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Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung

„Hirt und Herde sind jetzt aus einem Stall”: Bertram Meier wird neuer Bischof von Augsburg

Nachdem die Gerüchteküche um Konrad Zdarsas Nachfolger nach seinem altersbedingten Rücktritt im vergangenen Jahr brodelte, war der von Papst Franziskus verkündete Name nun doch für viele überraschend – denn selten fällt das Bischofsamt an einen Geistlichen, der bereits zuvor im Bistum tätig war. Der ernannte Bischof Bertram Meier hingegen stammt selbst aus dem Bistum Augsburg, nämlich aus Kaufering, und war für das Bistum auch bereits in zahlreichen Positionen tätig, unter anderem als Kaplan, Jugendseelsorger, Dekan und Stadtpfarrer. 


Zuletzt war Meier seit 2000 Domkapitular und Domdekan, Bischofsvikar für Ökumene und interreligiösen Dialog, stellvertretender Generalvikar und seit 2014 Hauptabteilungsleiter für das bischöfliche Seelsorgeamt. Seit dem 8. Juli 2019 leitete er bereits übergangsweise das Bistum als Diözesanadministrator.

„Ich war erst sehr überrascht“, sagte nun auch Prälat Meier nach der feierlichen Bekanntgabe der Ernennung im Augsburger Dom. „Aber ich bin jetzt auch sehr froh und dankbar.“ Vor rund einer Woche hatte der Apostolische Nuntius den 59-Jährigen nach Berlin eingeladen, um über das Bistum Augsburg zu sprechen. Dabei erfuhr Meier dann, dass Papst Franziskus beschlossen hatte, ihn zum neuen Bischof zu ernennen. Er habe dann auch ohne zu zögern angenommen. 


Im Dom hatten sich zahlreiche Pressevertreter, aber auch Gläubige, versammelt, um zu erfahren, wer das Bistum künftig leiten wird. Als Domkapitular Monsignore Harald Heinrich nach einem gemeinsamen Gebet Meiers Namen verlas, führte das zu Applaus auf den komplett gefüllten Bänken des Doms. „Ich kenne Sie, Sie kennen mich, wir wissen, wie wir ticken“, wandte sich Meier an die Gläubigen. „Hirt und Herde sind jetzt in Augsburg aus einem Stall.“

Am Samstag, 21. März, wird Meier voraussichtlich im Rahmen einer Eucharistiefeier, die zugleich mit seiner Bischofsweihe verbunden ist, ins Amt eingeführt. Bis dahin ist er weiterhin Prälat, oder „ernannter Bischof“. Er werde dann nach seiner Weihe nicht sofort mit einer Regierungserklärung feste Pläne für die kommenden Jahre festlegen, sagt er. Das sei vermessen. 

Stattdessen müssten der Bischof und die Gläubigen „mehr noch aufeinander hören, einander anhören, zuhören.“ Vorerst wolle er eine Art von „Hörgruppe“ einrichten, wo der Bischof zwar nicht „mit dem Pflaster vor dem Mund“ komme, aber auch einfach mal zuhören werde, welche Belange die Menschen im Bistum haben: „Ich will erst einmal hinhören, auf die Menschen, und dann auch auf das Wort Gottes.“ Denn Bischof zu sein bedeute nicht nur das gemeinsame Feiern, sondern „vor allem auch, einen Pilgerweg mit dem Volk Gottes von Augsburg weiterzugehen“.


Nun überwiege für ihn allerdings erst einmal die Vorfreude. „Ich habe Respekt vor dem Amt“, sagt Meier. Er freue sich über das Vertrauen, das der Papst, aber auch die Ortskirche, in ihn gesetzt hätten. „Ich denke, dass doch viele Gläubige, die ich kennen und schätzen lernen durfte, sich jetzt freuen, wenn mal wieder ein Hirte aus der eigenen Diözese kommt“, so Meier.

Ursprünglich hatte das Bistum für diesen Tag einen anderen Termin angesetzt: Es sollte um die Aufklärung der Missbrauchsfälle im Kinderheim Reitenbuch gehen. Aufgrund der kurzfristigen Nachricht, dass der neue Bischof an eben diesem Tag ernannt werden würde, musste der Termin vorerst ausfallen. Mit der Aufklärung werde man aber selbstverständlich weitermachen, betonte Meier. Die zahlreichen Missbrauchsfälle seien beklagenswert, und alle Verantwortlichen ließen „in einen tiefen Abgrund der katholischen Kirche schauen“. Allerdings habe sich das Bistum Augsburg von Anfang an um Aufklärung bemüht. „In Augsburg ist nichts verdrängt worden“, so Meier. „Ich denke, wir können uns, was die Aufklärung und Prävention angeht, schon auch sehen lassen.“ Die Kirche habe eine moralische Verpflichtung. „Wer die Messlatte hochlegt, muss auch schauen, dass er selbst diese bestmöglich einhält.“

Die offiziellen Reaktionen auf Meiers Ernennung fielen durchgehend positiv aus. Bürgermeisterin Eva Weber freute sich, „dass wir nun einen Bischof haben, den wir auch kennen“.

Als Stadt habe man bereits jetzt gute Beziehungen, und habe Meier auch als einen Mann wahrgenommen, der nicht nur die katholische, sondern auch die „multireligiöse“ Stadt Augsburg mitgestalten möchte. Sieglinde Hiller, stellvertretende Vorsitzende des Diözesanrat der Katholiken im Bistum Augsburg, sieht in Meier einen Bischof, „der die Fähigkeit hat, die Gläubigen auch in den kleinsten Gemeinden abzuholen“. Und Weihbischof Anton Losinger lobte Meier als „klugen, kommunikativen und offenen“ neuen Bischof. „Ich denke, wir können mit großer Zuversicht in die Zukunft gehen, besonders wenn der synodale Weg kommt“, so Losinger. 


Von Laura Türk
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