Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 30.01.2023 17:01

Auf Kufen durch den Winter

Mit solchen Schlitten   waren die Menschen früher unterwegs. Die Reise war nicht ungefährlich. Wärme brachten lediglich mehrere Decken. 	Foto: Anton Ostermair (Foto: Anton Ostermair)
Mit solchen Schlitten waren die Menschen früher unterwegs. Die Reise war nicht ungefährlich. Wärme brachten lediglich mehrere Decken. Foto: Anton Ostermair (Foto: Anton Ostermair)
Mit solchen Schlitten waren die Menschen früher unterwegs. Die Reise war nicht ungefährlich. Wärme brachten lediglich mehrere Decken. Foto: Anton Ostermair (Foto: Anton Ostermair)
Mit solchen Schlitten waren die Menschen früher unterwegs. Die Reise war nicht ungefährlich. Wärme brachten lediglich mehrere Decken. Foto: Anton Ostermair (Foto: Anton Ostermair)
Mit solchen Schlitten waren die Menschen früher unterwegs. Die Reise war nicht ungefährlich. Wärme brachten lediglich mehrere Decken. Foto: Anton Ostermair (Foto: Anton Ostermair)

Um eine Verwechslung auszuschließen, war auf dem Schlitten das entsprechende Namensschild des Eigentümers angebracht. Das Namensschild in Blech des Weilacher Schlittens weist auf den damaligen Vorbesitzer der Familie von Georg Spöttl hin. Durch spätere Einheirat von Georg Seitz von Arnsried änderte sich damals der Familienname.

Mit diesem Schlitten fuhren Generationen der Familie im Winter zu den Auswärtsterminen vorwiegend zur damaligen Kreisstadt nach Schrobenhausen und Umgebung. Dieses Transportmittel war auch die einzige Möglichkeit im Winter bis in die 1950er Jahren die Ziele außerhalb der Ortschaft zu erreichen, sofern nicht der Fußmarsch angesagt war. Die ganz alten Wegweiser zeigten früher die Entfernung zu den Ortschaften nämlich nicht in Kilometer an, sondern in der tatsächlichen Dauer des Weges. Mithilfe eingespannter Pferde konnten die Fahrten durch die Winterlandschaften erfolgreich gemeistert werden.

Auch zu diesen Zeiten war eine Schlittenfahrt für die Insassen nicht ungefährlich. Es gab oft Unfälle. Ein Schlitten konnte durch die Schneewehen umkippen und die Personen fielen auf die Straße, besonders dann wenn ein Pferd scheute oder durchging. Einen Schutzbügel hatte dieser Schlitten nicht und auch kein Dach. Gegen die Kälte gab es mehrere Decken für die Schlitteninsassen.

Zu einem Winter bis in die 1960er Jahre gehörte natürlich nicht nur eine Schneedecke wie heutzutage von maximal zehn Zentimetern, sondern der Schnee türmte sich bis zu einem Meter und höher. Zudem waren die überörtlichen Straßen durch viele Hohlwege zumeist wegen Schneeverwehungen unpassierbar. Mit dem Schlittenfuhrwerk waren die Schneemassen leichter zu bewerkstelligen als mit dem Auto.

Zu diesen Zeiten gab es auch noch keinen Räum- und Streudienst der Kommunen, der morgens bereits mit einer perfekt geräumten und gestreuten Fahrbahn aufwarten konnte. Wenn überhaupt, dann wurde ein hölzerner Schneepflug in V-Form eingesetzt, der bei jedem Hindernis ausschwenkte und somit im Ergebnis nicht immer zufriedenstellte.

Da die meisten Gemeindestraßen auch nicht über die mittlerweile obligatorischen Straßenpfähle verfügten, wurden rechtzeitig im Herbst die Schneestecken aufgestellt, die den Straßenverlauf markierten, da die Straßenführung bei Verwehungen nicht mehr zu erkennen war.

Daher konnten die Straßen im Winter seitens der Landgemeinden nur mit den sogenannten Hand- und Spanndiensten einigermaßen freigehalten werden. Als Handdienst war der persönliche Einsatz der Gemeindebürger mit Schaufel angesagt. Spanndienst bezeichnete das Einspannen von Pferden oder Ochsen mit Fuhrwerk und den Einsatz zum Wegfahren der Schneemassen. Dazu musste vom damaligen Gemeindediener der Arbeitseinsatz, der vom Bürgermeister angeordnet wurde, rechtzeitig bei den Bürgern eingesagt werden.

Diejenigen Gemeindeeinwohner, die über keine Pferde verfügten - nach dem Zweiten Weltkrieg setzte die Motorisierung mit Bulldogs ein, die Pferde ersetzten -, also keinerlei Spanndienste leisten konnten, wurden zu den Handdiensten verpflichtet. Daher kam es früher oft vor, dass bereits morgens und am Nachmittag dieser Diensteinsatz anstand, damit die überörtlichen Straßen freigehalten werden konnten.

Die abseits gelegenen Weiler und Einöden mussten sich indes selber freischaufeln oder die Milchkannen der Milchviehbetriebe wurden an eine freigeräumte Sammelstelle gebracht werden und von dort an das Milchwerk in Aichach für die beiden Landkreise Schrobenhausen (im südlichen Landkreis) und Aichach weitertransportiert.

Die Verpflichtung von Hand- und Spanndiensten ist auch heute noch in der Bayerischen Gemeindeordnung vorgesehen. Dieser gemeinschaftliche Arbeitseinsatz ist aber durch das hauptberufliche Gemeindepersonal vom Bauhof und teilweise der Freiwilligen Feuerwehren nur als letztes Mittel bei Katastrophen, Unwetter oder Schneechaos möglich. Gemeinschaftlicher Arbeitseinsatz damals normal

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