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Aichacher Zeitung LogoRückkehr nach fast 500 Jahren: Frühneuzeitlicher hebräischer Druck wieder in Augsburg | Aichacher Zeitung

Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung

Rückkehr nach fast 500 Jahren: Frühneuzeitlicher hebräischer Druck wieder in Augsburg

Nach über 480 Jahren ist ein Druck des Buchdruckers Chaim Schwarz nach Augsburg zurückgekehrt. (Foto: Ilya Kotov/JMAS)
Nach über 480 Jahren ist ein Druck des Buchdruckers Chaim Schwarz nach Augsburg zurückgekehrt. (Foto: Ilya Kotov/JMAS)
Nach über 480 Jahren ist ein Druck des Buchdruckers Chaim Schwarz nach Augsburg zurückgekehrt. (Foto: Ilya Kotov/JMAS)
Nach über 480 Jahren ist ein Druck des Buchdruckers Chaim Schwarz nach Augsburg zurückgekehrt. (Foto: Ilya Kotov/JMAS)
Nach über 480 Jahren ist ein Druck des Buchdruckers Chaim Schwarz nach Augsburg zurückgekehrt. (Foto: Ilya Kotov/JMAS)

Nach über 480 Jahren ist ein Druck des frühneuzeitlichen Buchdruckers Chaim ben David Schwarz nach Augsburg zurückgekehrt. Wie das Jüdische Museum Augsburg berichtet, habe das Museum das Buch „dank einer großzügigen privaten Spende” zum Jahresende 2022 erwerben können. Museumsdirektorin Carmen Reichert holte es nun in Israel ab und brachte es nach Augsburg.

Eigentlich habe es zwischen der Vertreibung der Juden 1438 und dem Beginn der Wiederansiedlung ab 1803 kein jüdisches Leben in Augsburg gegeben, erklärt das Museum. Jüdinnen und Juden war über Jahrhunderte die Niederlassung in der Stadt verboten. „Dass es Chaim Schwarz gelungen ist, sich zumindest für einige Zeit in Augsburg aufzuhalten und einige der wichtigsten frühneuzeitlichen hebräischen und jiddischen Drucke in unserer Stadt zu drucken, ist fast ein Wunder”, sagt Reichert. Ein Wunder, das sich jedoch mit der Geschichte Augsburgs als Reformationsstadt erklären lasse. Während der Reformation kehrte man zu den biblischen Texten in den Originalsprachen zurück. „Daher brauchte man hebräische Drucklettern und einen Drucker, der damit umgehen konnte“, erklärt Reichert.

Chaim Schwarz stammte aus Prag, einem damaligen Zentrum des hebräischen Buchdrucks, und kam über Breslau nach Augsburg. Er müsse um 1533 in Augsburg angekommen sein, so das Museum, und habe sich etwa bis 1544 in der Stadt aufgehalten, bevor er nach Ichenhausen in Schwaben weitergezogen sei. In Augsburg entstanden dem Museum zufolge einige der wichtigsten hebräischen und jiddischen Buchdrucke der Zeit: unter anderem die Sammlungen Melokhim-Buch und Shmuel-Buch, zwei der ältesten gedruckten jiddischen Erzählungen, außerdem hebräische Gebetbücher – und der Arba‘a Turim des Jakob ben Asher, der nun nach Augsburg zurückgekehrt ist.

„Arba’a turim” heißt wörtlich „vier Säulen”, erklärt das Museum. Das Werk kommentiere vier Themengebiete, die für die in der Diaspora, also auf der ganzen Welt, verstreuten jüdischen Gemeinden von großer Relevanz waren: Jüdische Feiertage und Gebete, die jüdischen Speisegesetze, jüdisches Eherecht und jüdisches Zivil- und Kriminalrecht. „Abgesehen von dem religiösen Meilenstein, den das Buch bedeutet, ist es auch ein großartiges Dokument Augsburger Geschichte”, betont das Museum. (pm)

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