- Viele der älteren Mitglieder des TSV Aindling werden sich in diesen Tagen wieder an einen warmen Samstagnachmittag im Juni 1996 erinnern. Mit eine 4:0-Erfolg über Schwabach stiegen die Lechrainer seinerzeit in die viertklassige Bayernliga auf. Und genau dort, im Stadion Stauferpark in Donauwörth, wo vor 27 Jahren laut Fußballchef Josef Kigle der bislang „größte sportliche Erfolg des Vereins” gefeiert wurde, können die Aindlinger Fußballer am drittletzten Spieltag am Samstagnachmittag (Spielbeginn 15 Uhr) den Meistertitel in der Bezirksliga Nord endgültig eintüten. Dazu benötigen sie nur noch einen Sieg, gegen den Gastgeber SV Wörnitzstein-Berg.
Obwohl es für die Rot-Weißen nach dem Gastspiel in Donauwörth „nur” noch gegen die beiden bereits als Absteiger feststehenden FC Affing und TSV Nördlingen 2 geht, so wollen sie gleich ihren ersten Matchball verwandeln. Doch es ist wie in den Eishocky-Playoffs, um eine Serie für sich zu entscheiden: der letzte Sieg ist der schwerste. Zumal die jüngste TSV-Auswärtsbilanz nicht nur für Trainer Christian Adrianowytsch „nicht zufriedenstellend” ist. In der Liga gab es zuletzt drei Niederlagen hintereinander in der Fremde. Und dennoch ist Adrianowytsch zuversichtlich, dass sich das am Samstag ändert: „Die Stimmung in der Trainingswoche war sehr gut. Jeder weiß, dass jetzt nur noch ein Sieg fehlt.”
Doch in den zurückliegenden Partien, den Pokalsieg in Dinkelscherben (1:0) inbegriffen, merkte man auch den Aindlingern an, dass die Saison in die entscheidende Phase eingebogen ist. Am vergangenen Sonntag, beim knappen 1:0 über Wertingen, hat es bis tief in die zweite Hälfte gedauert, ehe David Burghart die Lechrainer mit seinem Siegtor erlöste. „Das ist doch klar, dass jetzt jeder angespannt und nervös ist”, verteidigt Kigle den zähen Heimauftritt am vergangenen Sonntag, „letztendlich zählt nur das Ergebnis.”
So wie letztendlich auch heute Nachmittag. Denn im Vorbeigehen werden die Aindlinger die Meisterschaft im Stauferpark nicht geschenkt bekommen. „Wörnitzstein hat noch eine kleine Chance auf die Relegation”, verweist Kigle aufs Klassement. Vier Punkte liegen die Fußballer aus den Donauwörther Ortsteilen Wörnitzstein und Berg (5., 45) hinter dem Zweiten Jettingen. Dabei hatten die Nordschwaben vor Kurzem sogar die besten Karten im Kampf um die Vizemeisterschaft, doch mit nur einem Punkt aus drei Spielen innerhalb einer Woche hat das Team des zum Saisonende scheidenden Trainers Bernd Taglieber entscheidend an Boden eingebüßt.
Noch aus einem weiteren Grund werden sich die TSV-Fußballer den Titel hart erarbeiten müssen. Denn gerade in den beiden Duellen der vergangenen Saison ging's auf dem Platz recht hitzig zur Sache. Beim Aindlinger Auswärtssieg im Oktober 2021 fiel der 2:1-Siegtreffer erst in der Nachspielzeit durch einen verwandelten Strafstoß von Antonio Mlakic, dazu flogen Markus Nix (TSV) und Fabian Müller (SVW) mit „Gelb-rot” vom Platz. Beim Rückspiel am Schüsselhauser Kreuz (2:2) war gleich für drei Spieler vorzeitig Dienstschluss, die Aindlinger Fatlum Talla und Mlakic sowie Gästspieler Nicolas Steidle sahen jeweils „Rot”.
Apropos Talla: Der fehlt heute wegen seiner roten Karte am vergangenen Sonntag. „So etwas hätte ihm nicht passieren dürfen”, tadelt Adrianowytsch. Denn auf den Offensivspieler, der in den vergangenen Wochen mit guten Leistungen überzeugte, verzichtet Adrianowytsch nicht gerne. Neben Talla fehlen mit Oguzhan Karaduman (beruflich verhindert) sowie Matthias Schuster (privater Termin) zwei weitere Akteure aus der Startelf vom vergangenen Sonntag. Und auch Innenverteidiger Philipp Baier hat sich zu Wochenbeginn wieder krank gemeldet.
Nach vielen Jahren der sportlichen Durststrecke mit den beiden Abstiegen aus der Bayernliga Süd (2013) sowie Landesliga Südwest (2018) könnte 2023 wieder ein Aindlinger Jahr werden. Denn mit dem Meistertitel und der damit verbundenen Landesliga-Rückkehr würden sie nach dem Kreispokalsieg auch das Double perfekt machen - das hat es in der TSV-Vereinsgeschichte noch nicht gegeben.