Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 04.05.2023 14:09

Nachdem lange ein Abriss drohte, steht die Sheridan-Chapel nun auf der Denkmalliste

Seit fast 20 Jahren steht die Chapel leer. Nachdem lange der Abriss drohte, kam die Kirche nun doch auf die Denkmalliste des Freistaats. (Foto: Maximilian Tauch)
Seit fast 20 Jahren steht die Chapel leer. Nachdem lange der Abriss drohte, kam die Kirche nun doch auf die Denkmalliste des Freistaats. (Foto: Maximilian Tauch)
Seit fast 20 Jahren steht die Chapel leer. Nachdem lange der Abriss drohte, kam die Kirche nun doch auf die Denkmalliste des Freistaats. (Foto: Maximilian Tauch)
Seit fast 20 Jahren steht die Chapel leer. Nachdem lange der Abriss drohte, kam die Kirche nun doch auf die Denkmalliste des Freistaats. (Foto: Maximilian Tauch)
Seit fast 20 Jahren steht die Chapel leer. Nachdem lange der Abriss drohte, kam die Kirche nun doch auf die Denkmalliste des Freistaats. (Foto: Maximilian Tauch)

Die etwa 70 Jahre alte „Chapel“, eine kleine Kirche der Amerikaner auf dem Sheridan-Areal, gilt als wichtiges Zeugnis der Augsburger Nachkriegsgeschichte. Trotzdem hatte der Stadtrat zuletzt einen Abriss angedacht, nachdem sich keine Nutzung für das Gebäude fand und das Landesdenkmalamt in der Vergangenheit keine Voraussetzungen für eine Unterschutzstellung sah. Aus Teilen der Stadtpolitik und Stadtgesellschaft gab es Widerstand gegen den Abriss. Nach einem Antrag aus der Bürgerschaft trug das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege die Chapel schließlich vor Kurzem doch in die Denkmalliste ein. Im Augsburger Stadtrat wurde der Eintrag in die Denkmalliste nun zustimmend zur Kenntnis genommen.

Zuletzt hatte sich der Stadtrat in nichtöffentlicher Sitzung im Herbst vergangenen Jahres mit der Chapel befasst. Die Stadtverwaltung wurde damals beauftragt, zu prüfen, ob sich zumindest die Kirchturmspitze der Chapel in einem erhaltenswerten Zustand befindet und, sofern dies der Fall sei, ob sie als Teil der Erinnerungskultur weiterverwendet werden kann. Die Untere Denkmalschutzbehörde äußerte sich in der Folge jedoch dahingehend, dass sämtliche baulichen Bestandteile wie die Turmspitze ebenfalls keine denkmalschutzrechtliche Relevanz besäßen.

Die ehemalige Sheridan-Kaserne war vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege bereits erstmals 2006 und 2012 ein zweites Mal im Zuge einer bayernweiten Nachqualifizierung der Denkmalliste geprüft worden. Eine „Eigenschaft als Baudenkmal nach gefordertem Zeugniswert“ erkannte das Amt in Bezug auf die Chapel allerdings beide Male nicht. Lediglich dem ehemaligen Offizierskasino wurde diese Eigenschaft zuerkannt.

Im Februar erreichte die Stadtverwaltung schließlich ein Schreiben der Vereine „American Car Friends Augsburg“ und „Amerika in Augsburg“, in dem die Vereinsvertreter den Antrag zum Erhalt der Turmspitze ausdrücklich begrüßten und zudem einen Erhalt der Buntglasfenster der Chapel thematisierten. Die beiden Vereine brachten auch ihre Bereitschaft zum Ausdruck, die Relikte der Chapel zu übernehmen. Auch seien, so erklärt die Verwaltung, zwei Anträge aus der Bürgerschaft beim Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege eingegangen, mit dem Auftrag, eventuelle Denkmaleigenschaften der ehemaligen Kapelle weiter zu prüfen. Vertreter des Landesamtes für Denkmalpflege kamen noch im Februar zur Ortsbegehung – und bereits im März teilte das Amt der Stadtverwaltung den Nachtrag der Chapel in die Bayerische Denkmalliste mit.

Die Chapel hat eine besondere geschichtliche Bedeutung

Begründet wird die Aufnahme in die Denkmalliste nun mit der „besonderen geschichtlichen Bedeutung“. Durch den Bau der kleinen Kirche in den 1950er Jahren sei den religiösen Bedürfnissen der Soldaten und ihrer Familien Rechnung getragen worden. Derartige Chapels konnten von allen Konfessionen und Religionen genutzt werden. Die amerikanische Besatzung bis in die 1990er Jahre habe das soziokulturelle Leben der Region nachhaltig geprägt. „Als einstiges Zentrum des sozialen Miteinanders innerhalb der Siedlung und wertvolles Zeugnis der gemeinsamen Geschichte, errichtet in einer Zeit des hoffnungsvollen Neubeginns einer demokratischen BRD, hat das Gebäude eine besondere stadtgeschichtliche Bedeutung“, heißt es in der Begründung. Das nach einem „standardisierten Typenplan errichtete Gebäude der nordamerikanisch-christlichen Formensprache“ setze sich von der Architektur des deutschen Kirchenbaus der Nachkriegszeit ab. Das Gebäude sei daher weniger im Rahmen der Architekturgeschichte des deutschen Kirchenbaus der frühen Nachkriegszeit zu sehen, sondern vielmehr in dessen Diskrepanz dazu. Aufgrund seiner geschichtlichen Bedeutung liege die Erhaltung des Objekts im Interesse der Allgemeinheit. (jaf)


Von Janina Funk

Redakteurin Augsburg-Redaktion

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