Augsburg - Im Schatten von Uniklinik, Staatstheater und Bahnhofstunnel hat es dieses Projekt schwer, den verdienten Platz in der Öffentlichkeit für sich zu beanspruchen. Dabei ist der Augsburg Innovationspark eine wichtige Komponente, um den Standort zukunftssicher zu gestalten.
Als vor fast zehn Jahren der renommierte Städteplaner Professor Kees Christiaanse seinen Masterplan für einen Innovationspark in Augsburg präsentierte, war die Stimmung geradezu euphorisch. Auf einer Fläche so groß wie etwa 100 Fußballfelder sollte zentrumsnah einer der größten Innovationsparks Europas entstehen, der „Leben, Arbeiten und Wohnen auf besondere Weise verbindet”, so die Idee. Zum Plan gehören großzügige Grünflächen, Parkplätze, Restaurants und Einzelhandel. „Langfristig werden tausende neuer Arbeitsplätze entstehen. Das Investitionsvolumen wird in den nächsten Jahren auf über eine Milliarde Euro geschätzt”, ist aktuell auf der Internetseite des Innovationsparks zu lesen. Doch was hat sich in den vergangenen zehn Jahren denn nun wirklich getan beim Jahrhundertprojekt?
„Von Null auf Ausverkauft” war auf dem A³-Wirtschaftsdialog „Augsburg Innovationspark aktuell” zu hören. Baustelle reihe sich an Baustelle, rund 500 hochqualifizierte Mitarbeiter arbeiteten bereits im Innovationspark.
Vier große Forschungsinstitute haben sich neu im Augsburg Innovationspark angesiedelt und auch das Herzstück des Augsburg Innovationspark brummt: In dem von der Stadt Augsburg betriebenen Technologiezentrum Augsburg (TZA), arbeiten inzwischen 37 Nutzer mit mehr als 300 Mitarbeitern, die hier technisches Equipment im Wert von 27 Millionen Euro eingebaut haben. „15 000 Gäste waren seit Eröffnung im TZA und sorgen für einen äußerst lebendigen Austausch”, berichtet Andreas Thiel, Geschäftsführer der Regio Augsburg Wirtschaftsgesellschaft, in einer Pressemitteilung.
Auch der Test, ob es wirklich gelingen kann, ganz neue innovative Projekte nach Augsburg und ins TZA zu holen, ist laut Thiel inzwischen mit Bravour bestanden: Dank des TZA und des Augsburg Innovationspark ist es geglückt, das französische Unternehmen Faurecia zur Ansiedlung eines völlig neuen Geschäftsfelds in Augsburg zu bewegen. Der Konzern möchte Verbundbauteile aus Carbonfasern für Autos entwickeln. Carbon ist sowohl leichter als auch stärker als Stahl. Anfang der 2020er Jahre soll es Carbonfaser-Teile für die Massenproduktion von Fahrzeugen geben. Die Bauteile sparen Gewicht und so sinkt der Kraftstoffverbrauch. Das kommt der Umwelt zu Gute, aufgrund geringerer CO2-Emissionen. Auch für elektrisch betriebene Fahrzeuge sollen leichtere Bauteile Vorteile bieten.
Die Themen Leichtbau, Energieverbrauch, Robotik, Digitalisierung und Ressourceneffizienz werden auch in den anderen angesiedelten Forschungseinrichtungen erforscht: Der Neubau des Instituts für Materials Resource Management ist von den aktuellen Baustellen im Innovationspark am weitesten fortgeschritten. „Dort vereint sich die Forschung zu Material & Ressourcen und die Produktionsinformatik der Universität Augsburg zusammen mit Instituten der Hochschule Augsburg zu einem interdisziplinären Wissenszentrum”, führt Thiel aus. Ziel sei die Digitalisierung der Wertschöpfungskette. Im Herbst 2019 soll das Gebäude fertig sein.
Auch die Fraunhofer-Einrichtung für Gießerei, Composites und Verarbeitungstechnik (IGCV) baut zusätzlich zu seinem bestehenden Bau im Innovationspark ein weiteres Gebäude: Die Green Factory Augsburg, fertig soll sie im Dezember 2019 sein und auf einer Fläche von rund 12 000 Quadratmetern 160 Mitarbeitern Platz für Forschung rund um die ressourceneffiziente Produktion bieten.
Der Innovationspark beherbergt außerdem zwei Institute des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR): Zu dem bestehenden DLR Zentrum für Leichtbauproduktion gesellte sich 2018 eine neue DLR-Gründung: Das DLR-Institut für Test und Simulation von Gasturbinen. Das derzeit im TZA ansässige Institut plant einen umfangreichen Neubau im Innovationspark.
Mit dem multifunktionalen Gewerbeobjekt Q40 wird die eigentliche Ausrichtung des Innovationsparks deutlich - nämlich die versprochene Verbindung aus leben, arbeiten und wohnen. Im Herbst 2017 bereits vollvermietet, wird das Q40 einen Lebensmittel-Vollsortimenter, Gastronomie, ein Fitnessstudio und Hotel sowie ein integriertes Parkhaus beinhalten. Das Q40 soll so zugleich eine Versorgungslücke zwischen dem Universitätsviertel und dem Gewerbegebiet Haunstetten-Nord schließen. Investor und Projektentwickler ist die Focus Real Estate. Der Bau soll Anfang 2020 eröffnet werden.
Gedacht als Wahrzeichen, entsteht mit Weitblick 1.7 ein „digital durchdachtes Büroneubauprojekt”, wie Thiel es nennt. Mit einer Höhe von bis zu 25 Metern wird das viergeschossige Gebäude nahe der B 17 weithin sichtbar sein. Auffällig ist seine Fassade aus eingefärbtem Glas. Neben Büros sowie Forschungs- und Entwicklungsbereichen gehören eine Gastronomie und eine Kindertagesstätte zum Komplex. Der Spatenstich fand Ende Oktober 2018 statt, lange vorher waren 68 Prozent der mehr als 16 000 Quadratmeter oberirdischen Bruttogeschossfläche vorvertraglich belegt. Investor und Projektentwickler ist die Weitblick 1.7, ein Joint Venture der Audax Projektentwicklung GmbH und der LeitWerk AG als Generalplaner. Die Fertigstellung ist für Sommer 2020 geplant.