich betreibt die Schausteller-Familie nicht nur die Leopardenspur, sondern auch noch zahlreiche weitere Fahrgeschäfte auf anderen Volksfesten. „Wir sind ein absoluter Familienbetrieb”, erklärt sie. Zum Aufbau oder zum Chips einsammeln stellen sie auch Mitarbeiter ein, aber „im Geschäft arbeitet nur die Familie.”

Das erste Mal baute die Familie Zinnecker die Leopardenspur auf dem vergangenen Frühjahrsplärrer auf, mit dem Herbstplärrer hat sie die erste Saison als Besitzer nun fast hinter sich. Bisher laufe das Geschäft sehr gut, sagt Cynthia Zinnecker. „Wir sind sehr zufrieden.”

Besonders schön sei es, wenn ältere Fahrgäste kämen und sich darüber freuten, dass die Leopardenspur noch genauso ist wie vor 20 Jahren - „wie vor 40 Jahren!”, korrigiert Alwin Zinnecker; die Begeisterung für das Karussell ist dem 16-Jährigen anzumerken. Vor kurzem sei ein 91-jähriger Fahrgast zu ihr ans Tickethäuschen gekommen und habe gefragt, ob er die Leopardenspur denn auch noch fahren könne, erzählt Cynthia Zinnecker weiter. „Ja, natürlich”, habe sie da gesagt. Das seien besondere Erlebnisse.

Allgemein sei die Freude der Fahrgäste das Beste an der Arbeit als Schausteller: „Am meisten Spaß macht es, wenn man den Leuten Spaß bringen und sie beim Fahren den Alltag vergessen lassen kann”, erzählt Zinnecker. Natürlich gebe es auch einige negative Seiten am Schaustellerleben. Nicht so schön sei, „was hinter den Kulissen abläuft” - der Abbau der Attraktionen oder die Bürokratie zum Beispiel. „Und schlechtes Wetter”, ergänzt Cynthia Zinnecker und lacht. „Besonders schlechtes Wetter.”

Und wie soll es weitergehen? „Wir bleiben dem Plärrer natürlich erhalten”, verspricht sie. Die Leopardenspur sei in Augsburg schließlich eine absolute Kult-Attraktion: „Ich glaube, keiner kann sich einen Plärrer ohne Leopardenspur vorstellen.”

Vorbesitzer Michael Heindel musste das Fahrgeschäft auch deshalb verkaufen, weil seine beiden Töchter das Karussell nicht weiter führen wollten. Bei der Familie Zinnecker wird das künftig wohl kein Problem werden. Will Alwin Zinnecker die Arbeit auch weiterhin machen? „Ja, natürlich”, sagt er sofort. „Die Leopardenspur muss es auf dem Plärrer auch weiter geben!”

„Alwin ist schon ganz scharf auf die Leopardenspur”, verrät Cynthia Zinnecker, und auch ihre zehnjährige Tochter Laura sei schon jetzt absolut begeistert von dem Dschungelkarussell.


Von Laura Türk
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