Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung

Kampf dem Kunststoffmüll

Andrea Thorenz und Felix Assies von der Universität Augsburg arbeiten daran, wie Plastikmüll reduziert werden kann. (Foto: Universität Augsburg)
Andrea Thorenz und Felix Assies von der Universität Augsburg arbeiten daran, wie Plastikmüll reduziert werden kann. (Foto: Universität Augsburg)
Andrea Thorenz und Felix Assies von der Universität Augsburg arbeiten daran, wie Plastikmüll reduziert werden kann. (Foto: Universität Augsburg)
Andrea Thorenz und Felix Assies von der Universität Augsburg arbeiten daran, wie Plastikmüll reduziert werden kann. (Foto: Universität Augsburg)
Andrea Thorenz und Felix Assies von der Universität Augsburg arbeiten daran, wie Plastikmüll reduziert werden kann. (Foto: Universität Augsburg)

Plastikmüll ist in den vergangenen Jahrzehnten zu einem weltweiten Problem geworden, an dessen Lösung die Forschung mittlerweile ebenfalls weltweit arbeitet. So auch an der Universität Augsburg, wo Forschende Einweg-Plastikbecher in mehreren Schritten schlussendlich durch Becher aus Bio-Plastik aus regionalen Rohstoffen wie zum Beispiel Stroh herstellen wollen. Gemeinsam mit sieben Projektpartnern, hat man in Augsburg in einem Verbundprojekt des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, das nun für weitere zwei Jahre mit insgesamt 2,5 Millionen Euro gefördert wird, dem Plastikmüll den Kampf angesagt.

Ein erster Schritt dazu wurde bereits im vergangenen Jahr unternommen. Zur Kanu-Weltmeisterschaft brachte der Abfallwirtschafts- und Stadtreinigungsbetrieb der Stadt Augsburg 25 000 Pfandbecher in Umlauf. Die mit berühmten Köpfen der Region verzierten Getränke-Becher sind nun in einem Modellversuch in einer ganzen Reihe von Gastronomiebetrieben erhältlich und werden von diesen auch zurückgenommen und gereinigt. „Wir nehmen an, dass dadurch fast 400 000 Einwegbecher eingespart wurden”, erklärt Felix Assies von der Universität Augsburg. Das Ziel sei ein einheitliches Pfandbecher-System für ganz Augsburg. In seiner Promotion untersucht Assies Möglichkeiten, fossile Kunststoffe durch nachhaltigere Alternativen zu ersetzen und ihre Menge zudem durch Kreislaufsysteme zu reduzieren. Nach Schätzungen der Forscher wurde jeder Becher mehr als 15 Mal genutzt, führt der Wirtschaftsingenieur aus. So habe man gegenüber herkömmlichen Einweg-PET-Bechern gut 20 Tonnen Kohlendioxid einsparen können. Das entspreche einer Reduktion von 75 Prozent, obwohl die Trinkbecher stabiler und dickwandiger sein müssen, und trotz der Energie, die für ihre Reinigung eingesetzt werden muss.

Im Verbundprojekt reGIOcycle, das seit 2020 vom Forschungsministerium gefördert wird, führen Forscher wie Assies unter anderem solche „Life Cycle Assessments”, also umfassende Ökobilanzierungen durch. Pfandsysteme wie der „Augsburger Becher” würden hier nicht nur in puncto Klimabelastung sehr gut abschneiden, sondern auch bei der Verschmutzung der Meere oder bei dem Schaden, der durch die Produktion der Getränke-Behälter an der Ozonschicht entsteht.

Bis zum Jahr 2025 will das Projekt noch einen Schritt weiter gehen. Momentan bestehen die Mehrweg-Becher noch aus herkömmlichen Kunststoffen auf Erdöl-Basis, erklärt Dr. Andrea Thorenz, Mitarbeiterin des Instituts für Materials Resource Management und des Zentrums für Klimaresilienz der Universität Augsburg. Dieses herkömmliche Plastik soll durch sogenannte Bio-Kunststoffe ersetzt werden. Allerdings sollen die Kunststoffe nicht aus Mais oder Zuckerrohr gefertigt werden, da hier beim Import, oft aus Brasilien, den Vereinigten Staaten oder Thailand, zusätzliche Kohlendioxid-Emissionen die Klimabilanz belasten. „Wir planen dagegen, Bio-Plastik mit regionalen Abfällen der Land- und Forstwirtschaft herzustellen”, betont Thorenz und führt Beispiele wie Stroh und Rinde an. Das Projekt hat deshalb für sämtliche Landkreise in Baden-Württemberg und Bayern eine Datenbank erstellt, die alle biogenen Rohstoffe auflistet, die regional in großen Mengen zur Verfügung stehen und für die Bioplastik-Herstellung genutzt werden können.

Bio-Plastik aus regionalen Abfällen der Land- und Forstwirtschaft

Neben dem „Becherproblem” befasst sich das reGIOcycle-Projekt aber noch mit weiteren Themen rund um Nachhaltigkeit und Müllvermeidung. Unter anderem untersuchen die Forschenden, wie erreicht werden kann, „dass die Bürgerinnen und Bürger nicht mehr so viele Plastikprodukte in ihren Biomüll entsorgen”, erklärt Felix Assies. Die Ursache sei hier oft „schlicht Bequemlichkeit” – etwa, wenn Kartoffelschalen oder Obstreste mitsamt der Tüte, in der sie gesammelt wurden, in die braune Tonne geworfen werden – aber manchmal auch ein Mangel an Aufklärung. Ungeachtet der Ursache hat zu viel Plastik im Biomüll zur Folge, dass dieser nicht mehr kompostiert werden darf, sondern der sogenannten „thermischen Verwertung” zugeführt werden muss. Das bedeutet, dass die wertvollen Rohstoffe, die sich darin befinden, nicht mehr genutzt werden können, sondern einfach verbrannt werden müssen.

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