Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 13.09.2022 12:42

Kleiner Mime mit großem Traum

Zusammen mit Martin Semmelrogge ist Chris Sklous in dem Film Grimms Kinder - Die Boten des Todes zu sehen. Gedreht wurde unter anderem am Silberbrünnl im Wald zwischen Aichach und Hollenbach. (Foto: tw)
Zusammen mit Martin Semmelrogge ist Chris Sklous in dem Film Grimms Kinder - Die Boten des Todes zu sehen. Gedreht wurde unter anderem am Silberbrünnl im Wald zwischen Aichach und Hollenbach. (Foto: tw)
Zusammen mit Martin Semmelrogge ist Chris Sklous in dem Film Grimms Kinder - Die Boten des Todes zu sehen. Gedreht wurde unter anderem am Silberbrünnl im Wald zwischen Aichach und Hollenbach. (Foto: tw)
Zusammen mit Martin Semmelrogge ist Chris Sklous in dem Film Grimms Kinder - Die Boten des Todes zu sehen. Gedreht wurde unter anderem am Silberbrünnl im Wald zwischen Aichach und Hollenbach. (Foto: tw)
Zusammen mit Martin Semmelrogge ist Chris Sklous in dem Film Grimms Kinder - Die Boten des Todes zu sehen. Gedreht wurde unter anderem am Silberbrünnl im Wald zwischen Aichach und Hollenbach. (Foto: tw)

Im Jahr 2007 erschien der Film Die Zürcher Verlobung – Drehbuch zur Liebe, ein Remake des 50er Jahre Klassikers mit Liselotte Pulver. In einer der Hauptrollen ist darin der deutsch-österreichische Schauspieler Christoph Waltz zu sehen. Kritiken zu dem Film fielen ernüchternd aus: "Etwas bemüht, aber durchaus charmant", lautete eine der Rezensionen. Eine Handvoll Fernsehfilme später spielte Waltz 2009 den SS-Standartenführer Hans Landa in Quentin Tarantinos Film Inglourious Basterds. Für die Rolle wurde Waltz unter anderem mit dem Oscar ausgezeichnet. Ein Karrieresprung, bei dem sich einige in der Filmbranche die Augen rieben: Aus dem damals 53-Jährigen, der im deutschen Film eher auf skurrile Rollen abonniert war, wurde ein gefragter Hollywood-Star.

Chris Sklous aus Dasing ist ebenfalls Schauspieler. Was er mit dem zweifachen Oscar-Gewinner Christoph Waltz gemeinsam hat? Auch er hat schon im Münchner Tatort mitgespielt. Der große Durchbruch blieb dem 49-Jährigen bisher aber noch verwehrt. Dennoch hält er eisern an seinem Traum fest. "Ich möchte mit der Schauspielerei meinen Lebensunterhalt verdienen. Das würde mir vollkommen reichen. Ich muss nicht reich und berühmt werden", sagt der Sohn eines Musiker aus Baindlkirch bei Ried und einer Nürnbergerin. Momentan jobbt er von Mitternacht bis in die frühen Morgenstunden in einer Bäckerei.

Sklous hat schon vieles in seinem Leben gemacht: Er war DJ in der Diskothek „SuperMäx“ in Dasing, hat im Musikladen des Drogeriemarktes Müller im Schwabencenter in Augsburg gearbeitet - was seiner Leidenschaft für Musik entgegenkam. "Ich habe ein ganzes Zimmer voller Schallplatten. Musik ist mein Leben." Die Dreharbeiten zu dem Film "Willkommen in Kronstadt" in Aichach mit Judy Winter und Dieter Hildebrandt weckten schließlich seine Begeisterung für die Filmwelt. Sklous wirkte in der BR-Komödie aus dem Jahr 1995 als Komparse mit, aber er wollte mehr, nämlich ein "richtiger Schauspieler" werden.

2002 absolvierte er deshalb ein Schauspielseminar, "eines, das ich mir leisten konnte", wie er sagt. Er nahm Sprachunterricht, um sich seinen Dialekt und besonders das Rachen-R abzutrainieren und hatte Glück: In München begann etwa zur gleichen Zeit die Produktion von Serien wie Lenßen & Partner oder K 11 - Die Neuen Fälle fürs Privatfernsehen. Sklous sammelte so erste Erfahrungen am Set. "Bei diesen Produktionen gibt es vorab meist ein kurzes Briefing", erzählt der 49-Jährige. "Dabei geht man hinter irgendeiner Hausmauer kurz den Text durch, dann wird die Szene zwei, drei Mal gedreht und gut ist es."

Gelernt als Schauspieler habe er dabei wenig, "es geht nur darum, die Textsicherheit abzufragen", so Sklous. Gefordert hingegen war er beim Dreh für seinen ersten Tatort "Mir san jetzt jetzt da wo's weh tut" unter der Regie von Max Färberböck. Da stand er neben Miroslav Nemec und Udo Wachtveitl vor Kamera und der Regisseur forderte immer wieder von ihm: "Mach weniger, noch weniger!" Ganz schön ins Schwitzen sei er dabei gekommen, erinnert sich der Dasinger, "aber ich habe auch viel gelernt".

Seither hat der 1,68 Meter große Mime in zwei weiteren Tatorten mitgespielt (Klingelingeling und Wir kriegen Euch alle), in Krimi-Serien wie Hubert und Staller oder Soaps wie Sturm der Liebe. Für den Independent-Film Grimms Kinder - Die Boten des Todes stand Sklous insgesamt über sechs Jahre (!) hinweg vor der Kamera. Gedreht wurde unter anderem in Friedberg und am Silberbrünnl im Wald zwischen Aichach und Hollenbach, "alles mit Drehgenehmigung, verstehet sich". Die Horrorkomödie, in der es um einen Jüngling geht, der dem Tod hilft, nachdem dieser von einem Riesen verprügelt worden ist, feierte im Mai in Türkheim Prämiere. Demnächst sei er über Amazon Prime abrufbar, berichtet Sklous.

Warum es so lange gedauert hat, bis der Streifen im Kasten war? Weil der Hobbyregisseur Thomas Pill aus Friedberg nur wenig Geld zur Verfügung hatte, sagt der Dasinger Darsteller. "Er hat alles selbst finanziert", so Sklous, und rund 15▎000 Euro für Requisiten, Reisekosten für die Schauspieler, Mieten und Catering seien eben ein sehr überschaubares Budget. Mit von der Partie bei der Landzeit-Produktion waren übrigens durchaus bekannte Namen. Martin Semmelrogge aus Das Boot zum Beispiel, daneben Eva Habermann, Sonja Kraus, Anouschka Renzi und das Erotik-Model Micaela Schäfer, die 2006 bei der ersten Staffel von "Germany's next Topmodel" angetreten ist. Schäfer spielt in dem Film die Pechmarie. "Sie stand den ganzen Drehtag über nackt vor mir im Wald, was aber offenbar ganz normal für sie war", erinnert sich der 49-Jährige. "Sie hat nicht gemeckert, auch dann nicht, als es zu nieseln begann." Keiner der Schauspieler erhielt übrigens eine Gage, sagt Sklous. "Thomas (Pill) kann die Leute einfach überzeugen. Er schreibt die Schauspieler über Facebook an, ob sie Interesse haben, und ein Prozent davon sagt dann tatsächlich zu." Der Friedberger Regisseur sei wie er ein Film-Verrückter.

Über den langen Zeitraum der Dreharbeiten hinweg, wurden Christian Sklous Haare übrigens immer grauer. "Wir konnten das aber mit meiner Perücke verdecken", sagt der Dasinger, der im Film blonde Haare unter einem Seppelhut trägt. Für die Zukunft ist Sklous guter Hoffnung. "Kleiner Schauspieler wie ich wirken länger jung", sagt der 49-Jährige und lacht. Das sei ein riesen Vorteil.

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