Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung

Telefonseelsorge an der Kapazitätsgrenze

Die Ökumenische Telefonseelsorge Augsburg nahm 2022 rund 20.000 Anrufe entgegen. Auf 13.770 folgten laut dem Jahresbericht umfangreichere Beratungsgespräche. (Foto: jaf)
Die Ökumenische Telefonseelsorge Augsburg nahm 2022 rund 20.000 Anrufe entgegen. Auf 13.770 folgten laut dem Jahresbericht umfangreichere Beratungsgespräche. (Foto: jaf)
Die Ökumenische Telefonseelsorge Augsburg nahm 2022 rund 20.000 Anrufe entgegen. Auf 13.770 folgten laut dem Jahresbericht umfangreichere Beratungsgespräche. (Foto: jaf)
Die Ökumenische Telefonseelsorge Augsburg nahm 2022 rund 20.000 Anrufe entgegen. Auf 13.770 folgten laut dem Jahresbericht umfangreichere Beratungsgespräche. (Foto: jaf)
Die Ökumenische Telefonseelsorge Augsburg nahm 2022 rund 20.000 Anrufe entgegen. Auf 13.770 folgten laut dem Jahresbericht umfangreichere Beratungsgespräche. (Foto: jaf)

Die Ökumenische Telefonseelsorge Augsburg ist auf gleichbleibend hohem Niveau gefragt – das ist die Bilanz, die das Bistum Augsburg nun gezogen hat. Mehr als 13.700 Beratungsgespräche seien im Laufe des Jahres 2022 geführt worden. Für Leiterin Hildegard Steuer ist dies „ein deutlicher Beleg für die gleichbleibend gesellschaftlich relevante Arbeit der Seelsorgestelle”.

„Die Welt, wie wir sie kannten, bröckelt”, resümiert Steuer im Jahresbericht der Telefonseelsorge. Dies werde in besonders besorgniserregender Weise auch in der Entwicklung der Anrufenden mit Selbstmordgedanken sichtbar, die die Telefonseelsorge feststelle. Zwar habe die Telefonseelsorge davon 2022 rund ein Drittel weniger verzeichnet als im Vorjahr zum Höhepunkt der Corona-Pandemie, doch könne davon abgesehen über die vergangenen sechs Jahre ein Anstieg von fast 40 Prozent festgestellt werden.

Insgesamt nahm die Ökumenische Telefonseelsorge Augsburg 2022 rund 20.000 Anrufe entgegen, was in etwa dem Niveau des Vorjahres entspricht. Auf 13.770 der Anrufe folgten laut dem Jahresbericht umfangreichere Beratungsgespräche. Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen führten demnach im Schnitt 55 Telefonate am Tag, von denen es sich bei 38 um längere Beratungsgespräche mit einer durchschnittlichen Gesprächsdauer von 21 Minuten handelte. Die Anzahl an geführten Gesprächen habe die Ehrenamtlichen „wieder einmal an unsere Kapazitätsgrenzen gebracht”, so Leiterin Steuer.

Das Durchschnittsalter der Mitarbeiter, 78 Frauen und 11 Männer, liege bei circa 60 Jahren. Nach erfolgreich abgeschlossener Ausbildung seien 24 Telefonseelsorger neu eingestiegen. „Dadurch haben wir uns etwas verjüngt”, heißt es im Bericht. Die Arbeit der 89 ehrenamtlichen Mitarbeitenden wird durch Zuschüsse seitens der Diözese Augsburg, des Diakonischen Werks Augsburg, des Bezirks Schwaben, der Stadt und des Landkreises Augsburg, des Landkreises Aichach-Friedberg und durch Einzelspenden finanziert. Der Zuschuss der Diözese lag vergangenes Jahr bei 203.000 Euro und machte damit fast 70 Prozent des gesamten Budgets der Telefonseelsorge aus.

„Unsere Gesellschaft kann sich glücklich schätzen, dass so viele Ehrenamtliche diese Aufgabe als sinnvoll für sich erleben und ihren Teil dazu beitragen, dass Menschen wieder sicheren Boden unter den Füßen spüren und neuen Halt finden”, sagt Steuer. Um die Arbeit der Einrichtung künftig besser zu koordinieren, sei zum April die Stelle der stellvertretenden Leitung halbtags besetzt worden. Zeitgleich sei zudem das Ausbildungskonzept der ehrenamtlichen Seelsorgerinnen und Seelsorger erneuert worden.

Das Internet spielt auch für Hilfesuchende eine immer größere Rolle

Rund 60 Prozent aller Kontaktsuchenden litten unter psychischen Problemen verschiedenster Art. Besonders Einsamkeit und depressive Stimmungen seien häufig genannt worden, so geht es aus dem Jahresbericht hervor. Beziehungsfragen führten in rund 37 Prozent der Fälle zum Anruf. Im Gegensatz zu den beiden Vorjahren war die Corona-Pandemie kaum mehr als Anrufthema präsent.

Immer wichtiger wird auch für Hilfesuchende das Internet. Darauf hat die Telefonseelsorge reagiert, die auch per Mail und über einen Chat erreichbar ist. In diesem Bereich engagiert sich dem Bericht zufolge zwar eine zahlenmäßig kleine, dafür aber umso fleißigere Gruppe. 2022 wurden 198 Mails an Ratsuchende geschrieben. Das bedeute einen Anstieg von 37,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Mindestens jeden zweiten Tag wurde eine Mail beantwortet. Darüber hinaus habe es in der Chatberatung „eine enorme Steigerung” gegeben, um 46 Prozent von 39 auf 57 Chats. Mehr als einmal in der Woche wird Kontakt mit einem Hilfesuchenden über einen Chat aufgebaut. (pm/jaf)

Ehrenamt und Kontakt

Der nächste Kurs für ehrenamtliche Mitarbeitende der Telefonseelsorge startet im März 2024. Anmeldungen dazu sind bis November dieses Jahres erbeten.

    Die Telefonseelsorge kann über die gebührenfreien Telefonnummern 0800/1110111 und 0800/1110222 sowie die 116123 (ohne Vorwahl wählen) erreicht werden. Das Ehrenamtliche Krisentelefon ist in Akutkrisen und Notfällen für alle Anrufenden unter 0821/3497349 zu erreichen. Die Mail- und Chatberatung und weitere Informationen gibt es im Internet unter online.telefonseelsorge.de.


    Von Janina Funk

    Redakteurin Augsburg-Redaktion

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