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Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung

StaZ-Intern: Gebrauchsanweisung der Stadt Augsburg ist ein Knigge der Selbstverständlichkeiten

Die Stadt Augsburg hat eine Broschüre gedruckt, in der sie Bewohnern und Besuchern erklärt, wie man sich im öffentlichen Raum verhält. Dieser Knigge der Selbstverständlichkeiten wirft Fragen auf.

Mit Gebrauchsanweisungen ist das manchmal ein Balance-Akt am Verzweiflungsrand: Mal ist die Anleitung nur in Schriftzeichen aus fernen Ländern im Karton, mal sind sie derart akademisch-kompliziert formuliert, dass selbst promovierte Mathephysikingenieurlinguisten schweißtreibende Schwierigkeiten mit deren Verständnis haben. Jung und hip soll hingegen die Sprache der Gebrauchsanweisung der Stadt Augsburg für die Stadt Augsburg daher kommen.

Ja, Sie haben richtig gelesen, die Stadt Augsburg erklärt ihren Benutzern jetzt, wie sie mit öffentlichen Plätzen umgehen sollen. Auf 19 Seiten überschrieben mit „Bitte. Danke.“ führt sie auf, was man tun kann und lassen sollte. „Jeder freut sich über einen schönen, sauberen Platz: Also wirf deinen Müll in den Abfalleimer oder nimm ihn mit nach Hause“, heißt es da etwa. Oder, dass man seine Zigarettenkippe nicht auf den Boden schmeißen, nicht Wildbieseln und schon gar keine gefährlichen Substanzen im öffentlichen Raum entsorgen soll. Kurzum: Entstanden ist ein Knigge der Selbstverständlichkeiten, Preisliste für Verstöße inklusive.

Das wirft essenzielle Daseinsfragen auf. Ist es um Augsburg tatsächlich derart schlecht bestellt, dass ihre Bewohner und Besucher einfachste Verhaltensgrundsätze nicht mehr kapieren? Verdummt die Gesellschaft zusehends? Sind wir wirklich oder waren wir bloß?

Wird bald an jedem Augsburger Hauseingang eine Gebrauchsanweisung für die eigenen Füße nötig sein? „Heben sie den rechten Fuß an, bewegen sie ihn vorwärts und setzen ihn wieder ab. Nun führen sie denselben Vorgang mit dem anderen Fuß durch und fahren sie in diesem Rhythmus fort: Herzlichen Glückwunsch, Sie gehen.“ Hängen am Rathaus demnächst Warnschilder, die da sagen: Ich bin eine Wand, laufe nicht kopfvoraus gegen mich. Oder Hinweistafeln an der Maximilianstraße alle Eineinhalbmeter, die abwechselnd mitteilen: „Einatmen!“, „Ausatmen!“.

Schildern das Geschehen aus dem Schilderwald, die Schildbürger der StaZ-Redaktion


David Libossek
David Libossek

Sportredakteur

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