Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 30.09.2022 10:47

Tobias Seyfried ist neuer Pfarrer der ZEGOS

Tobias Seyfried, hier in der Pfarrkirche St. Laurentius in Griesbeckerzell, mag es leger. Über dem Priesterhemd mit dem Kollar (dem weißen Kragen) trägt er ein bequemes Kapuzenshirt. (Foto: Wolfgang Glas)
Tobias Seyfried, hier in der Pfarrkirche St. Laurentius in Griesbeckerzell, mag es leger. Über dem Priesterhemd mit dem Kollar (dem weißen Kragen) trägt er ein bequemes Kapuzenshirt. (Foto: Wolfgang Glas)
Tobias Seyfried, hier in der Pfarrkirche St. Laurentius in Griesbeckerzell, mag es leger. Über dem Priesterhemd mit dem Kollar (dem weißen Kragen) trägt er ein bequemes Kapuzenshirt. (Foto: Wolfgang Glas)
Tobias Seyfried, hier in der Pfarrkirche St. Laurentius in Griesbeckerzell, mag es leger. Über dem Priesterhemd mit dem Kollar (dem weißen Kragen) trägt er ein bequemes Kapuzenshirt. (Foto: Wolfgang Glas)
Tobias Seyfried, hier in der Pfarrkirche St. Laurentius in Griesbeckerzell, mag es leger. Über dem Priesterhemd mit dem Kollar (dem weißen Kragen) trägt er ein bequemes Kapuzenshirt. (Foto: Wolfgang Glas)

Das Pfarrhaus in Griesbeckerzell hat sich Tobias Seyfried schlicht eingerichtet, mit hellen Holzmöbeln und einem Schreibtisch, der einfacher kaum sein könnte. Herzstück der Wohnung ist das Esszimmer. Dort bewirtet der neue Pfarrer der Pfarreiengemeinschaft ZEGOS gerne Mitarbeiter und Ehrenamtliche. "Gestern waren unsere sechs Organisten da", erzählt er. Man habe sich bei einer Brotzeit näher kennengelernt und manches Kirchenmusikalische besprochen. Demnächst sind die neun Mesnerinnen und Mesner zu Gast. Auch die Kirchenchöre will er nach Zell einladen, aber erst im Sommer, wenn man draußen sitzen kann.

Seit September leitet Tobias Seyfried die Pfarreiengemeinschaft ZEGOS. Die Abkürzung steht für Zahling, Edenried, Griesbeckerzell, Obergriesbach, Sulzbach. In den fünf Gemeinden leben rund 2600 Katholiken, die der Geistliche nun seelsorgerisch betreut. Ein "offenes Haus" solle das Pfarrhaus sein, verspricht der 36-Jährige. Ihm sei der persönliche Kontakt zu den Gläubigen und der – gerne auch kritische – Austausch sehr wichtig.

Rein sprachlich wird es dabei keine Probleme geben: Tobias Seyfried stammt aus dem Pöttmeser Ortsteil Echsheim. Dort leben seine Eltern und seine beiden Geschwister, er ist Onkel von drei Nichten. Jeden Sonntagabend trifft er sich mit der Familie und übernachtet dann auch in Echsheim. "Es war mein Wunsch, eine Pfarrersstelle in der Heimat zu bekommen", sagt Seyfried. Dass die jetzt tatsächlich nur knapp 30 Kilometer entfernt von dem Ort liegt, in dem er aufwuchs, wo er immer noch Mitglied im Sportverein und bei der Feuerwehr ist, freue ihn sehr.

Das Priesteramt war Tobias Seyfried nicht in die Wiege gelegt. Nach der Realschule hatte er Feinwerkmechaniker bei der Firma Treffler in Echsheim gelernt, ging dann auf die Berufsoberschule, holte das Abitur nach und studierte auf Berufsschullehrer für Metalltechnik und Mathematik. In der Kirche sei er zwar bis zum 16 Lebensjahr Ministrant gewesen, die Berufung zum Pfarrer habe er dabei aber nie gespürt. Auch nicht, als er zwischen 18 und 20 eine Freundin hatte und sich ernsthafte Gedanken um eine eigene Kinder machte. "Die Entscheidung, Pfarrer zu werden, ist erst langsam herangereift", erzählt er. Man brauche dazu wohl eine gewisse Lebenserfahrung.

Doch an den Moment, an dem er sich für den geistlichen Weg entschloss, erinnert er sich ganz genau. "Ich war mit meinem Moped unterwegs zwischen Neuburg und Donauwörth." Im Mai 2008 war das. Als er seinen Eltern am 4. Juli 2008 eröffnete, Theologie studieren zu wollen und Pfarrer zu werden, "waren die völlig überrascht, fast geschockt."

Inzwischen hat Seyfried seine ersten beruflichen Erfahrungen gesammelt. Er war zwei Jahre Praktikant in Mering, zwei Jahre Kaplan in der Stadtpfarrei Herz Jesu in Pfersee und zwei Jahre in Vöhringen bei Neu-Ulm. Die ZEGOS ist nun seine erste Pfarrerstelle. Er ist jetzt Chef mehrere Mitarbeiter und von 33 Ministranten und Ministrantinnen, unterrichtet an der Grundschule in Griesbeckerzell und an der Realschule, zelebriert wöchentlich mindestens acht Messen, dazu Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen.

Eine seiner vornehmsten Aufgabe sieht er darin, den Gläubigen das Evangelium wieder nahe zu bringen. "Die Aussagen des Evangeliums sind keine Hirngespinste, sondern Realität. Sie gelten auch heute noch, 2000 Jahre nach der Niederschrift", meint der 36-Jährige. Man dürfe sich natürlich "Reiben am Wort Gottes", aber grundsätzlich halte das Evangelium für viele Situationen zeitlose, ermutigende und bestärkende Lebensweisheiten bereit. Die will er in seinen Predigten gerne weitergeben. Er weiß: "Der bayerische Katholik liest nicht unbedingt gerne in der Bibel. Dem muss man das schon erzählen."

Der Pfarrer kartelt gern

Als der neue Pfarrer sich kürzlich bei einem Altennachmittag vorstellte, war manche Besucherin überrascht: Der habe ja gar keinen schwarzen Anzug an, sondern ein graues Kapuzenshirt. Und erzählen könne er auch recht kurzweilig. Tobias Seyfried schmunzelt über solche Einschätzungen. Nein, tatsächlich wolle er kein "Pfarrherr" sein, sondern der Hirte, der sich um seine Schäfchen kümmert. Deshalb geht er auch dorthin, wo seine Herde ist. Letzthin besuchte er ein Fußballspiel beim Zeller Sportclub, im Zahlinger Bürgerhaus klopfte er mit beim Schafkopfturnier. "Lief nicht gut", sagt der geistliche Kartler. "16 Schlechte".

Die ZEGOS ist eine der kleineren Pfarreiengemeinschaften in der Diözese Augsburg. Zu tun gibt es dort aber durchaus. "Die Bürokratie ist auch in der Kirche immens geworden", beklagt Seyfried, "und das Geld weniger". Aktuell steht im Pfarrverband eine Dachsanierung an der Obergriesbacher Aukapelle an, die Edenrieder Kirche muss geweiselt werden. Doch sei auch für diese vergleichweise bescheidenen Projekte der Genehmigungsaufwand immens. Die ZEGOS soll deshalb einen Verwaltungsleiter erhalten. Der kümmert sich dann nicht nur um wirtschaftliche Angelegenheiten in der Fünf-Pfarreien-Gemeinschaft, sondern auch um die der Pfarreien Klingen und der PG Aichach.

Übrigens: das Moped, auf dem er vor 14 Jahren seinen neuen Lebensweg beschloss, hat Tobias Seyfried noch immer. Es steht fahrbereit in "Eaxa", wie die Einheimischen Echsheim nennen, und soll dort auch bleiben. Für Griesbeckerzell wird er sich wohl ein Fahrrad anschaffen, um von einem Ort zum anderen und von Messe zu Messe zu kommen.

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