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Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung

„Mosaikstein im Hochwasserschutz”: Hochwasserrückhaltebecken in Merching eingeweiht

Schutz vor Hochwasser: Das Rückhaltebecken fasst bis zu 1,1 Millionen Kubikmeter Wasser. (Foto: Kristin Deibl)
Schutz vor Hochwasser: Das Rückhaltebecken fasst bis zu 1,1 Millionen Kubikmeter Wasser. (Foto: Kristin Deibl)
Schutz vor Hochwasser: Das Rückhaltebecken fasst bis zu 1,1 Millionen Kubikmeter Wasser. (Foto: Kristin Deibl)
Schutz vor Hochwasser: Das Rückhaltebecken fasst bis zu 1,1 Millionen Kubikmeter Wasser. (Foto: Kristin Deibl)
Schutz vor Hochwasser: Das Rückhaltebecken fasst bis zu 1,1 Millionen Kubikmeter Wasser. (Foto: Kristin Deibl)

Vielen alteingesessenen Kissingern und Meringern ist das Pfingstfest 1999 noch gut in Erinnerung geblieben. Weniger wegen des Festes, sondern mehr wegen des Wassers. Es fiel zunächst in Massen vom Himmel, ließ den Pegel der Paar von normalerweise 35 Zentimetern auf 223 Zentimeter ansteigen, trat über die Ufer, flutete Wohngebiete, füllte Keller und als man schließlich glaubte, das Schlimmste sei vorbei, drückte das steigende Grundwasser von unten in die Häuser. Ein Mann ertrank beinahe an der Friedenau-Unterführung in seinem Auto, Straßen waren nicht mehr befahrbar und Rettungseinsätze fanden zum Teil mit Schlauchbooten statt. „Sowas wollen wir nicht mehr erleben”, betont der Meringer Bürgermeister Florian Mayer nun, als 21 Jahre später im Merchinger Ortsteil Steinach das neue Hochwasserrückhaltebecken eingeweiht wird.

„Wir haben uns natürlich gewünscht, dass es schneller geht mit dem Hochwasserschutz”, sagt Mayer. Nichtsdestotrotz sei man nun froh, dass es endlich soweit ist. Und dass die Staatsregierung sich an der Finanzierung des acht Millionen Euro teuren Projekts beteiligt hat. 65 Prozent der Kosten hat der Freistaat übernommen, 35 Prozent die Kommunen. Das Rückhaltebecken ist Teil des Hochwasserschutzkonzepts Obere Paar. Dieses umfasst auch den innerörtlichen Paarausbau in Kissing und Mering, der nach wie vor aussteht, sowie das Hochwasserrückhaltebecken Putzmühle, das bereits 2007 eingeweiht wurde.

Mayer spricht auf der Einweihung stellvertretend für die Bürgermeister der Gemeinden Mering, Kissing und Friedberg, die in der Vergangenheit am meisten unter dem Hochwasser gelitten haben und nun am meisten von dem neuen Becken profitieren. Dass das Hochwasserrückhaltebecken dennoch auf Merchinger Grund steht, zeugt für Thorsten Glauber von einem hohen Maß an Solidarität und Gemeinschaft unter den Gemeinden. Für den Bayerischen Staatsminister für Umwelt und Verbraucherschutz ist das Schutzbecken in Merching ein „Mosaikstein im Hochwasserschutz”. In den kommenden Jahren und Jahrzehnten müsse sich bayernweit noch viel tun und hochwasserangepasstes Bauen beginne bereits bei den Bauleitplanungen in den einzelnen Kommunen. „Wir müssen die richtigen Weichen stellen, damit wir möglichst wenig solche Becken wie hier brauchen”, fordert Glauber.

Mit den Arbeiten für die Stauanlage wurde im Dezember 2017 begonnen. Da Archäologen an der Stelle Spuren einer römischen Siedlung erwarteten, begleiteten sie die Arbeiten. Reste einer Siedlung fand man dabei nicht, allerdings ein römisches Brandgräberfeld. Nachdem die Ausgrabungen beendet waren, begann im Juli 2018 die Aufschüttung des Damms, der mittlerweile ein Volumen von 55.000 Kubikmeter hat. Im Frühjahr 2019 schließlich ging es an die Arbeiten am Auslassbauwerk. Jetzt ist das Hochwasserrückhaltebecken fertig. Die Stauanlage reguliert nun die Abflussmenge der Paar bei Hochwasser. Überschüssige Wassermassen werden zwischengespeichert und später wieder abgegeben. Das Hochwasserrückhaltebecken fasst insgesamt 1,1 Million Kubikmeter Wasser.

Dass das Bauwerk auch zur Beruhigung der Menschen beiträgt, davon ist der stellvertretende Landrat Manfred Losinger überzeugt. „Das Paartal ist ein prägendes Landschaftsbild in unserem Landkreis”, sagt Losinger. „Aber die Menschen, die hier wohnen, haben den Fluss auch schon ganz anders erlebt. In Zukunft werden sie bei dunklen Wolken am Himmel etwas ruhiger schlafen können.”


Von Kristin Deibl
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