Die Sternd'l-Alm hat den Augsburger Plärrer nach sechs Jahren Partnerschaft verlassen. Nun sucht er eine neue dritte Gastronomie an seiner Seite. Als Kuppler fungiert der Ordnungsausschuss der Stadt, der am Mittwoch die Balz eröffnet.
Zehn Punkte stehen in der Sitzungsvorlage, die der neue dritte Wirt mit seinem Zelt erfüllen muss, um künftig mit dem Volksfest Hand in Hand zu gehen. Die Ansprüche sind allerdings hoch, die Kriterien eng gesteckt und teilweise kurios. Der gefragte Typ zeugt auch davon, dass das Fest noch nicht so ganz über die Sternd'l Alm hinweg ist: Ein gestandener Wirtsmann soll es sein, mit Bergsteiger-Charme und grünem Herzen.
Freilich kommt es neben der Gastronomieerfahrung zunächst aufs Aussehen an: „Eine Almhütte würde den Anforderungen vollends entsprechen”, schreibt die Stadt, andere Looks würden erst „auf ihre Tauglichkeit geprüft”.
Aber es zählen auch innere Werte. Die sollen dem Äußeren entsprechen und mit „hochwertigen Holztischen und -Bänken im Bauernstubenformat eine Hüttenatmosphäre erzeugen”.
Gesucht wird einer, der freundlich zu Müttern ist und deshalb „selbstverständlich” einen Wickelbereich bereit stellt. Auch barrierefrei soll der Wirt seine Hütte gestalten.
Kochen sollte der perfekte Kandidat bitte sehr auch können. Aber natürlich nicht irgendetwas. Die Leibspeise ist mit „Schmankerln der schwäbisch-bayerischen Region” angegeben. Aber auch „Volksfestklassiker wie Schweinshaxen und Grillhendl” sollten zum Repertoire gehören, ebenso internationale Spezialitäten und vegetarische Gerichte - eintönig geht schließlich so gar nicht.
Oh, nicht zu vergessen: Umweltbewusst sollte er eingestellt sein. Regional und saisonal sollen die Speisen sein. Die Zutaten sollen aus „ökologisch zertifizierten Anbau” stammen, selbes gilt für die Getränke. Der umschriebene Pfundskerl sollte zudem nicht nur wissen, wie man diese ausschenkt, sondern auch worin; nämlich serviert in entsprechenden Gläsern. Ein Weizen- und ein Pilsglas sollte der holde Wirt also durchaus voneinander unterscheiden können, verlangt die Stadt. Die Maß Bier, die er explizit auch verkaufen soll, gehört selbstredend in einen Krug, Prosecco und Sekt, ebenfalls Pflicht auf der Karte, in eine Flöte.
Apropos Flöte: Auf zu laute Musik sollte der Zukünftige möglichst auch nicht stehen, „die Musikkapelle soll in angemessener Lautstärke spielen”, heißt es im Profil für den Partner in spe.
Wer all das erfüllt, der wird Wirt. Auf 600 Innen- und 160 Quadratmetern Außenfläche darf er Haxen kredenzen und Getränke ausschenken - im richtigen Gefäß. Die Balz beginnt. (David Libossek)