Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 03.05.2023 20:45

Tofu aus Kissing

<b>Drei aus der Familie Tran</b>, die die gleichnamige Tofurei betreibt (von links): „Papa und Mama Tofu” Hiu-Tai Tran und Thi Tieng Phan mit ihrem Sohn Phong.  (Foto: Ines Speck)
Drei aus der Familie Tran, die die gleichnamige Tofurei betreibt (von links): „Papa und Mama Tofu” Hiu-Tai Tran und Thi Tieng Phan mit ihrem Sohn Phong. (Foto: Ines Speck)
Drei aus der Familie Tran, die die gleichnamige Tofurei betreibt (von links): „Papa und Mama Tofu” Hiu-Tai Tran und Thi Tieng Phan mit ihrem Sohn Phong. (Foto: Ines Speck)
Drei aus der Familie Tran, die die gleichnamige Tofurei betreibt (von links): „Papa und Mama Tofu” Hiu-Tai Tran und Thi Tieng Phan mit ihrem Sohn Phong. (Foto: Ines Speck)
Drei aus der Familie Tran, die die gleichnamige Tofurei betreibt (von links): „Papa und Mama Tofu” Hiu-Tai Tran und Thi Tieng Phan mit ihrem Sohn Phong. (Foto: Ines Speck)

Was in der Wohnung für den Eigenbedarf begonnen hat, ist zu einer Erfolgsgeschichte geworden: Tofu aus der Tofurei Tran, die in Kissing Sojabohnen aus der Region verarbeitet, erfreut sich regen Absatzes. Jetzt ist auch das Bio-Zertifikat da, neue Maschinen aus China und Vietnam sind unterwegs und die Produktionsmenge soll steigen - möglicherweise schon bald in größeren Räumen.

Derzeit stellt Familie Tran alle zwei Wochen im Schlachthaus auf dem Asamhof in Kissing die asiatische Spezialität aus Sojabohnen her. Am Ende eines Produktionstages liegen 80 Kilo Tofu für die Kunden bereit. Die kommen entweder direkt mit ihren eigenen Dosen auf den Bauernhof oder freuen sich auf die Lieferung an die verschiedenen Verkaufsstellen. Solche gibt es im Unverpackt-Laden in Schrobenhausen, am Verkaufsautomaten des Asamhof, in Donauwörth, Fürstenfeldbruck, Ober- und Untermeitingen über die Dorfladenbox.

Diese Liste wachse beständig weiter, freut sich Phong Tran über die Nachfrage und die „Begeisterung bei den Kunden”. Derzeit stehe er in Austausch mit „Unser Land”, die den Tofu aus Kissing ins Sortiment nehmen wollten.

Aus der Region für die Region – dieser Ansatz ist Familie Tran wichtig, und sie setzen ihn auch um. Die Sojabohnen, die sie verarbeiten, kommen entweder direkt von Landwirt Ludwig Asam oder aber „über sein Netzwerk” aus der Umgebung und einem Umkreis von 50 Kilometern.

Diese getrockneten Sojabohnen werden zunächst eingeweicht, dann quellen sie auf das Doppelte auf. In einem Mahler, in dem zwei Scheiben gegeneinander laufen, werden die Bohnen gemahlen. Aus dem Gerät fließt vorne Sojamilch raus. Das Schrot, das bei diesem Vorgang übrig bleibt, wird entweder direkt an die Kühe auf dem Bauernhof verfüttert oder aber weiter verarbeitet. Aus diesem Nebenprodukt, „Okara”, werden etwa Burger-Patties, die sich vor allem auf Märkten sehr großer Beliebtheit erfreuen, oder es werden auch Kekse daraus gebacken. Weggeworfen werde nichts.

Die Sojamilch wird in der weiteren Tofu-Herstellung auf 100 Grad erhitzt. Weil Tofu ganz ähnlich hergestellt wird wie Käse, muss im nächsten Schritt ein Gerinnungsmittel beigefügt werden. In vielen Fällen sei das Nigari, ein Bittersalz. In der Tofurei Tran wird Branntweinessig zugesetzt. „Das gefällt uns besser.” Dann werden „die Flocken in Form gepresst”, erklärt Phong Tran weiter. Die Form ist viereckig, etwa so groß wie ein Backblech. Nachdem der Tofu abgekühlt ist, wird er vakuumverpackt. Schließlich soll er haltbar sein.

Angefangen hat die Tofu-Produktion in den eigenen vier Wänden. Phong Trans Eltern sind aus Vietnam nach Deutschland gekommen, sie sind Buddhisten und ernähren sich vegetarisch. Was ihnen in der neuen Heimat wirklich fehlte, das sei frischer Tofu gewesen. Weil es nicht schwer sei, ihn selbst herzustellen, hat „Mama Tofu” genau das gemacht. Erst auf dem Balkon in München, dann bei ihrem Sohn im Keller in Hochzoll, seit zwei Jahren läuft die Produktion in Kissing. Und sie läuft gut, das Produkt scheint heißgeliebt und viel nachgefragt. So viel, dass die Produktion wachsen soll.

Dazu braucht die Familie, die die Tofu-Herstellung bisher als „Hobby” betreibt, größere Räumlichkeiten. Diesbezüglich gebe es Gespräche, aber für Vorschläge sei man offen, so Phong Tran. „Wenn es also irgendwo ein größeres Schlachthaus gibt, das wir benutzen können”, dann dürften sich dessen Besitzer gerne melden. Größere Maschinen seien bereits bestellt und auf dem Weg. Sie kommen aus China und Vietnam. „Hier gibt es so etwas nicht”, sagt Tran. Die Tofu-Hersteller hätten dafür „alles reinvestiert”. Irgendwann können sie vielleicht von ihrer Tofurei leben, wünschen sie sich.

Das Sortiment wächst beständig: Tofu natur gibt es selbstverständlich, dazu Lauch-Glasnudel-Tofu oder Tofu mit geröstetem Sesam oder Chili-Zitronengras.

Der Anbau von Sojabohnen würde in Süddeutschland immer verbreiteter, berichtet Phong Tran, sie passe auch gut in die Fruchtfolge, sei gut für den Boden und leicht zu kultivieren. Er prognostiziert, dass „Soja in der Zukunft immer mehr eine Rolle spielen” werde.


Ines Speck
Ines Speck

Redakteurin

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