Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 07.02.2023 12:10

Konjunkturumfrage der IHK Schwaben: „Die Sonne scheint, trotzdem ist es kalt”

IHK-Hauptgeschäftsführer Marc Lucassen (links) und stellvertretender IHK-Präsident Reinhold Braun stellten die Ergebnisse der Konjunkturumfrage zum Jahresbeginn 2023 vor. (Foto: Markus Höck)
IHK-Hauptgeschäftsführer Marc Lucassen (links) und stellvertretender IHK-Präsident Reinhold Braun stellten die Ergebnisse der Konjunkturumfrage zum Jahresbeginn 2023 vor. (Foto: Markus Höck)
IHK-Hauptgeschäftsführer Marc Lucassen (links) und stellvertretender IHK-Präsident Reinhold Braun stellten die Ergebnisse der Konjunkturumfrage zum Jahresbeginn 2023 vor. (Foto: Markus Höck)
IHK-Hauptgeschäftsführer Marc Lucassen (links) und stellvertretender IHK-Präsident Reinhold Braun stellten die Ergebnisse der Konjunkturumfrage zum Jahresbeginn 2023 vor. (Foto: Markus Höck)
IHK-Hauptgeschäftsführer Marc Lucassen (links) und stellvertretender IHK-Präsident Reinhold Braun stellten die Ergebnisse der Konjunkturumfrage zum Jahresbeginn 2023 vor. (Foto: Markus Höck)

Es ist ein deutliches Signal, dass von der aktuellen Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) Schwaben ausgeht: Die Stimmung in der bayerisch-schwäbischen Wirtschaft hat sich verbessert, der Konjunkturindex hat die psychologisch so wichtige 100er-Grenze, die sogenannte Wachstumsschwelle, wieder überschritten. Doch IHK-Hauptgeschäftsführer Marc Lucassen warnte während der Vorstellung der Umfrageergebnisse am Dienstag vor zu viel Optimismus. Denn die strukturellen Probleme, von denen die deutsche Wirtschaft bedrängt wird, bestehen weiter. Mit einem Blick aus dem Fenster der IHK-Zentrale an der Stettenstraße umbeschrieb er die Situation der Wirtschaft im Bezirk Schwaben mit: „Die Sonne scheint zwar, aber trotzdem ist es kalt.”

Im Herbst 2022 lag der Konjunkturindex bei gerade einmal 85 Punkten. Vor allem die Erwartungen der Unternehmen, was die Zukunft bringen möge, waren zu diesem Zeitpunkt eingetrübt: eine drohende Gasknappheit im Winter, eine mögliche neue Corona-Welle, das befürchtete Abreißen von Lieferketten. Doch die schlimmen Erwartungen hätten sich eben nicht erfüllt, erklärte sich Lucassen am Dienstag die nun verbesserte Stimmung – und schränkte gleichzeitig ein, dass mit aktuell 108 Punkten der Konjunkturindex zwar spürbar um 23 Punkte gestiegen sei, aber „der IHK-Konjunkturindex noch immer deutlich hinter seinem zehnjährigen Durchschnitt zurückbleibt”. Der liegt bei 120 Punkten.

Freilich schätzte Lucassen die gesamtwirtschaftliche Lage als robust ein. Wie die Konjunkturumfrage zeigt, sank die Zahl der Unternehmen mit einer derzeit schlechten Geschäftslage. Nur elf Prozent der befragten Unternehmen beurteilen ihre Lage entsprechend negativ. 89 Prozent schätzt die eigene wirtschaftliche Situation dagegen als gut oder befriedigend ein. Und auch die Einschätzung der künftigen Geschäftslage hat sich verbessert. „So erwartet zwischenzeitlich nur noch jedes vierte Unternehmen, dass sich die Geschäftslage verschlechtern wird. Vor wenigen Monaten war dieser Wert noch doppelt so hoch”, so Lucassen. Die Unternehmen hätten sich erfolgreich gegen die Krisen gestemmt. Doch Krisenbewältigung, so wichtig sie sei, reiche nicht, sagte der IHK-Hauptgeschäftsführer. „Wir müssen an die Strukturprobleme ran.”

Hier sehen er und der stellvertretende IHK-Präsident Reinhold Braun die Politik in der Bringschuld. „Die vordringlichste Aufgabe der Politik bleibt es, wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen für die heimische Wirtschaft zu gewährleisten”, so Braun.

Gerade im Bereich der Energieversorgung kritisierten Braun und Lucassen die fehlenden Konzepte der Bundesregierung. „Die Preisbremsen für Gas und Strom sind kurzfristig richtig, mittel- und langfristig allerdings weder sinnvoll noch ausreichend”, so Braun. Er vermisse dagegen eine Energiestrategie für die kommenden 15 Jahre. Denn die Unternehmen bräuchten Planungssicherheit. Braun forderte dazu ein erhöhtes Tempo beim Ausbau der Stromnetze. Auch müsse die Energiewende schneller und mit weniger bürokratischen Hürden vorangetrieben werden. „Wir sind pünktlich aus der Atomenergie ausgestiegen”, stellte Lucassen fest. Doch habe man es versäumt, ebenso pünktlich für Ersatz zu sorgen. Die klare Forderung der IHK: Weiterbetrieb der grundlastfähigen Kernkraftwerke über das Frühjahr 2023 hinaus. Letztlich gehe es in der Energiefrage auch um den Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit, so Braun.

Mehr Eile wünschen sich er und Lucassen auch in der Reaktion auf den Arbeits- und Fachkräftemangel. Hier müsse der Zuzug von Menschen aus Drittstaaten in den heimischen Ausbildungs- und Arbeitsmarkt erleichtert werden, „da der Bedarf aufgrund des demographischen Wandels nicht aus dem Inland und den europäischen Nachbarstaaten alleine gedeckt werden kann”, wie Braun erklärte. Und dazu müsse es Deutschland schaffen als Einwanderungsland attraktiver zu werden, ergänzte Lucassen.

„Der Wirtschaftsstandort Bayerisch-Schwaben verliert schleichend an Substanz”, warnte Braun. Das vollziehe sich nicht in Form einer Insolvenzwelle, sondern indem die Unternehmen ihren Geschäftsbetrieb entweder reduzieren oder Investitionen in wettbewerbsfähigere Standorte im Ausland verlagern. „Solange wir hierzulande unsere strukturellen Probleme nicht lösen, nimmt diese unheilvolle Entwicklung ungehindert ihren Lauf“, forderte er die Politik zum Handeln auf.


Markus Höck
Markus Höck

Redakteur Augsburg-Redaktion

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