Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 15.05.2023 16:35

Probleme lösen in schwierigen Zeiten

Viel zu tun im Altomünsterer Rathaus: Bürgermeister Michael Reiter bespricht mit der Sachbearbeiterin Bettina Reiter (nicht verwandt) einen aktuellen Förderantrag. 	Foto: Horst Kramer (Foto: Horst Kramer)
Viel zu tun im Altomünsterer Rathaus: Bürgermeister Michael Reiter bespricht mit der Sachbearbeiterin Bettina Reiter (nicht verwandt) einen aktuellen Förderantrag. Foto: Horst Kramer (Foto: Horst Kramer)
Viel zu tun im Altomünsterer Rathaus: Bürgermeister Michael Reiter bespricht mit der Sachbearbeiterin Bettina Reiter (nicht verwandt) einen aktuellen Förderantrag. Foto: Horst Kramer (Foto: Horst Kramer)
Viel zu tun im Altomünsterer Rathaus: Bürgermeister Michael Reiter bespricht mit der Sachbearbeiterin Bettina Reiter (nicht verwandt) einen aktuellen Förderantrag. Foto: Horst Kramer (Foto: Horst Kramer)
Viel zu tun im Altomünsterer Rathaus: Bürgermeister Michael Reiter bespricht mit der Sachbearbeiterin Bettina Reiter (nicht verwandt) einen aktuellen Förderantrag. Foto: Horst Kramer (Foto: Horst Kramer)

AZ: Wenn Sie zur Zeit Ihrer Kandidatur im Jahre 2019 gewusst hätten, mit welchen Problemen Sie konfrontiert werden, hätten Sie dennoch die Hand für das Amt des Bürgermeisters gehoben?

Reiter: Ja, ich hätte dennoch kandidiert. Ich habe meine damalige Entscheidung auch noch nie bereut. Klar sind die Herausforderungen andere, als damals zu erwarten waren. Aber Herausforderungen muss man immer annehmen, egal in welchem Beruf.

AZ: Die Marktgemeinde hat die Corona-Zeiten besser überstanden als befürchtet. Dennoch: Was hätte man besser machen können? Welche Unterstützung von staatlicher Seite hätten Sie, hätte sich das Rathaus gewünscht?

Reiter: Wir hatten im Rathaus nie Probleme, nie einen größeren Ausbruch. Vermutlich waren wir eine der ersten Gemeinden, die wieder im Sitzungssaal Gemeinderatssitzungen abhielt, dank der Plexiglas-Trennwände, die ich damals hergestellt hatte. Damit änderte sich auch die Atmosphäre und Diskussionskultur in den Gremien. Staatlicherseits war das größte Problem die Kurzfristigkeit der Maßnahmen. Oft genug kamen Schreiben, die wir schon am nächsten Tag umzusetzen hatten, gerade in der Schule. Da hätte ich mir von der Regierung mehr Weitsicht und Fingerspitzengefühl gewünscht.

AZ: Wie sind Sie persönlich durch diese schwierige Zeit und ins Amt gekommen?

Reiter: Wie gesagt, es lief bei uns besser als erwartet. Auch für mich persönlich. Obwohl es keine reguläre Amtsübergabe gab (sein Vorgänger war dazu nicht bereit - Anmerkung der Redaktion). Da aber die repräsentativen Pflichten eines Bürgermeisters deutlich zurückgingen - wie Jubiläen oder Einweihungen - hatte ich mehr Zeit für die Einarbeitung.

AZ: Stichwort: Atmosphäre im Gemeinderat. Die schien anfänglich angespannt. Nicht zuletzt, weil die CSU wohl auf den Vizebürgermeisterposten gehofft hatte (Anmerkung: CSU stellt neun Ratsmitglieder, FWG zehn plus Bürgermeister, FDP-Rätin Susanne Köhler kooperiert mit FWG). Stattdessen sprach sich Ihre Fraktion für den bisherigen Vorsitzenden, Hubert Güntner als Zweiten Bürgermeister aus. Im Nachhinein ein Fehler?

Reiter: Nein. Es gilt dasselbe, was ich damals gesagt hatte: Hubert Güntner hatte nach mir die meisten Stimmen geholt. Ein Grund, der auch schon früher zur Entscheidung für den Posten herangezogen wurde. Inzwischen ist die Atmosphäre sehr kooperativ, es weht wieder der „Altomünsterer Geist”. Entscheidungen in den Gremien werden so gut wie nie entlang der Parteilinien getroffen.

AZ: Wechseln wir zur Gegenwart und Zukunft, zu den aktuellen Themen wie die Energie- und Wärmewende. Wie ist der Stand beim Vorhaben, Freiflächen-Photovoltaikstrom mit einer Groß-Wärmepumpe in CO2-freie Wärme zu wandeln?

Reiter: Das ist eine von mehreren Möglichkeiten, wie wir zu einem Wärmenetzsystem in den Ortsteilen und im Hauptort kommen können. Wir wollen ja mit lokalen Wärmeanbietern kooperieren, etwa aus Biogas- oder Hackschnitzelanlagen - sofern die weiterhin zulässig sind. Wir haben derzeit in allen Ortsteilen mit mehr als einhundert Einwohnern abgefragt, wie dort das Interesse ist. Der Rücklauf war sehr hoch.

AZ: In welchem Zeitrahmen ist der Ausbau eines Ortsnetzes möglich?

Reiter: Für einen Teilbereich bestenfalls binnen eines Jahres. Um Wärmenetze in allen größeren Ortsteile aufzubauen, werden wird wohl mindestens zehn Jahre benötigen. Als erstes muss unser geplantes Kommunales Unternehmen („KU”) handlungsfähig sein.

AZ: Wann gibt es das erste Bürgerwindrad? Der Ausbau der Windkraft ist ja unumgänglich.

Reiter: Jeder Ausbau macht nur Sinn, wenn der Strom auch eingespeist werden kann. Die Bayernwerke sind nicht einmal in der Lage, die bei uns in Planung befindlichen Freiflächenphotovoltaikanlagen an ihr Netz anzuschließen. Deswegen hatte ich ja schon vor zwei Jahren vorgeschlagen, ein eigenes Umspannwerk bei uns zu bauen.

AZ: Haben Sie mit den Bayernwerken direkt geredet?

Reiter: Mehrfach! Erst vor kurzem war ein verantwortlicher Manager hier bei mir im Rathaus. Ich habe ihm auf dem Kopf zugesagt, dass mein Eindruck ist, dass der Konzern versucht, die Energiewende zu verhindern.

AZ: Harte Worte.

Reiter: Ja. Aber nötig. Ich hoffe, dass wir mithilfe von Wirtschaftsminister (und FW-Chef - Anm. d. Red.) Hubert Aiwanger weiterkommen. Er war ja kürzlich bei uns in Altomünster und hat seine Unterstützung zugesagt.

AZ: Themenwechsel: Kindertagesstätten und Gebühren. Der jüngste Beschluss des Gemeinderats, die Gebühren um 80 Prozent anzuheben, hat für viel Wirbel gesorgt.

Reiter: Das ist leider richtig. Wir haben aber keine Alternative, wenn wir nicht immer weiter in die Schulden abrutschen wollen. Das Hauptproblem ist das System der kommunalen Finanzierung. Ein Thema, um das der Freistaat wie der Bund einen großen Bogen machen. So lange sich daran nichts ändert, müssen wir an den wenigen Stellschrauben drehen, die wir haben. Ansonsten kann es sein, dass die kommunale Aufsichtsbehörde unseren Haushalt nicht genehmigt. Dann müssen wir alle freiwilligen Leistungen einstellen. Wie etwa die Förderungen der Vereine. Das kann niemand wollen.

AZ: Muss die Marktgemeinde daher nicht früher oder später eine Streichliste für geplante Projekte aufstellen? Etwa für die Gemeindeverbindungsstraße zwischen dem Gewerbegebiet und der Staatsstraße, besser bekannt als ....

Reiter: ... Gemeindeverbindungsstraße. (Er schmunzelt. Den Begriff „Holzweg” nimmt der Bürgermeister nicht in den Mund). Nein, das Projekt ist wichtig. Schon aus Lärmschutzgründen. Die Bewohner in der Aichacher und der Stumpfenbacher Straße leiden täglich unter dem Schwerlastverkehr. Ganz besonders die Menschen, die im Seniorenwohnheim am Eck zur Stumpfenbacher Straße leben. Das können wir durch die Gemeindeverbindungsstraße ändern. Sofern wir über die Mittel verfügen.

AZ: Ist die Zukunft düster?

Reiter: Nein, überhaupt nicht. Wir sehen die Herausforderungen und nehmen sie an. Ich freue mich zum Beispiel auf die Umsetzung der ISEK-Maßnahmen. In Sachen Energiewende werden wir große Schritte machen. Es gibt viel zu tun, dafür bin ich gewählt worden!

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