Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 23.05.2023 13:21

Landfrauen ohne Chor

<b>Der einstmals nahezu 60 Frauen</b> umfassende Landfrauenchor des Wittelsbacher Landes mit Chorgründerin Resi Tremmel und Chorleiter Rupert Reitberger anlässlich des 20-jährigen Bestehens. Im Hintergrund die Wallfahrtskirche Maria Birnbaum in Sielenbach. (Foto: privat)
Der einstmals nahezu 60 Frauen umfassende Landfrauenchor des Wittelsbacher Landes mit Chorgründerin Resi Tremmel und Chorleiter Rupert Reitberger anlässlich des 20-jährigen Bestehens. Im Hintergrund die Wallfahrtskirche Maria Birnbaum in Sielenbach. (Foto: privat)
Der einstmals nahezu 60 Frauen umfassende Landfrauenchor des Wittelsbacher Landes mit Chorgründerin Resi Tremmel und Chorleiter Rupert Reitberger anlässlich des 20-jährigen Bestehens. Im Hintergrund die Wallfahrtskirche Maria Birnbaum in Sielenbach. (Foto: privat)
Der einstmals nahezu 60 Frauen umfassende Landfrauenchor des Wittelsbacher Landes mit Chorgründerin Resi Tremmel und Chorleiter Rupert Reitberger anlässlich des 20-jährigen Bestehens. Im Hintergrund die Wallfahrtskirche Maria Birnbaum in Sielenbach. (Foto: privat)
Der einstmals nahezu 60 Frauen umfassende Landfrauenchor des Wittelsbacher Landes mit Chorgründerin Resi Tremmel und Chorleiter Rupert Reitberger anlässlich des 20-jährigen Bestehens. Im Hintergrund die Wallfahrtskirche Maria Birnbaum in Sielenbach. (Foto: privat)

Zu befürchten war es schon seit einiger Zeit, jetzt steht es fest: Der einstmals 60-köpfige Landfrauenchor, der 1994 gegründet wurde, löst sich auf. Dass es die „Kulturbotschafter des Wittelsbacher Landes,“ wie der verstorbene Landrat Dr. Theo Körner den Chor immer nannte, nun nicht mehr gibt, hat mehrere Gründe: Zunächst fehlte der Nachwuchs, dann die Räume zum Proben. Schließlich wirkte die über zweijährige pandemiebedingte Pause wie ein Brandbeschleuniger - und gab dem Chor den Rest.

Nachdem der Gasthof Asum in Laimering seine Pforten geschlossen hatte, fehlte dem Landfrauenchor ein passender Probenraum. Ab 2022 bot sich zwar der Bauernmarkt an, allerdings mussten sich Probentermine nach der Belegung der Räume richten. Das Ende deutete sich an, doch der Chor wollte noch einen richtige Schlusspunkt setzen: Zur 2020 geplanten Bayerischen Landesausstellung „Die Wittelsbacher als Städtegründer“ waren zwei passende Veranstaltungen in Herrgottsruh und Maria Birnbaum unter dem Titel „Die Wittelsbacher und ihre Patrona Bavariae“ geplant. Doch Corona machte einen Strich durch diese Rechnung.

Im Oktober 2022 wollten die Sängerinnen ihr Vorhaben nachholen. Doch eingeschränkte Probenmöglichkeiten und immer weniger Sängerinnen veranlasste das Ensemble, die Auflösung zu beschließen. Chöre stecken allgemein in Schwierigkeiten. Auch die berühmten Knabenensembles: der Tölzer Knabenchor genauso wie die Regensburger Domspatzen. Landfrauenchor-Leiter Rupert Reitberger geht schon lange kritisch mit der Lehrerausbildung in Bayern um. Sowohl in Kindergärten, als auch in den Elementarschulen werde fast nicht mehr gesungen. So gehe nicht nur ein Kulturgut verloren, sondern auch soziale Kompetenz.

Trotz allem wird sich der Landfrauenchor noch zu einer Abschiedsparty treffen und dabei wohl auch unauslöschliche Erinnerungen an gemeinsame Erlebnisse auffrischen und miteinander teilen.

In der Tat hatte der Chor viele Auftritte, oft verbunden mit Reisen. Davon schwärmen die Sängerinnen noch heute: Zum Beispiel von den Landfrauentagen 1995 mit der Gattin des ehemaligen Bundespräsidenten, der Ärztin Veronika Carstens, oder 1997 mit dem Journalisten Peter Hahne. Die Auftritte vor über tausend Besuchern hatte Chorgründerin und Kreisbäuerin Resi Tremmel gemanagt.

Als Wittelsbacher-Land-Botschafter sang der Chor zusammen mit einem ungarischen Chor in Balatonfölvar am Plattensee anlässlich des tausendjährigen Bestehens des ungarischen Staates. Unvergessen ist auch die Reise in die französische Mayenne, die der Bezirk Schwaben organisierte. Im Rahmen des „schwäbischen Weihnachtsmarktes in Laval“, der von 20 Partnergemeinden aus Schwaben, darunter Sielenbach und Hollenbach bestückt wurde, organisierte Chorleiter Rupert Reitberger ein Weihnachtskonzert mit weiteren acht schwäbischen Musik- und Gesangsgruppen in der übervollen tausendjährigen Basilique d´Avesnieres in Laval im Dezember 2001. Dabei gab es Chorgesänge in den berühmten Notre-Dames-Kathedralen in Reims und Chartres schon auf der Anreise.

2003 bespielten die Sängerinnen die neue CD „Lieder und Weisen aus dem Wittelsbacher Land.“ Den nachhaltigsten Eindruck hinterließ die neuntägige Studienreise nach Ungarn, Rumänien und in die Ukraine. Dabei konnten sich die Chorsängerinnen an Ort und Stelle von der Auswirkung ihres sozialen Engagements überzeugen. Kindergärten und Heime, aber auch Krankenhäuser und kirchliche Einrichtungen fanden durch Geld- und Sachspenden Unterstützung. Über 200 000 Euro an Sach- und Geldspenden kamen durch das Chorengagement zusammen. Sogar der Bayerische Rundfunk begleitete einmal einen Hilfstransport in diese osteuropäische Region, was wiederum Spenden generierte. Ein wohl unvergessliches musikalisches Erlebnis für die Sängerinnen war das Benefizkonzert 2015 in der Wallfahrtskirche „Maria Birnbaum“ zusammen mit dem Friedberger Kammerorchester unter der Leitung von Gereon Trier und Rupert Reitberger.

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