Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 07.06.2019 12:00

Hydraulik fürs Gewölbe

Blick ins Innere:   Viele Einzelstützen wurden am Deckengewölbe angesetzt, Hydraulikpressen drücken das Bauwerk behutsam in kleinen Stufen nach oben. Ist dieser Prozess abgeschlossen, soll die Decke 30 bis 40 Wochen „Ruhezeit” bekommen, um die „Krafteinleitungen” verdauen zu können und ihr Gleichgewicht zu finden.	Fotos: Clemens Römer, Erich Hoffmann (oben) (Fotos: Clemens Römer, Erich Hoffmann (oben))
Blick ins Innere: Viele Einzelstützen wurden am Deckengewölbe angesetzt, Hydraulikpressen drücken das Bauwerk behutsam in kleinen Stufen nach oben. Ist dieser Prozess abgeschlossen, soll die Decke 30 bis 40 Wochen „Ruhezeit” bekommen, um die „Krafteinleitungen” verdauen zu können und ihr Gleichgewicht zu finden. Fotos: Clemens Römer, Erich Hoffmann (oben) (Fotos: Clemens Römer, Erich Hoffmann (oben))
Blick ins Innere: Viele Einzelstützen wurden am Deckengewölbe angesetzt, Hydraulikpressen drücken das Bauwerk behutsam in kleinen Stufen nach oben. Ist dieser Prozess abgeschlossen, soll die Decke 30 bis 40 Wochen „Ruhezeit” bekommen, um die „Krafteinleitungen” verdauen zu können und ihr Gleichgewicht zu finden. Fotos: Clemens Römer, Erich Hoffmann (oben) (Fotos: Clemens Römer, Erich Hoffmann (oben))
Blick ins Innere: Viele Einzelstützen wurden am Deckengewölbe angesetzt, Hydraulikpressen drücken das Bauwerk behutsam in kleinen Stufen nach oben. Ist dieser Prozess abgeschlossen, soll die Decke 30 bis 40 Wochen „Ruhezeit” bekommen, um die „Krafteinleitungen” verdauen zu können und ihr Gleichgewicht zu finden. Fotos: Clemens Römer, Erich Hoffmann (oben) (Fotos: Clemens Römer, Erich Hoffmann (oben))
Blick ins Innere: Viele Einzelstützen wurden am Deckengewölbe angesetzt, Hydraulikpressen drücken das Bauwerk behutsam in kleinen Stufen nach oben. Ist dieser Prozess abgeschlossen, soll die Decke 30 bis 40 Wochen „Ruhezeit” bekommen, um die „Krafteinleitungen” verdauen zu können und ihr Gleichgewicht zu finden. Fotos: Clemens Römer, Erich Hoffmann (oben) (Fotos: Clemens Römer, Erich Hoffmann (oben))

Von einer „Herz-OP” war im Oktober 2014 die Rede, als der Startschuss zur Kirchensanierung fiel und sich schwere Bohrmaschinen zur Gründung des Turms im Inneren in den Boden gruben, das gesamte Gebäude in Bewegung geriet und sogar Fenster barsten. Das historische Gemäuer überlebte die Operation, landete zwei Jahre später aber dennoch auf der Intensivstation. Die Schäden am Deckengewölbe des Kirchenschiffs und des Chorraumes stellten sich als wesentlich schlimmer heraus, als erwartet. Die Statik stand auf der Kippe, guter Rat war teuer. Und brauchte Zeit. Lange Zeit herrschte Stillstand auf der Baustelle, bis man sich nach langen Untersuchungen, komplizierten Berechnungen und zähen Verhandlungen im Hintergrund - Stichwort: Kosten - auf eine sogenannte Rückverformung des Gewölbes einigte. Man hätte auch mit einer Teilerneuerung oder zusätzlichen Stahlkonstruktionen operieren können, wollte dann aber doch möglichst viel Original-Substanz erhalten und damit Wittelsbacher Geschichte für die Nachwelt sichern.

Wenn es sich beim Einstieg in die Sanierung tatsächlich um eine „Herz-OP” handelte, dann muss man nun wohl vom Betreten medizinischen Neulandes sprechen. Arbeiten dieser Art in dieser Dimension seien ihnen bisher nicht bekannt, betonten jedenfalls Volker Wörner, Projektleiterin Dagmar Feiler sowie Clemens Römer vom Ingenieurbüro Wolfrum und Römer. Die Arbeiten sind diffizil, komplex und nicht ungefährlich. Gewölberippen werden ausgebaut, nummeriert und später wieder eingefügt. Fehlende Ziegel werden zum Teil passgenau nachgebrannt. Das Gewölbegerippe wird zudem um eine halbe Steinstärke aufgebessert. Auf dem verstärkten Gerüst im Inneren der Kirche wuchsen unzählige Holzstützen wie Speichen eines Rades in die Höhe. Hydraulische Pressen drücken das Gewölbe millimeterweise nach oben. Alles stets online von einer Dauermesseinrichtung überwacht, um unvorhergesehene Veränderungen im Mauerwerk sofort zu bemerken und notfalls umgehend eingreifen zu können. Ein riskantes Unterfangen - Historie am seiden Faden quasi. Die beauftragten Arbeiter sind Spezialisten auf ihrem Gebiet, müssen gute Nerven haben und absolut zuverlässig vorgehen.

Römer hatte zahlreiche Bilder dabei und löste damit Staunen im Saal aus. Auch was Sünden der Vergangenheit anbelangt. Als sich der Dachstuhl gesenkt hatte und auf das darunter liegende Gewölbe drückte, wurden kurzerhand Steine aus den sensibelsten Tragrippen herausgeschlagen. Ohne Rücksicht auf die Statik. Risse wurden mit Mörtel kaschiert, obwohl sie so breit waren, dass die ganze Hand darin Platz hat. Mit ein Grund dafür, dass das tatsächliche Ausmaß der Schäden erst im Laufe der Sanierung sichtbar wurde.

Dass man wohl erst 2022 fertig sein wird - im letzten Jahr wird es unter anderem noch um die Innenausstattung und Kunstwerke gehen -, hat auch mit einer notwendigen Ruhezeit zu tun, die man dem Gewölbe nach der Rückverformung einräumen muss. Von 30 bis 40 Wochen sprach Clemens Römer, der dringend darum bat, dem Gemäuer diese Zeit auch tatsächlich zu gönnen. 20 bis 30 Tonnen Gestein müssten die vielen „Krafteinleitungen” durch die Hydraulikpressen erst einmal verdauen, quasi ihr Gleichgewicht wieder finden.

Mehr Hintergründe in der Aichacher Zeitung oder im E-Paper.


Von Robert Edler
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