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Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung

Paragrafendschungel bringt Lebenserfahrung: Albert Krzich aus Kissing war 20 Jahre lang ehrenamtlicher Sozialrichter

20 Jahre lang war Albert Krzich als ehrenamtlicher Richter tätig. Nun hat er viel Zeit für Spaziergänge mit seinem Hund.  (Foto: privat)
20 Jahre lang war Albert Krzich als ehrenamtlicher Richter tätig. Nun hat er viel Zeit für Spaziergänge mit seinem Hund. (Foto: privat)
20 Jahre lang war Albert Krzich als ehrenamtlicher Richter tätig. Nun hat er viel Zeit für Spaziergänge mit seinem Hund. (Foto: privat)
20 Jahre lang war Albert Krzich als ehrenamtlicher Richter tätig. Nun hat er viel Zeit für Spaziergänge mit seinem Hund. (Foto: privat)
20 Jahre lang war Albert Krzich als ehrenamtlicher Richter tätig. Nun hat er viel Zeit für Spaziergänge mit seinem Hund. (Foto: privat)

Zwei Jahrzehnte lang war Albert Krzich als ehrenamtlicher Richter am Sozialgericht und am Arbeitsgericht tätig. Rückblickend räumt er ein, dass er aus seinem Ehrenamt auch persönlich und beruflich einen Nutzen ziehen konnte. Nach Beendigung seiner beruflichen Tätigkeit im Jahr 2019 stand Krzich noch bis zum Ablauf seiner Amtszeit zur Verfügung und wurde nun mit einer Dankesurkunde im Namen des Freistaats Bayern offiziell verabschiedet.

Gerne blickt der 62-Jährige auf seine vielseitige Tätigkeit im Ehrenamt zurück. Aufgrund seiner Position als Personal- und Ausbildungsleiter bei Federal Mogul wurde der Kissinger von der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft 2002 als ehrenamtlicher Richter vorgeschlagen. Als zweiter Beisitzer nahm ein Vertreter der Arbeitnehmerseite neben dem hauptamtlichen Richter Platz, oft Ehrenamtliche aus Sozialverbänden. Die Beisitzer sind keinen Juristen, sondern bringen bei Rechtsstreitigkeiten zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern ihre Kenntnisse aus der betrieblichen Praxis ein.

„Als Personalleiter hatte ich natürlich ein starkes Interesse am Arbeitsrecht, denn man ist ja in seinem beruflichen Alltag ständig damit konfrontiert“, erklärt Krzich. Interessante Einblicke gewann er aber auch beim Sozialgericht. „Dieser ganze Paragrafendschungel rund um Angelegenheiten der gesetzlichen Rentenversicherung und der Krankenversicherung ist ja grundsätzlich mal eine sehr trockene Geschichte.“ Als er vor 20 Jahren als ehrenamtlicher Richter anfing, gab es viel Zuwanderung aus Osteuropa, erinnert sich Albert Krzich. Viele Fälle der Anerkennung von nicht eindeutig nachweisbaren Berufsjahren beschäftigten damals die Gerichte und es kam zu einer wahren Klagewelle. Oft werde man auch mit Schicksalen konfrontiert, wenn beispielsweise Menschen aufgrund eines Unfalls nur noch wenige Stunden arbeiten können, der Gutachter aber zu einem ganz anderen Ergebnis kommt. Als ehrenamtlicher Richter sei er zwar vom Arbeitgeber vorgeschlagen worden, aber nur seinem Gewissen verpflichtet. Mit der Einführung des Arbeitslosengelds II, besser bekannt als Hartz IV, erhöhte sich die Zahl der Klagen. Bis zu einem gewissen Grad könne man bei Menschen mit wenig Geld auch verstehen, wenn sie versuchen, Zuwendungen zu bekommen und zu optimieren, was geht. „Da verurteile ich niemanden“, betont Albert Krzich.

In seinen zwei Jahrzehnten am Gericht habe er auch den ein oder anderen Stammkunden erlebt. Menschen, die permanent Verhandlungen am Laufen haben und die Gerichte über Jahre beschäftigen. Da könne schon mal ein Aktenberg von einem halben Meter zusammenkommen. Dass oft auch bei aussichtslosen Fällen wiederholt geklagt werde, läge auch daran, dass das Verfahren vor den Sozialgerichten für Versicherte und Leistungsempfänger grundsätzlich kostenfrei ist, zeigt sich Krzich überzeugt. Geklagt werde zu allem, was das Sozialgesetzbuch so hergibt. „Es waren immer wieder interessante Fälle dabei.“ Gerade im Bereich der Rentenversicherung gebe es ja viele Detailfragen und da könne ein gewisser fachlicher Hintergrund nicht schaden. So konnte Krzich auch als Personalleiter immer wieder Mitarbeitern kompetente Ratschläge geben. Gerade beim Dokumentieren von Rentenzeiten sei das Beachten von Fristen wichtig. „Wenn man vergisst, sich arbeitslos zu melden, dann hat man Pech gehabt.“ Da lauern viele Fallstricke und es sei einfach hilfreich, sich auszukennen, weiß Krzich.

Er selbst hat vom Modell der Altersteilzeit profitiert, das in seiner Firma eingeführt wurde. Derzeit befindet sich der 62-Jährige in der Freistellungsphase, ab kommendem Jahr ist er in Rente. „Ich bin froh, dass sich für mich die Chance ergeben hat“. Zusammen mit seiner Frau genießt er nun die ausgedehnten Spaziergänge mit seinem Hund in und um Kissing. Am Sozialgericht ist man froh, dass Krzichs Nachfolgerin bei Federal Mogul auch seinen Stuhl als ehrenamtliche Richterin übernommen hat. (Heike John)


Von Kristin Deibl
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