Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 20.07.2018 16:10

Mobbing bei Lechbäck? Wozu das Arbeitsgericht die Bäckereikette nun verpflichtet

Mitglieder der Gewerkschaft begleiteten die beiden Lechbäck-Betriebsrätinnen zu der Verhandlung - und nutzten zudem die Gelegenheit, um gegen schlechte Löhne zu protestieren. Die Haindl-Betriebe Lechbäck und Gersthofer Backbetriebe waren im Februar aus dem Arbeitgeberverband ausgetreten und setzten die tariflichen Lohnerhöhungen aus. (Foto: Janina Funk)
Mitglieder der Gewerkschaft begleiteten die beiden Lechbäck-Betriebsrätinnen zu der Verhandlung - und nutzten zudem die Gelegenheit, um gegen schlechte Löhne zu protestieren. Die Haindl-Betriebe Lechbäck und Gersthofer Backbetriebe waren im Februar aus dem Arbeitgeberverband ausgetreten und setzten die tariflichen Lohnerhöhungen aus. (Foto: Janina Funk)
Mitglieder der Gewerkschaft begleiteten die beiden Lechbäck-Betriebsrätinnen zu der Verhandlung - und nutzten zudem die Gelegenheit, um gegen schlechte Löhne zu protestieren. Die Haindl-Betriebe Lechbäck und Gersthofer Backbetriebe waren im Februar aus dem Arbeitgeberverband ausgetreten und setzten die tariflichen Lohnerhöhungen aus. (Foto: Janina Funk)
Mitglieder der Gewerkschaft begleiteten die beiden Lechbäck-Betriebsrätinnen zu der Verhandlung - und nutzten zudem die Gelegenheit, um gegen schlechte Löhne zu protestieren. Die Haindl-Betriebe Lechbäck und Gersthofer Backbetriebe waren im Februar aus dem Arbeitgeberverband ausgetreten und setzten die tariflichen Lohnerhöhungen aus. (Foto: Janina Funk)
Mitglieder der Gewerkschaft begleiteten die beiden Lechbäck-Betriebsrätinnen zu der Verhandlung - und nutzten zudem die Gelegenheit, um gegen schlechte Löhne zu protestieren. Die Haindl-Betriebe Lechbäck und Gersthofer Backbetriebe waren im Februar aus dem Arbeitgeberverband ausgetreten und setzten die tariflichen Lohnerhöhungen aus. (Foto: Janina Funk)

Draußen vor dem Augsburger Arbeitsgericht protestiert die Gewerkschaft gegen „Hungerlohn”, drinnen wird über Mobbingvorwürfe gegen eine Personalleiterin der Bäckereikette Lechbäck verhandelt. Geklagt hat der Betriebsrat, nachdem es mehrere Beschwerden gegen die Frau gegeben hatte. Vor Gericht geht es am Freitag vor allem um die Frage, ob nun eine Einigungsstelle eingerichtet werden muss.

Um „einige, vor allem ältere” Mitarbeiter handle es sich, die sich „mehrfach beim Betriebsrat beschwert” hätten, erklärt Gewerkschaftsvertreter Tim Lubecki. Er und über zwei Dutzend Gewerkschafter sowie ein paar wenige Lechbäck-Mitarbeiter haben auf den Zuschauerbänken des Arbeitsgerichts Platz genommen. Der kleine Saal ist fast bis auf den letzten Sitz gefüllt.

Es gebe definitiv Defizite im Führungsverhalten, „wenn sich Beschwerden so häufen”, sagt Anwalt Michael Huber. Neben ihm: Die Betriebsrätinnen der Bäckerei mit Sitz in Gersthofen. Die beiden äußern sich am Verhandlungstag nicht, sie lassen ihren Anwalt sprechen. Dieser besteht auf die Einrichtung einer Einigungsstelle, also einer eigenen Instanz mit externen Schlichtern, die Lösungen für die Probleme zwischen Arbeitgeber und Betriebsrat finden sollen.

Um welche Vorwürfe es sich im Detail handelt, ist nicht Gegenstand der Verhandlung. Huber spricht allerdings von Lagerbildung innerhalb des Betriebs und Unterschriften-Listen gegen die Personalleiterin.

Die Situation der Arbeitnehmer sei auch ohne Mobbing schon schlecht, sagt Lubecki im Vorfeld der Verhandlung. Am Vormittag protestiert die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten vor dem Gerichtsgebäude. „Tarifvertrag statt Hungerlohn” steht auf dem Transparent der Demonstranten. Insgesamt geht es um 400 Beschäftigte der Augsburger Haindl-Betriebe, wozu neben Lechbäck, mit 80 Beschäftigten, auch die Gersthofer Backbetriebe gehören. Das Unternehmen hatte zuletzt im Februar negative Schlagzeilen produziert, als es aus dem Arbeitgeberverband austrat und entschied, tarifliche Lohnerhöhungen auszusetzen. Seit Ende des Jahres 2014 gehören die Gersthofer Backbetriebe zur Serafin-Unternehmensgruppe, deren Mitgründer Philipp Haindl, von der ehemaligen Augsburger Papierfabrik Haindl, ist.

Das Betriebsklima sei so schlecht wie nie, heißt es von der Gewerkschaft, die nun befürchtet, dass durch das Verhalten der Personalleiterin altgediente Beschäftigte mit noch guten Verträgen ins Abseits gedrängt werden - denn bei Neueinstellungen müsse das Unternehmen nur den Mindestlohn von 9,81 Euro zahlen, was wesentlich günstiger sei als die langjährigen Angestellten zu bezahlen

Die Arbeitgeber-Vertreter halten vor Gericht mit einer Grußkarte für die Personalleiterin dagegen, unterschrieben von 40 Mitarbeitern. Sie solle sich nicht umhauen lassen, heißt es in der Karte an die Frau. 40 Personen - das sei immerhin über die Hälfte der Belegschaft. „Der Großteil steht hinter der Führungskraft”, sagt Anwalt Dalibor Cvetkovic. Zudem sei die Geschäftsführung für Gespräche stets offen gewesen - eine Einigungsstelle sei daher nicht nötig. „Das stimmt doch alles gar nicht”, sagt jemand im Publikum halblaut.

Die Parteien einigen sich schließlich auf einen Vergleich: Bis zum 30. September sollen nun außergerichtliche Verhandlungen zwischen Betriebsrat und Geschäftsleitung stattfinden. Sollte bis dahin kein Ergebnis erzielt werden, wird eine Einigungsstelle eingesetzt. Lechbäck hat sich zudem verpflichtet, die Personalleiterin nun auf eine Schulung zum Thema „Personalführung” zu schicken.


Von Janina Funk

Redakteurin Augsburg-Redaktion

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