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Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung

Lechbäck-Mitarbeiterinnen stellen sich hinter Chefin und erheben schwere Vorwürfe auch gegen Gewerkschaft

„Es ist anders herum, unsere Chefin mobbt nicht, sie wird gemobbt”: Die Lechbäck-Verkäuferinnen üben scharfe Kritik an Betriebsrat und Gewerkschaft.  (Foto: Janina Funk)
„Es ist anders herum, unsere Chefin mobbt nicht, sie wird gemobbt”: Die Lechbäck-Verkäuferinnen üben scharfe Kritik an Betriebsrat und Gewerkschaft. (Foto: Janina Funk)
„Es ist anders herum, unsere Chefin mobbt nicht, sie wird gemobbt”: Die Lechbäck-Verkäuferinnen üben scharfe Kritik an Betriebsrat und Gewerkschaft. (Foto: Janina Funk)
„Es ist anders herum, unsere Chefin mobbt nicht, sie wird gemobbt”: Die Lechbäck-Verkäuferinnen üben scharfe Kritik an Betriebsrat und Gewerkschaft. (Foto: Janina Funk)
„Es ist anders herum, unsere Chefin mobbt nicht, sie wird gemobbt”: Die Lechbäck-Verkäuferinnen üben scharfe Kritik an Betriebsrat und Gewerkschaft. (Foto: Janina Funk)

Die Lechbäck-Mitarbeiterinnen stellen sich hinter ihre Chefin. Der Betriebsrat hatte ihr Mobbing vorgeworfen. Das sei Unsinn, sagen die Verkäuferinnen und erheben schwere Vorwürfe auch gegen die Gewerkschaft.

Aus der Gewerkschaft sei sie inzwischen ausgetreten, sagt Janet Woodcock. „Die tut ja nichts für uns”, im Gegenteil: „Die unterstützen die Hetzkampagne gegen unsere Chefin.” Janet Woodcock ist Verkäuferin bei Lechbäck - der Augsburger Bäckerei-Kette, die zuletzt in die Schlagzeilen geriet. Mobbing durch eine Führungskraft, lautete der Vorwurf, den Betriebsrat und Gewerkschaft öffentlich erhoben. Alles Unsinn, erklären Woodcock und ihre Kolleginnen. Was in Wahrheit dahinter stecke: Persönliche Gründe, und eine Ex-Chefin, die über ihre Freundinnen im Betriebsrat die neue Chefin aus dem Unternehmen mobben wolle.

Neben Janet Woodcock haben sich über 20 weitere Frauen in der Lechbäck-Filiale im Norden Pfersees versammelt. „Es wären noch viel mehr, aber es haben nicht alle heute Abend Zeit gehabt”, betont Kerstin Bartl, Verkäuferin im Laden in der Ulmer Straße im Stadtteil Oberhausen. Sie zeigt Whats-App-Chats auf dem Handy, zahlreiche Nachrichten mit Zuspruch für die Personalchefin. „Sie mobbt überhaupt niemanden. Sie ist eine ganz tolle Chefin”, sagt Bartl. Ein Satz, der an diesem Abend noch häufig gesagt wird.

Den Verkäuferinnen reicht es: Die falschen Vorwürfe, die rufschädigende Berichterstattung über ihre Chefin und die schlechte Darstellung ihrer Firma in der Öffentlichkeit - das alles ärgert die Frauen gewaltig. „Es geht ja auch um unsere Arbeitsplätze”, sagt Rebecca John. „Wir haben wegen dieser ganzen Sache bereits einen Großkunden verloren. Die Leute glauben diese Vorwürfe leider.” Eine Unterschriftenliste gebe es inzwischen, um den Betriebsrat abzusetzen. 55 Kollegen hätten unterzeichnet - von 76 Beschäftigten insgesamt.

Eben dieser Betriebsrat war es, der Lechbäck zuletzt in negative Schlagzeilen gebracht hatte. Die fünf Betriebsrätinnen klagten gegen die Personalchefin, wegen Mobbing gegen mehrere Mitarbeiter.

Am 20. Juli landete der Fall vor dem Arbeitsgericht Augsburg - mit dem Ergebnis, dass das Gericht anordnete, die Parteien sollten sich nun noch einmal intern zusammensetzen.

Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) nutzte den Termin, um Lechbäck - beziehungsweise die Augsburger Haindl-Gruppe, der zudem die Gersthofer Backbetriebe gehören - wegen angeblich schlechter Löhne zu kritisieren.

Die Gewerkschafter protestierten vor dem Gerichtsgebäude und verfolgten danach den Prozess im Gerichtssaal. Vom Lechbäck-Personal war kaum jemand dabei. „Wir wussten ja nicht mal von dem Termin”, berichtet Janet Woodcock. „Von der NGG hat nie jemand mit uns gesprochen.” Sie legt ein Schreiben auf den Tisch. Es ist ein Brief der Gewerkschaft vom 31. Juli. Darin wird auf die Gerichtsverhandlung in der Vergangenheit, am 20. Juli, hingewiesen. „Keiner hat vorher mit uns Kontakt aufgenommen. Wir mussten das alles aus der Presse erfahren, wie schlecht das Betriebsklima bei uns angeblich sein soll - alles Lügen”, ärgert sich Woodcock, die bereits seit 19 Jahren bei Lechbäck arbeitet.

Die Löhne, ergänzt Kerstin Bartl, seien übrigens auch nicht schlecht. Sie habe zuvor bei einer anderen Augsburger Bäckerei gearbeitet und weniger verdient. Dem Verzicht auf die tarifliche Lohnerhöhung, den die Gewerkschaft ebenfalls kritisierte, habe die Belegschaft einstimmig zugestimmt, erzählt Rebecca John. „Wir wollten dafür sorgen, dass alle Arbeitsplätze erhalten werden können.” Der Gewerkschaft werfen die Frauen vor, sich vom Betriebsrat instrumentalisieren zu lassen.

Und die Motive des Betriebsrats für die Mobbingvorwürfe? „Es ist eine Hetzkampagne aus persönlichen Gründen”, sagen die Verkäuferinnen unisono. Die Ex-Chefin wolle über ihre Freundinnen im Betriebsrat die Nachfolgerin aus dem Unternehmen drängen. „Es ist gerade anders herum, unsere Chefin mobbt nicht, sie wird gemobbt”, sagt Verkäuferin Anita Stix. „Die, die sich angeblich beschwert haben, sind aus der Clique unserer früheren Chefin.” Unter dieser habe es Unregelmäßigkeiten bei der Abrechnung gegeben, mitunter hätten einzelne Verkäuferinnen 14-Stunden-Schichten machen müssen, erzählen Stix, John, Bartl, Woodcock und die anderen. Die Geschäftsführung habe das mitbekommen und letztendlich habe die Dame gehen müssen. Seit die neue Personalleiterin übernommen habe, gehe es gerecht zu. Die Freundinnen der Ex-Chefin allerdings hätten freilich ihre früheren Privilegien verloren und würden sich nun auf diese Art und Weise rächen wollen.

„Was hier passiert, ist Rufschädigung”, fasst Stix zusammen. Sie ist seit zwölf Jahren im Betrieb und lobt die neue Chefin in höchsten Tönen: „Sie hat immer ein offenes Ohr für alle und stellt sich auch selber in die Filiale, wenn jemand kurzfristig ausfällt.”

Die Frau, für die sich die Kolleginnen alle so vehement einsetzen, ist an diesem Abend auch anwesend. Angelika Wünsch versucht, die Vorwürfe des Betriebsrats mit Galgenhumor zu nehmen. Das gelinge aber nicht immer. „Das ist schon eine nervliche Belastung. Man nimmt das natürlich auch mit nach Hause”, sagt sie. Da die Vorwürfe öffentlich wurden, werde sie von Leuten angesprochen - zum Teil auch angefeindet.

Wünsch spricht ebenfalls von einer Hetzkampagne, deren Motive und deren Ausmaß sie sich selbst nicht erklären könne. Ob sie schon daran gedacht hat, hinzuschmeißen? „Bloß nicht”, rufen die Mitarbeiterinnen wie aus einem Mund, bevor Wünsch die Frage selbst beantworten kann.

Mit den Betriebsrätinnen hat keine der Frauen seither gesprochen - „wie auch”, sagt Janet Woodcock, „die sind ja alle schon ewig im Krankenstand.”


Von Janina Funk

Redakteurin Augsburg-Redaktion

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