Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 16.05.2023 13:16

Recherche übers Internet: Stadtarchiv Augsburg schaltet Datenbank frei

Digitales Stadtarchiv: Ordnungsreferent Frank Pintsch (von links) hat am Montag mit der Leiterin des Stadtarchivs Kerstin Lengger, dem Abteilungsleiter für Digitalisierung Dominik Feldmann und Archivmitarbeiterin Andrea Walser die neue Online-Datenbank freigeschaltet. (Foto: Ruth Plössel/Stadt Augsburg)
Digitales Stadtarchiv: Ordnungsreferent Frank Pintsch (von links) hat am Montag mit der Leiterin des Stadtarchivs Kerstin Lengger, dem Abteilungsleiter für Digitalisierung Dominik Feldmann und Archivmitarbeiterin Andrea Walser die neue Online-Datenbank freigeschaltet. (Foto: Ruth Plössel/Stadt Augsburg)
Digitales Stadtarchiv: Ordnungsreferent Frank Pintsch (von links) hat am Montag mit der Leiterin des Stadtarchivs Kerstin Lengger, dem Abteilungsleiter für Digitalisierung Dominik Feldmann und Archivmitarbeiterin Andrea Walser die neue Online-Datenbank freigeschaltet. (Foto: Ruth Plössel/Stadt Augsburg)
Digitales Stadtarchiv: Ordnungsreferent Frank Pintsch (von links) hat am Montag mit der Leiterin des Stadtarchivs Kerstin Lengger, dem Abteilungsleiter für Digitalisierung Dominik Feldmann und Archivmitarbeiterin Andrea Walser die neue Online-Datenbank freigeschaltet. (Foto: Ruth Plössel/Stadt Augsburg)
Digitales Stadtarchiv: Ordnungsreferent Frank Pintsch (von links) hat am Montag mit der Leiterin des Stadtarchivs Kerstin Lengger, dem Abteilungsleiter für Digitalisierung Dominik Feldmann und Archivmitarbeiterin Andrea Walser die neue Online-Datenbank freigeschaltet. (Foto: Ruth Plössel/Stadt Augsburg)

Das Augsburger Stadtarchiv gehört mit seinen Schätzen zu den bedeutendsten Archiven in Deutschland, wenn es um Stadtgeschichte geht. Seit dem 16. Jahrhundert sammeln und ordnen die Augsburger fleißig ihre Akten und so ist mittlerweile ein beachtlicher Aktenberg zusammengekommen. Umso erfreulicher ist es für alle Geschichtsinteressierten, dass für die Recherche in den Archivbeständen kein Besuch vor Ort mehr nötig ist. Seit Montag ist die Online-Datenbank des Stadtarchivs unter recherche-stadtarchiv.augsburg.de zugänglich. Und wenn die gewünschte Urkunde oder Karte selbst bereits digitalisiert ist, entfällt der Weg zum Archiv komplett. Noch nicht digitalisierte Archivalien können aber sogar per E-Mail nach Hause bestellt werden.

„Das Stadtarchiv Augsburg archiviert das Schriftgut aller Dienststellen der Stadtverwaltung Augsburg, der städtischen Schulen, Eigen- und Wirtschaftsbetriebe einschließlich ihrer Rechtsvorgänger sowie der Beteiligungsgesellschaften und der Zweckverbände mit städtischer Beteiligung”, beschreibt das Archiv auf seiner Internetseite die Aufgabenstellung. Da überraschen die immensen Ausmaße des Bestands nicht. Mit rund 13 000 laufenden Metern gibt die Stadt das Archivgut an. Dieses setzt sich zusammen aus Akten, Amtsbüchern, Urkunden, Karten und Plänen und auch vielen Fotos, denn nicht nur Behördliches kommt in die Regale, sondern im Bestand finden sich auch Archive, Nachlässe und Sammlungen aus privatem Besitz. Dabei reichen die Archivalien bis ins 11. Jahrhundert zurück.

Diese schiere Masse hatte es auch notwendig gemacht, dass für das Stadtarchiv ein neues Zuhause gefunden werden musste. Ursprünglich war die Sammlung im Rathaus untergebracht, zuerst noch im gotischen Vorgängerbau des heutigen Rathauses, ab dem Ende des 19. Jahrhunderts dann in der sogenannten Forstervilla an der Fuggerstraße, wo es den Akten zuletzt zu eng geworden war. Inzwischen hat das Stadtarchiv in direkter Nachbarschaft zum Staatlichen Textil- und Industriemuseum seine neue Bleibe gefunden. Parallel zum Umzug in den Jahren 2009 bis 2016 begann das Archiv bereits mit der Digitalisierung.

So entstanden die ersten Übersichten und Statistiken, die jeden der circa 1500 historischen Bestände des Stadtarchivs in einer Datenbank erfassten und die wichtigsten Informationen dazu festhielten. Parallel dazu begann das Team auch mit einer detaillierteren Beschreibung und Aufnahme einzelner Dokumente. „Jede Akte, Urkunde oder Planzeichnung, jedes Plakat, Foto oder Sammlungsstück wurde dabei festgehalten, Daten und Informationen aus älteren Verzeichnissen mit eingearbeitet und alles nach und nach zu einer großen Datenbank verknüpft. In den vergangenen Jahren übertrugen die Archivarinnen und Archivare in Fleißarbeit hunderte hand- und maschinenschriftlicher Verzeichnisse in dieses System”, berichtet Archivdirektorin Kerstin Lengger.

Über 500 Aktenbestände, davon auch 85 aus der reichsstädtischen Zeit (vor 1806), 75 000 Fotos, 19 000 historische Karten und Pläne sowie 8000 Plakate seien bereits in die Datenbank eingespeist, die insgesamt mehr als 300 000 einzelne Treffer erziele. Und das sei erst der Anfang. „Wir arbeiten laufend an der Überarbeitung und Ergänzung unserer Einträge”, versichert Dominik Feldmann, der Leiter der Abteilung Digitalisierung und Digitale Archivierung. „Die Datenmenge und Informationsdichte wird also täglich noch besser.” Jetzt sei allerdings ein ausreichend guter Bearbeitungsstand erreicht und die nötigen technischen Voraussetzungen seien geschaffen, dass die Online-Freischaltung eines größeren Teils dieser Einträge möglich sei.

Die Datenbank, ein spezielles Archivinformationssystem mit dem Namen „Scope Query”, bietet dabei laut Stadt verschiedene Möglichkeiten der Suche – vom Volltext bis hin zu einer speziellen Systematik, die sich an der Gliederung und Aufstellung der Bestände orientiert. Sie gibt aber nicht nur einen Überblick über die vorhandene Überlieferung des Stadtarchivs und Informationen, welche Archivalien dann im Lesesaal vor Ort eingesehen werden können. Auch der Lesesaal selbst soll Stück für Stück virtuell werden, denn die Archivalien würden sukzessive ebenfalls digitalisiert und als Bilddateien mit den Dateiinformationen verknüpft, teilt die Stadt mit. Neben der Digitalisierung weiterer Bestände sollen vor allem neue Funktionen hinzukommen. Hierzu gehören digitale Bestellmöglichkeiten von Archivalien, die Erteilung von Reprographieaufträgen oder die von der wissenschaftlichen Forschung geforderte Verwendung von sogenannten „Persistent Identifiern”, Codes, die es ermöglichen sollen, digitale Objekte dauerhaft erkennbar und auffindbar zu machen.

„Wunderbare Verbindung der Stadthistorie mit moderner Technologie”

Ordnungsreferent Frank Pintsch, der auch für Digitalisierung zuständig ist, durfte am Montag den symbolischen Startschuss für die Online-Datenbank geben: „Das Stadtarchiv ist das Gedächtnis der Stadt, und damit auch nicht selten das Herz der Stadt. Dass dieser Schatz unserer Stadtgeschichte jetzt auch digital verfügbar ist, ist eine wunderbare Verbindung unserer großen und vielfältigen Stadthistorie mit moderner Technologie.”


Markus Höck
Markus Höck

Redakteur Augsburg-Redaktion

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