Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 08.05.2023 11:59

Mit „Charly” auf dem Luftweg nach Dakar

Manuela und Frank Casaretto mit ihrem Ultraleichtflugzeug „Charly” kurz vor dem Start in Aichach. (Foto: Alice Lauria)
Manuela und Frank Casaretto mit ihrem Ultraleichtflugzeug „Charly” kurz vor dem Start in Aichach. (Foto: Alice Lauria)
Manuela und Frank Casaretto mit ihrem Ultraleichtflugzeug „Charly” kurz vor dem Start in Aichach. (Foto: Alice Lauria)
Manuela und Frank Casaretto mit ihrem Ultraleichtflugzeug „Charly” kurz vor dem Start in Aichach. (Foto: Alice Lauria)
Manuela und Frank Casaretto mit ihrem Ultraleichtflugzeug „Charly” kurz vor dem Start in Aichach. (Foto: Alice Lauria)

Der Name „Paris-Dakar“ ist Motorsportfans sicherlich als legendäre Rallye bekannt, von „Aichach-Dakar“ hat man noch nichts gehört. Bis jetzt! Genau dieser Herausforderung stellen sich seit Samstag für gut zwei Wochen Manuela und Frank Casaretto aus der Paarstadt. In einem Ultraleichtflugzeug folgen sie gemeinsam mit weiteren 36 Ultraleichtflugzeugen 15 Tage lang den Spuren des französischen Flugpioniers Jean Mermoz.

Nach einem gründlichen Check aller Systeme des Flugzeugs vom Typ JMB-VL3 und einem kurzen Probeflug über den Aichacher Flugplatz gab es von Frank Casarettos Fluglehrer Georg Schulte das „Go“ was das Wetter betrifft: Bei „Siebenachtel Cumulusbewölkung in 2500 Fuß“ sprach einem Start nichts mehr entgegen. Der Flieger war bis unters Dach beladen, obwohl beim Packen der Taschen sehr sorgfältig nach Gewicht abgewogen werden musste was mit durfte, und was nicht. Denn das Gesamtgewicht aus Flugzeug, Manuela und Frank Casaretto, 100 Litern Benzin und Gepäck darf nicht mehr als 600 Kilogramm betragen. Allein das Flugzeug wiegt leer 330 Kilogramm. Mit den 100 Litern Benzin hat das Leichtgewicht eine Reichweite von circa 1000 Kilometern.

Auf dem Weg nach Dakar, der Hauptstadt des Senegal im Westen Afrikas, wird Frank Casaretto vermutlich öfter auftanken müssen, denn bis die Eltern von zwei zehn und zwölf Jahre alten Mädchen am 21. Mai wieder in Aichach landen können, wollen sie 50 Flugstunden und 12 000 Kilometer zurückgelegt haben.

Als der Münchener Frank Casaretto vor zwölf Jahren der Liebe wegen in die Paarstadt zog, fing er schnell an, sich für die Fliegerei zu begeistern. In wenigen Wochen lernte er bei Georg Schulte das Fliegen und erfüllte sich mit dem Kauf seines „Charly“, wie die Casarettos das Ultraleichtflugzeug liebevoll nennen, einen Lebenstraum. „Charly“ ist ein echter Hingucker und wie Frank Casaretto sagt „der Porsche unter den Ultraleichtflugzeugen“. Mit 100 PS und einer Reisegeschwindigkeit von 340 Stundenkilometern kann das Fluggerät bis auf einer Höhe von 10 000 Fuß fliegen. Das entspricht circa drei Kilometer über dem Meeresspiegel. Der Zweisitzer verfügt über einen Sicherheitsfallschirm für den Fall der Fälle, an ihm kann im Notfall das gesamte Flugzeug sanft zu Boden schweben.

Die 15-tägige Tour „Raid Mermoz“ wird von drei französischen Piloten jährlich organisiert. Der Start für alle 37 Teilnehmer war am Sonntag im französischen Chambery. Somit sind Manuela und Frank Casaretto Samstagvormittag gestartet, um eine Stunde später in Donaueschingen auf die restlichen deutschen Teilnehmer zu treffen. Gemeinsam wurde dann ebenfalls noch am Samstag von dort nach Chambery übergesetzt. Gegen 16 Uhr am Samstag waren die 37-Jährige und ihr 48-jähriger Ehemann am Ziel in Chambery. Vor dort ging es Sonntagmorgen in mehreren kleinen Formationen – sortiert nach Flugzeugtypen und PS-Stärken – weiter über Montpellier und dann wetterbedingt weit aufs Meer hinaus, um nach Alicante in Spanien zu fliegen.

Von Alicante aus geht es in den nächsten Tagen weiter über Marokko Richtung Sahara und über Mauretanien bis nach Dakar, wobei die genaue Route bis zuletzt ein großes Geheimnis für die Teilnehmer blieb. Nach vermutlich drei Tagen Strandurlaub und möglicherweise einem Beduinen-Wildnis-Camp, geht es wieder zurück nach Aichach.

Nervös oder ängstlich waren Manuela und Frank Casaretto vor dem großen Abenteuer nicht. „Respekt vor den Naturgewalten habe ich immer“, sagte der Hobbypilot, ein „unkalkuliertes Risiko“ sei es aber nicht. Als „worst case“-Szenario könnte sich Casaretto einen Absturz mit Fallschirm über dem Meer oder einem unbewohnten Gebiet in der Wildnis vorstellen. Mauretanien zum Beispiel gilt als nicht besonders gastfreundlich. Aber auch für einen solchen äußerst unwahrscheinlichen Fall fühlen sich die Aichacher bestens gerüstet. Vor allem auch, weil bei so vielen Fliegern in Formation das Verschwinden eines Flugzeugs sofort auffallen würde und schnellstens Hilfe auf den Weg gebracht werden könnte.

Ganz andere „Sorgen“ sind für die Abenteurer viel „dringender“: die menschliche Notdurft. Nicht wie in einem Passagierflugzeug mit einer Bordtoilette ausgestattet, bleiben für den Notfall nur Windeln beziehungsweise Reisetoilettenbeutel. Manuela Casaretto erzählte unserer Redaktion schmunzelnd von ihrer Sorge vor einem Reise-Magen-Darminfekt. Vorsichtshalber hat sie Duftbäumchen eingepackt.

Freunde und Familie des Pärchens sowie unsere Redaktion werden über eine WhatsApp-Gruppe über den Fortschritt der Reise auf dem Laufenden gehalten. Mit eindrucksvollen Bildern aus der Luft und kurzen Berichten kann so das Abenteuer verfolgt werden – bis Manuela und Frank Casaretto mitsamt ihrem „Charly“ am 21. Mai hoffentlich wieder wohlbehalten in Aichach landen werden.


Von Alice Lauria
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