Vor fast 25 Jahren, 1999 sorgte das Kunstprojekt „Kunst-Kamin“ am Bayerischen Landesamt für Umwelt in der Bürgermeister -Ulrich-Straße, für heftige Diskussion. Die Künstlergruppe „Open System(s)” mit den Künstlern Dieter Kunz, Nausikaa Hacker und Uli Panick hatte den „Kunstwettbewerb Neubau Landesamt für Umweltschutz“ – heute: Landesamt für Umwelt – gewonnen mit ihrer Idee eines freistehenden, gemauerten und betretbaren Schornsteins von 36 Metern Höhe aus roten Kaminradialklinkern. Daran erinnerte nun der Kulturkreis Haunstetten in einer Pressemitteilung.
Der Kamin, so die Künstler damals, solle ein sichtbares Zeichen sein „für die Problematik Energieversorgung und CO2-Ausstoß“, gerade im Gegensatz zu den Aufgaben des Landesamtes und „seinem umweltbewussten Energiekonzept mit Solarenergie, Aquiferspeicher, Abluftwärmetauscher“. Der Schornstein stelle ebenso ein monumentales „historisches Zitat“ aus dem Industriezeitalter dar.
Zwei große Industrieunternehmen besaßen in Haunstetten für ihre Abluft bei der Energieerzeugung riesige Kamine, die jahrzehntelang das Ortsbild im Stadtteil prägten: Die Haunstetter Spinnerei und Weberei, gegründet 1856, die 1982 stillgelegt wurde, und die Firma Martini, gegründet 1832, die 1993 ihre Pforten schloss. Ihre Gebäude und auch die Schornsteine wurden in den 1990er Jahren ohne Rücksicht auf die Industriegeschichte Haunstettens abgerissen. So erinnert kein originales historisches Bauwerk an diese Unternehmen und ihre damals übliche Art der Energiegewinnung.
Befürworter des Kunstkamins waren der damalige Präsident des Landesamtes Professor Christian Himminghoffen, die Stadträte Jutta Goßner und Heinrich Bachmann sowie Christoph Vitali, Direktor des Münchner Hauses der Kunst. „Ablehnung kam vor allem aus Augsburg – so vom damaligen Vorsitzenden des Baukunstbeirats Hans Schrammel und von Dr. Thomas Elsen von den städtischen Kunstsammlungen”, erinnert sich Jutta Goßner, Erste Vorsitzende des Kulturkreises Haunstetten. Letztlich setzten sich die Unterstützer durch.
Der Anblick des Kamins solle anregen, über den steten Wandel der Energiegewinnung und der Luftreinhaltung nachzudenken, aber auch sich die fast vergessenen Industriegeschichte des Stadtteils vorzustellen, die über ein Jahrhundert lang Hunderte von Arbeitern beschäftigte. (pm)