Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung

Römer mit dem Handy erforschen: Freistaat fördert digitales Projekt in Augsburg

Römer zum Anfassen: So greifbar wie etwa auf dem Römerfest Augusta im Jahr 2015 wird die römische Geschichte durch eine App nicht werden. Aber sie soll nur ein erster Schritt sein auf dem Weg zu einem neuen Römermuseum.  (Foto: Markus Höck)
Römer zum Anfassen: So greifbar wie etwa auf dem Römerfest Augusta im Jahr 2015 wird die römische Geschichte durch eine App nicht werden. Aber sie soll nur ein erster Schritt sein auf dem Weg zu einem neuen Römermuseum. (Foto: Markus Höck)
Römer zum Anfassen: So greifbar wie etwa auf dem Römerfest Augusta im Jahr 2015 wird die römische Geschichte durch eine App nicht werden. Aber sie soll nur ein erster Schritt sein auf dem Weg zu einem neuen Römermuseum. (Foto: Markus Höck)
Römer zum Anfassen: So greifbar wie etwa auf dem Römerfest Augusta im Jahr 2015 wird die römische Geschichte durch eine App nicht werden. Aber sie soll nur ein erster Schritt sein auf dem Weg zu einem neuen Römermuseum. (Foto: Markus Höck)
Römer zum Anfassen: So greifbar wie etwa auf dem Römerfest Augusta im Jahr 2015 wird die römische Geschichte durch eine App nicht werden. Aber sie soll nur ein erster Schritt sein auf dem Weg zu einem neuen Römermuseum. (Foto: Markus Höck)

Die Friedensstadt Augsburg hat einen völlig unfriedlichen Ursprung. Wie hinlänglich bekannt, begann die Stadt als römisches Militärlager irgendwann kurz vor der Zeitenwende, vermutlich im Jahr 15 vor Christus. Vom Palisaden umzäunten Lager mauserte sich Augusta Vindelicum zur Hauptstadt der Provinz Rätien und blieb bis zum Zusammenbruch des römischen Reiches eine bedeutende Siedlung. Doch vom einstigen römischen Glanz ist in der heutigen Bezirkshauptstadt so gut wie nichts zu sehen. Das soll sich nun ändern – zumindest digital soll das römische Erbe sichtbar gemacht werden.

Augsburgs Verhältnis zu diesem Erbe ist nicht ganz unproblematisch. Seit der Schließung der Dominikanerkirche im Jahr 2012, die als Römisches Museum gedient hatte, fehlt ein geeigneter Ausstellungsraum für die zahlreichen, mitunter für die Archäologie und Geschichtswissenschaft bedeutsamen Funde, die in und um Augsburg gemacht wurden und werden. Das „Römerlager” in der Toskanischen Säulenhalle im Zeughaus war eigentlich nur als kurzfristige Übergangslösung gedacht, ist stattdessen zur Dauereinrichtung geworden. Diese Schau kann freilich, trotz aller Sorgfalt und Liebe zum Detail der Macher, ein echtes Museum nicht ersetzen. Nur: In Augsburg fehlt das Geld für einen zeitnahen Neubau. Oberbürgermeisterin Eva Weber ist in dieser Frage zuletzt sehr deutlich geworden und hat allen Hoffnungen auf eine Umsetzung noch in der laufenden Legislaturperiode eine Absage erteilt.

Umso freudiger hat die Augsburger Stadtspitze nun die Bewilligung von Fördermitteln für ein digitales Römer-Erlebnis in Augsburg und dem Umland aufgenommen. Das Bayerische Staatsministerium der Finanzen und für Heimat hat am Montag in Nürnberg den Förderbescheid für das Projekt Digitales Erlebnis „Römer in Augsburg” stellvertretend für die Regio Augsburg Tourismusgesellschaft an die Stadt Augsburg übergeben. Augsburgs Kulturreferent Jürgen Enninger nahm den Fördermittelbescheid in Höhe von 208.500 Euro als Vertreter der Stadt Augsburg entgegen.

„Historischen Schatz in die Zukunft tragen”

Oberbürgermeisterin Eva Weber ist sich der Bedeutung der römischen Vergangenheit durchaus bewusst: „Augsburg ist der wahrscheinlich erste Militärstützpunkt der Römer in Bayern und hat sich nicht nur einmal als große Schatztruhe im Hinblick auf historische Funde entpuppt”, kommentiert sie die Förderung. Mit dieser „können wir anfangen, diesen historischen Schatz ins digitale und damit in die Zukunft zu übertragen”, so Weber weiter.

Auch Kulturreferent Enninger betont angesichts der Förderung die Besonderheit der ehemaligen Provinzhauptstadt. „Die römische Geschichte Augsburgs hat eine Vorbildwirkung für die Urbanisierung Bayerns”, so Enninger. Sie zeige, dass Migration und Vielfalt Grundlage für die bayerischen Stadtgründungen seien. „Diese Prozesse digital in der Region sichtbar werden zu lassen, ist ein erster Baustein auf dem Weg zu einer zeitgemäßen digitalen Präsentation in einem zukünftigen Museum der Römischen Geschichte in Augsburg”, wagt der Kulturreferent einen Blick in die Zukunft.

Doch es kann dabei nicht nur um Augsburg allein gehen, schließlich vertritt die Regio Augsburg Tourismusgesellschaft auch die Landkreise Aichach-Friedberg und Augsburg bei der Vermarktung der touristischen Potenziale. Hier könnte freilich die römische Geschichte eine bedeutendere Rolle spielen. Denn auch in den angrenzenden Landkreisen sind bedeutende Fundorte aus der römischen Siedlungsgeschichte vorhanden, wenngleich Augsburg selbst die Fundliste unangefochten anführt – etwa mit der Entdeckung eines Schatzes in Oberhausen bei Bauarbeiten im Jahr 2021. Fast eine halbe Tonne an Münzen, Waffen und Werkzeugen der Römer wurden dabei ausgegraben.

Wie genau nun die Römer digital wiedererweckt werden sollen in Augsburg und Umgebung, scheint noch nicht klar zu sein. In einem Statement der Stadt Augsburg ist lediglich die Rede davon, dass „im Rahmen des Förderprojektes Digitales Erlebnis ,Römer in Augsburg' die römische Epoche für die Bevölkerung der Stadt und der Landkreise sowie für Besucherinnen und Besucher der Stadt Augsburg und der Region digital erlebbar gemacht werden” sollen. Anhand von Funden und Grabungsergebnissen solle mit der Förderung eine App für digitale Endgeräte entstehen, „die wichtige Aspekte der historischen Römerstadt Augusta Vindelicum sowie der angrenzenden Landkreise präsentiert”. Gegenüber der AICHACHER ZEITUNG hatte Kulturreferent Enninger schon Anfang 2022 geäußert, dass die Stadt Augsburg als ersten Schritt auf dem Weg zu einem neuen Römermuseum plane, „bedeutende römische Funde an Ort und Stelle der Auffindung beziehungsweise in den Stadtteilen sichtbar werden zu lassen.” Sie sollen hierzu laut Enninger entweder im Original beziehungsweise als Replik ausgestellt werden. Er könne sich aber auch vorstellen, auf die Fundstücke durch QR-Codes an Stelen vor Ort hinzuweisen und dann durch virtuelle Medien zugänglich zu machen. „Die öffentlichen Orte können durch eine App miteinander verbunden werden, analog zum Welterbe Wasser”, so Enninger damals. Zumindest für diese App scheint der Weg mit der Förderung nun bereitet. Bis wann die Römerfreunde der Region mit einer Umsetzung rechnen können, ist noch offen.


Markus Höck
Markus Höck

Redakteur Augsburg-Redaktion

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